VA – Dancehallfieber 4

Momentan kommt man ja an Dancehall- und Reggaeproduktionen überhaupt nicht mehr vorbei, was natürlich auch nicht unmaßgeblich am Mainstream-Erfolg eines gewissen Sean Paul liegt. In Amerika schon seit Jahren auch in renommierten HipHop-Clubs als äußerst tanzbare Musik gefeiert, schwappte die Welle Anfang 2003 auch in unsere verschlafene Republik. Zwar gibt es Reggae und Dancehall nicht erst seit letztem Jahr in Deutschland, doch erlangte dieser sehr lebendige Musikstil erst im Jahre 2003 die ungeteilte Aufmerksamkeit des deutschen Feiervolks. Auch schon Jahre vorher konnte die deutsche, österreichische und schweizer Szene jedoch einige nennenswerte Artists und Produktionen vorweisen.

Da waren unter anderem D-Flame, Gentlemen, Nosliw und Konsorten, die stets darum bemüht waren, den jamaikanischen Vibe ins deutsche Wohnzimmer zu tragen. Ihre Bemühungen blieben nicht fruchtlos. Das österreichische Label DHF bringt mit „Dancehallfieber 4“ nun den vierten Teil ihres Sampler-Formats „Dancehallfieber“ auf den Markt. Darauf vereinen sich deutsche, österreichische und schweizer Reggae- und Dancehallkünstler, um der Kultur rund um Jah, Ganja und Bashment mehr Gehör zu verleihen.

Genau wie die Compilations 1-3 weiß nun auch Teil 4 zu überzeugen. Geboten wird eine enorme Abwechslung, nicht nur im Themen- sondern auch im Riddimbereich. Conscious, Bashment und Soca wechseln wild und ausgiebig hin und her. Der etwas gewöhnungsbedürftig vorgetragene Eröffnungssong „Dancehallfieber“ von Dr. Ring Ding läutet das Werk ein. Danach kommt Benjie, bekannt durch seinen Song „Ganja Smoka“, mit dem überaus tanzbaren „Dancehall Shit“. Mono & Nikitaman besingen auf dem stark nach Massive B’s „Wanted“-Riddim klingenden „TSP“ die Torschlusspanik der Menschheit. Anschließend reiten die schon auf dem splash! schwer überzeugenden Jungs von Culcha Candela derart über einen Soca-Riddim, dass einem keine Zeit bleibt, darüber nachzudenken, ob man tanzen kann oder nicht.

Cheesevibes läutet mit „Babylon Sag Mir Wo“ den Transfer zur Conscious-Ecke ein – kein schlechter Tune! Die Ganglords dagegen erinnern mit ihrem „Cha Nüt Defür“ eher an ein Volkslied als an einen Reggae-Song. „Er Schreit“ von der Sängerin Skyjuice verweist dann schon mal auf die gesellschaftlichen Defizite unserer Republik, speziell im Bezug auf die Nächstenliebe, während Raggabund auf „Ganjatherapie“ eine Lösung für die Kriegslust der USA und Englands gefunden zu haben scheinen – Marihuana! Ganjaman besingt in „Komm Und Bleib Stark“ das Durchhaltevermögen eines jeden Menschen, während die Ladies von Ischen Impossible auf einem schönen Dancehallriddim bei „Boom“ ihre emanzipierte Art an den Mann bringen wollen.

Dann kommt eine schöne Kollabo des Dancehall-DJs Kimoe und Dirty Harry aka Harris zu „Clap Ya Handz“. Ja, da mag man echt in die Hände klatschen! Niceness again! Der österreichische IBK Tribe beschwert sich auf „Sound“ lautstark über die Einstellung der Musiker im Allgemeinen, während es auf „Berliner Bär“ von Mistah Bomsh & BreitamMic wieder nur ums „Shaken“ gewisser Körperteile geht. P.R.Kantate ist auf „Is Ma Ejal“ alles egal. Leider bin ich des schweizer Dialekts nicht mächtig, aber der Riddim zu Phat Promos „Hött Ned Morn“ ist sehr gut tanzbar. Textas „Willkommen Im Club (Soca Remix)“ find ich nicht sonderlich gelungen – ist aber auch unheimlich schwer auf einem Soca-Riddim zu flexen. Erinnert mich stark an T.O.K.s „Waistline“ – ich denke, es ist der gleiche Riddim. Eduardo bildet mit „Die Zeit Kommt“ das Schlusslicht des Samplers, welcher ein gutes Vorzeigemodell für deutschsprachigen Reggae und Dancehall ist. Sehr abwechslungsreich!