Taz.Greis.Claud.Curse – Prestige

Vor mir liegt ein alter Bekannter, der es schon einmal verstand mich mit dem was ich verstehen konnte zu beeindrucken. Die Rede ist von Greis, dessen Platte „Eis“ ich vor ein paar Jahren von einem Schweizer Homie geschickt bekommen hatte. Was hier nun liegt ist der Schnellschuss von Curse, der für diesen Release schnell mal Alles Real Records auf die Schweiz ausweitete, Taz (Crew TAF), dem eben erwähnten Greis (PVP) und Claud (Sektion Kuchikäschtli). Dreimal Schweiz, einmal Deutschland, ergibt ein dreisprachiges Album, denn zum ´Schwizerdütsch` gesellen sich selten, aber doch ab und an, ein paar ‚Schwizerfranzösische‘ (Gibt’s das?) – Zeilen. Meiner Meinung nach ist grundsätzlich zu betonen, dass schwizerdütschsprachiger Rap den Rhymes auf deutsch in nichts nachsteht. Besonders hervorzuheben ist Claud, der als Produzent für den Sound der EP zuständig ist und für absolut dicke Beats, die sehr soul- und funklastig sind und mich absolut flashen, gesorgt hat. Die Beats klingen absolut massgeschneidert für die drei, technisch auf hohem Niveau flowenden, MCs.Der erste inhatlich erwähnenswerte Track ist „Bewegig / Stillstand“, in dem Curse das thematisiert, was sicher alle von uns mehr oder weniger beschäftigt und was sowohl auf die ‚Szene‘, als auch auf unser aller Leben anwendbar ist: Wie behalte ich trotz des ganzen Stress und Struggle den Hunger weiterzumachen und wie gelingt es mir, nicht in Lethargie zu verfallen?Bis auf das anscheinend unvermeidbare Herumgeheule über die CD-brennenden Kids, überzeugt dann auch gleich der nächste, schlicht „?“ genannte, Track. Ebenfalls deep wird in Frage gestellt, warum Dinge sind wie sie sind. Thematisch wird gedriftet zwischen Nonsens, politischer Kritik und persönlicher Reflektion. Was mir bleibt ist ein Fragezeichen bei der (sinngemässen) Zeile: Wieso kaufst du dir Platten, kauf dir doch besser nen Computer (…) wo du das Zeug umsonst kriegst‘. Worüber wundern sich eigentlich die Artists, wenn sie akzeptieren, dass Sie immer weniger Cash vom Verkauf kriegen, die Tonträger aber immernoch das Budget eines Durchschnittsschülers übersteigen?Conscious im Club ist mir zu jiggy. Wer drauf steht solls sich anhören, mich nerven solche Schwachsinnslines eher; also Skip und weiter zu „Becks Gold Cyphers“, einem Freestyle in dem Curse direkt mit einer homophoben Zeile daher kommt, also wieder Skip, denn so etwas braucht, meiner Meinung nach, kein Mensch. Zumal auch die anderen außer Pimp-Styles nicht viel zu bieten haben.„Das Letzte Mal“ bietet den, selbst für die Platte, wohl softesten und poppigsten Beat, passend unterstützt durch eine französische Hook, was den Track für meinen Geschmack nicht schlechter macht. Thematisch interessant, versuchen die Mcs die Stimmung einzufangen, die herrscht wenn man gerade die Beziehung beendet – zwischen der Erkenntnis ‚Es ist besser zu gehen‘ und dem Gefühl des Nochbleibenwollens. Leider rutscht das Niveau der Texte inhaltlich manchmal ins bodenlose.Wirklich aufwärts geht es dann bei der Platte auch nur noch einmal und zwar beim letzten Track „Resistance“. Hier wird eine Lanze gebrochen, mit Antifa-Gruppen und antifaschistischem Engagement, sogar Querfront-Strategien werden thematisiert „… denn die Jungs ham jetzt ihre eigenen Designermarken…“ und der Staat wird im Umgang mit den Faschos in Frage gestellt. Auch Taz und Greis thematisieren Nationale Phänomene aus ihrem Umfeld. Für mich als Inhaltsjunkie natürlich einer der überzeugendsten Tracks auf der Platte.Stilistisch fährt Curse seinen gewohnten Style, der technisch wie gewohnt solide kommt, aber leider nur weig Abwechslung und Entwicklung vorweisen kann. Einmal mehr überrascht mich, wie sehr mich schwizerdütsch in gereimter Form flashen kann. Also anhören und den Horizont erweitern!