VA – Big Bud Bonzen

Die „Big Bud Bonzen“ – Sha Karl, Smoke, Robud Styles, Plaetter Pi, Micheal Mic und Reason – wollen euren Player plätten! Soviel steht nach 50 geballten Minuten Egotrips, Aggressive-Tunes und Money-Bitch-Ryhmes fest. Ich gebe zu: Beim ersten Hören dachte ich, die Scheibe wäre ein Abklatsch der „Aggro Ansage 4“, wozu auch die komplett in Gold gehaltene CD-Optik verleitet. Bei genauerem Hinhören jedoch fielen mir viele kleine, aber feine Unterschiede zwischen den Bonzen und den Sägeblättern auf. Damit der Bericht aber nicht zu einer Aggro/Big Bud-Gegenüberstellung wird, lasse ich das Thema Aggro jetzt beiseite.

Neben dem altbekannten „Blingbling“, dem „Wir sind die Geilsten im Club“ und dem „Wir haben sowieso das meiste Geld und sind die Schönsten“, stechen auf dem „Big Bud Bonzen“-Album soundtechnische Features heraus, die ich bei anderen Battleraps vermisse. Standardmäßig sind die Bonzenreime ziemlich egoistisch – und doch habe ich bemerkt, dass die Jungs einigermaßen auf dem Teppich geblieben sind. Das fällt unter anderem bei Textinhalten auf, in denen sie ihr eigenes Leben schildern: Sie fahren am liebsten Benz und wenn es sein muss auch mit denen von der BVG („Berlins Busse sind Luxus“), und auch die BigBuds haben Familie, die ab und zu mal besucht werden will. Irgendwie werden sie mir durch dieses nicht ganz so hochnäsige Verhalten sympathisch. Am Besten gefallen haben mir jedoch die teilweise superschnellen, textlichen Ergüsse von Smoke und Robud Styles, die bei „Catchy Hooks“ so richtig auf die Kacke hauen – zumindest was den Speed anbelangt.

Mal abgesehen davon, dass unser deutscher Battlerap im Prinzip nichts anderes als ein Kontest der Übertreibung ist (und übertreiben können die Buddies auf jeden Fall), gibt es zur Abwechslung auch mal etwas englischsprachiges Gedisse in den Lyrics. Überhaupt fällt auf, dass mehr englisch-deutsche Mischreime an den Rapdialogen teilhaben, als bei anderem Sprechgesang. Die Beats sind den Raps und dem Style angemessen, einige Takte chillen vor sich hin und andere Stampfen durch. Eine nette Mischung eben.

Im Großen und Ganzen gefällt mir die Scheibe gut. Besonders die schnellen Raps sind schön psycho. Wer Berliner Battlerap mag, ist mit der Scheibe gut beraten, da sie einem viele Facetten dieser Stilrichtung bietet. Es wird jedoch auch Gemüter geben, denen es als bloßes Sägeblattgehabe rüberkommt, doch selbst diesen würde ich von der Scheibe nicht abraten, schon allein damit sie selber auf die kleinen, aber feinen Unterschiede acht nehmen. Den HipHoppern, die den aggressiven Raps weniger offen gegenüberstehen, kann ich nur sagen, dass sie diese Scheibe lieber mit Vorsicht genießen und vor dem Kauf probehalber mal reinhören sollten.