VA – Brazilian Beats 6

Nun habe ich hier Brazilian Beats 6 vor mir liegen. Ich denke an Brasilien und finde mich wieder in einem Traum voller Strand, Sonne, Samba, einer riesigen Jesusfigur und zu guter Letzt traumhaftem Fussball. Aber auch an „City Of God“, die Favelas (Slums in Brasilien), Kriminalität und …. genau, exotisches Essen! Nach Studieren des Pressetextes und kurzem Durchskippen der CD weiß ich ziemlich sicher, was mich hier erwartet – eine große Mixtur verschiedener Musikstile. Sei es nun Blues, Jazz, Swing, Rock, Samba, Drum’n’Bass, Disko, Ambient, Deep House oder HipHop – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es kommt mir vor wie ein großer Obstsalat, auf dessen verschiedene Obstsorten ich sehr gut klar komme, da sie mir alle äußerst geläufig sind. Und doch ist der Geschmack nicht wie gewohnt. Das Ganze wurde noch mit einer speziellen Zutat verfeinert, im Falle der Musik sind es die Bongos, die man in fast jedem Track dieser CD zu hören bekommt (wahrscheinlich heißt das Label auch deshalb „Mr Bongo Recordings“). Super lecker!!!Diese CD sollte selbst eher rhythmusschwache Europäer zu einer ausgiebigen Sambanacht verleiten können. Schöne Musik, mit der sich sowohl Jung als auch Alt identifizieren können. Schon das Intro mit „No Tranco“ von Siri zeigt die Liebe zur Musik – das Motorgeräusch eines ziemlich alten Autos wird dazu benutzt, einen eigenständigen Beat zu kreieren. Was für eine wunderschöne Idee! Später kommen noch Bongos und Trompeten dazu, um die Melodie des Stückes zu intensivieren.Weiter geht’s mit einer gehörigen Portion Deep House (Arakatuba „Riva“), hinüber zu Drum’n’Bass (Marcellinho & Sev Jorge „Cotidiano“), um dann eine Brücke zum Hauptgeschehen der Compilation zu schlagen. Das Samba-Jazz-Bongo-durchsetzte „Take Me Back To Cala Bassa“ von Heavy Joker leitet den eher gelassenen Teil der CD ein, der als Ganzes mit schöner Musik aufwarten kann. Geführt wird die Hörerin / der Hörer durch das breite Spektrum der Musik vom 70er Funk über Pop-Rock hin zum Samba und Salsa mit einer 180 Grad Wendung zurück zum Jazz und Blues.Auch die Interpretation des Alltime-Classics „Tequila“ vom Orquestra America Romantica bietet schöne Instrument-Solos und jede Menge, genau, Bongos. Unser aller eigentliches Augenmerk, HipHop, kommt erst gegen Ende der CD ins Spiel. Mit zwei Songs von Black Alien („Babylon By Gus“ & „Como Eu Te Quero“) und Marcelo D2‘s „Lodeando“ findet man drei schöne HipHop-Songs, die auch auf dem europäischen Markt nicht fehl am Platze wären. Flow und Skillz der MC sind durchaus annehmbar. Leider ist die Beats-Sektion etwas zu stark europäisch angehaucht. Ich habe mir da etwas mehr Individualität versprochen. Schade eigentlich – wo der Rest der Platte doch so schön individuell klingt! Leider ist es mir persönlich nicht möglich, über die Delivery der Sänger und Rapper zu berichten, da ich in Portugiesisch nicht so gut aufgepasst habe (oh, hatte ich ja nie!). Nach komplettem Durchhören der CD sehne ich frenetisch den Sommer herbei! Wenn ganz Brasilien so klingt, muss ich da hin!