Afrob – Hammer

Endlich. Mit dreizehn neuen Tracks meldet sich das Stuttgarter Enfant Terrible Afrob zurück – und zwar gewaltig. Für uns allerdings unfreundlicherweise nicht vollständig, sondern nur als Snippets – wie soll denn so etwas korrekt bewertbar sein?Schon allein die Liste der Produzenten, bei denen die Beats für dieses Juwel gepickt wurden, liest sich spektakulär: Sie kommen aus den USA, von Needlz, Gerrard Baker, Young RJ. oder Waajeed, aus Kroatien von Dash oder, dann wieder bodenständig aus Deutschland, von DJ 5ter Ton. Im Gegensatz zum Vorgänger-Album „Made In Germany“ kommt hier ein extrem Synthie-lastiges, Club-taugliches Album daher, das aber auch in punkto Inhalt nichts vermissen lässt.„Wollt ihr wissen, wie das Leben von Afrob ist / alle wollen wissen, wie das Leben mit den Cops is.“ Gleich zu Beginn des neuen Albums ist Afrob darum bemüht, klar zu machen, was ihn von den anderen „Super-Rappern“ unterscheidet: „Ich demonstrier HipHop in seiner Reinform.“ Afrob ist meiner Meinung nach einer der wenigen, die den Begriff „real“ in vollem Umfang für sich beanspruchen können. Und ihn zeichnet noch etwas aus: Er war einer derjenigen, die in Zeiten des omnipräsenten Deutschraps mit erstklassigen Produktionen die Stimme derer in die Radios getragen haben, die HipHop in Deutschland erfunden haben: Die Stimme der Migranten, die durch die industrielle Kategorisierung der Rapszene lange – und auch heute noch – immer wieder unterzugehen droh(t)en.Folgerichtig droppt er in „Geh Dazu Ab“: ‚Ihr habt gedacht, das Leben wär ne Party (…) ihr seht, was euch verborgen war, ich seh‘, dass manch einer mit meinen Track überfordert war‘. „Stopp Die Party“ eröffnet Robert de Niro aus dem grandiosen Film „Taxi Driver“ und lässt erahnen, um was es sich drehen wird – um ‚jemand, der sich nicht mehr alles gefallen lässt‘, der endlich seinen Teil vom Respekt und vom Wohlstand abhaben will. Für meinen Geschmack ein bisschen zu plump, schildert Afrob die immer größer werdende Distanz zwischen denen in „Smoking mit Champagner“ und seinesgleichen. Leider bricht auch hier der Track viel zu früh ab, als dass ich mir wirklich eine Meinung zum Inhalt des Textes bilden könnte.In „Was“ schlägt Afrob, ähnlich wie sein Kollege Max Herre, eine Brücke zu seinem ersten Album „Rolle Mit HipHop“. Plastisch beschreibt er den Werdegang der Leute, die uns damals bei den „Spektakulär“-Tracks vorgestellt wurden. Der Text kommt sehr nice conscious; Afrob experimentiert mit seiner Stimme, gibt nicht, wie so oft, durchgehend Vollgas. Auch Beat-technisch eher etwas ruhiger, bietet der Track eine gelungene Abwechslung zu den sonst eher angedickten Beats.Auch der Beat von „Es geht hoch“ sticht heraus: Auf einem Mix aus Klavier, gecutteten Streichern und Wooden Xylophon featured Afrob die mir bisher unbekannte Lisi: „Als Kind wollten sie mir erzähl´n, dass Geld nicht alles ist / mein Vermieter sagt was anderes und setzt mir eine Frist“. Womit wir dann auch zum Fazit kämen: „Ohne uns geht es nicht“ heißt der letzte Track und dem kann ich in diesen Aggro-Zeiten nur zustimmen.Afrob ist auf „Hammer“ – stimmlich und stilistisch – wesentlich experimentierfreudiger als auf seinen Vorgängeralben, hat mehr Melodie in der Stimme, kickt die Rhymes rough und low, mal einfach, mal mit Double-Rhymes, mal absolut homophon. Ganz kann ich nicht drauf verzichten: Vielleicht könnt ihr uns mehr erzählen, denn ihr werdet hoffentlich beim Kauf keine eineminutefünzigfadeoutversion angedreht bekommen.