Ol` Dirty Bastard – Osirus – The Official Mixtape

Drei Monate ist es mittlerweile her, seit ODB, Mitbegründer des legendären Clans aus Staten Island und wohl eine der verrücktesten Figuren des Rap-Games von uns gegangen ist. Aber das Gute an der Musik – und der Kunst im Allgemeinen – ist, dass der Künstler in ihr weiterlebt. Ob Pac und Biggie sich im Grabe umdrehen, da man sich an ihnen bis zum letzten Vers, ungeachtet der Qualität, bereichert – man weiß es nicht. Wie es sich im Falle ODB´s verhält, wird sich erst noch zeigen. Jedenfalls hat man mit „Osirus (Gott der Toten in der ägyptischen Mythologie, Anmerk. d. Verf.) – The Official Mixtape“ das erste Werk nach seinem Tod released, an welchem sich die Geister scheiden könnten. Ol Dirty’s Mutter und sein Manager haben sich zusammengetan, um in kürzester Zeit das Label JC Records zu gründen, auf dem sie nun den Nachlass von ODB unters Volk bringen wollen. Das vorliegende Werk beinhaltet somit wirklich exklusiven Stuff, hat allerdings nichts mit dem anstehenden Def Jam-Release zu tun, da „The Official Mixtape“ nur die rechtefreien Songs enthält. Was dies – auf die Qualität bezogen – bedeutet, lässt sich nur erahnen, da der Vergleich noch nicht gezogen werden kann. Legen wir also alle Nostalgiegefühle ab, und betrachten „Osirus“ fairerweise wie jedes andere Stück Musik.Den Opener macht die Primo-Headbanga-Produktion „Pop Shots“, eröffnet in alter Full Clip-Manier; er geht jedoch nicht annähernd so weit nach vorne wie besagter Track. Darauf folgt „Dirty Dirty“ aus der Schmiede von Mark Ronson, was man so ganz bestimmt nicht erwartet hätte – denn dieser wurmt sich mit seinen schrägen Klaviersamples, Synthies und Doubletime-Switches unaufhaltsam in dein Ohr. Als nächstes erwähnenswert wäre der Bonus-Cut „Move Back“. Auf voller Länge vielleicht etwas zu monoton, was jedoch die gefeatureten Gäste Jae Millz und Drag-On auf dem Remix herausholen, ist hitverdächtig.Doch leider genau da liegt das Problem. Habe ich mich doch dabei erwischt, wie ich einen Track nach dem anderen geswitcht habe. Denn eine Reihe von mittelmäßigen Songs, bei denen man vergeblich einen roten Faden sucht, wird hier einfach aneinandergeklatscht. Natürlich kommt der Fan auf seine Kosten, bleibt es doch immer raw und crazy in alter schmutziger Bastard-Manier. Man stimmt auch immer wieder gerne mit ein, wenn ODB seine Ahhh’s und Brooklyn Zoo’s trällert. Aber wenn man von altbewährten Shouts und Samples auf Synthiesounds umspringt, dann sogar die Dirty South-Welle mitreitet oder hier und da einen Beatbox-Skit einstreut, sieht da absolut keiner mehr durch. Weder lyrisch und schon gar nicht musikalisch, findet man hier Erleuchtung, wie sie einst mit Hilfe von RZA produziert wurde. Tausendfach verwendete Themen, Titel und Samples werden hier reproduziert, wobei der Funke einfach nicht überspringen will, wie es seinen Vorgängern definitiv gelang. Natürlich ist hier nicht alles schlecht, und vielleicht waren auch die Erwartungen nach so langer Veröffentlichungs-Pause zu hoch. Das Warten auf das richtige Album wird jedoch hoffentlich schon bald belohnt werden.Bleibt mir nur noch übrig, wieder zum Anfang zurückzukehren und zu sagen:Rest in Peace Ol Dirty!