Cormega – The Testament

Der Weg des Queensbridge-Lyricists Cormega war wahrlich kein Zuckerschlecken. Er musste im Leben schon sehr viel strugglen – und das ist jetzt noch nicht mal nur auf das Leben in den Projects bezogen. Bereits zu Zeiten des Releases von NAS’ Alltime-Classics „Illmatic“ genoss Mega enorme Aufmerksamkeit, denn Nasir Jones erwähnte den damals inhaftierten Dealer persönlich in seinem Gefängnisbrief „One Love“. Kaum aus dem Gefängnis entlassen, schloss sich Cormega der Formation The Firm an, die aus NAS, Foxy Brown und ihm selbst bestand. Später wurde er durch Nature ersetzt, konnte aber noch einen Deal mit Def Jam herausschlagen. Dort blieb er unbeachtet, womit wir wieder eine Brücke zu „The Testament“ schlagen. Dieses Album hat nämlich schon mehr als sieben Jahre auf dem Buckel und sollte eigentlich unter Def Jam releast werden. Die Labelpolitik verhinderte dies jedoch, und Cormega bat nach fünf Jahren Wartezeit um Auflösung seines Vertrages. Nun bringt er das Album auf seinem eigenen Label raus.Wie schon erwähnt, hat das Album etliche Jahre in der Warteschleife verbracht. Trotzdem klingt es nicht wirklich altbacken, wenn man von Cormegas damaligen Flow und seinen Styles absieht. Oder will mir jemand erzählen, dass Leute wie Havoc, Sha Money XL, RNS und Dave Atkinson keine zeitlosen Produktionen arrangieren?Dieses Album lässt einen in wunderschönen Erinnerungen schwelgen. Weiß noch jemand, wie es war, als man das erste Mal den Klängen von Mobb Deeps „The Infamous“ lauschte? OK, ein Alltime-Classic ist „The Testament“ dann doch nicht, aber es geht stark in die Richtung. Wer Cormegas Diskografie etwas verfolgt hat, weiß, dass der ein typischer Storyteller im Stile des allmächtigen Nasir Jones ist – natürlich nicht auf die gleiche Stufe zu stellen. Große Straßenpoesie findet sich auf diesem atmosphärisch äußerst dichten Werk. Dazu einer meiner persönlichen Classics, das Mobb Deep-sportende, minimalistisch produzierte „Killaz Theme“. Der Track wird nur begleitet von einer durchgehenden String und den – für Havoc so typischen – schnellen HiHats und natürlich auch etwas Bass. Dazu drei MC’s in Höchstform (Mega : „Gold chain chokin‘ me / cocaine provocing me / to live my destiny / jacuzzi water soakin‘ me“). They definetely killed it with this one!!!Neben Mobb Deep ist auch noch Fatal Hussein aus dem Militainment-Camp von CNN gefeaturet. Auf „Every Hood“ kann er eindeutig überzeugen. Was mir bei diesem Album auch mal wieder extrem auffällt, ist, dass speziell das Queensbridge-Umfeld einen enormen Identifizierungsgrad mit einem gewissen Tony Montana (ihr wisst schon: „Scarface“) hat. Für „Montana Diary“ sampelte man eine der Schlüssel-Melodien des Drogen-Epos. Neben den vor Deepness strotzenden Stücken kann man Cormega auch in der Rolle des Womanizers begutachten. Mit Liebesfloskeln huldigt er auf „Coco Butter“ dem weiblichen Geschlecht schwarzafrikanischer Abstammung. Der Titeltrack des Albums wurde in zwei Versionen aufgefahren, der Beat und die Lyrics wurden nochmals überarbeitet. In diesem Song findet man auch einen kleinen Seitenhieb in Richtung NAS, auf den Cormega nicht wirklich gut zu sprechen scheint. Kurz zuvor antwortet Mega aber noch ausführlich auf NAS’ „One Love“ und sichert ihm Loyalität seinerseits zu.Im Endeffekt kann man dieses Album getrost zwischen „Illmatic“ und „The Infamous“ platzieren, auch wenn es von einem Klassiker etwas entfernt bleibt. Die Atmosphäre, die beim Hören dieses Albums entsteht, passt jedoch perfekt zu den guten alten Tagen!