Reggae-Musik ist, das dürfte wohl spätestens seit letztem Sommer klar sein, ein für Europäer ob seiner Exotik äußerst interessantes, wenngleich recht schwer zugängliches und ergründbares Phänomen. Zumindest dann, wenn es sich um richtigen Yard-Style, fernab von Lumidee- oder Beyonce-Combis, handelt. Fakt! Noch schwieriger wird es, wenn „Outyarders“ versuchen, den künstlerischen Status eines Yellowman einzuschätzen, denn bei diesem Künstler handelt es sich um die Potenzierung des genannten Phänomens, er ist sozusagen der Exot unter den Exoten.
Yellowman ist der King im Deejay-Business. Und genau das wird einem jeder halbwegs kompetente Reggae-Halb-Scientist sagen. Yellow sieht nicht nur anders aus als alle anderen (Er ist ein „schwarzer“ Albino, was ihm wohl lebenslang zu einem „Kuck mal – das ist ER!“ verhilft), er hat außerdem wie kaum ein anderer textliche und stilistische Fundamente für Dancehall-Music, wie wir sie heute kennen, gelegt. Allein diese Tatsache macht ihn unumstößlich zum King.
Shabba wäre ohne Yellow nicht Shabba und Josey Wales, Lone Ranger, Supercat, Beenie Man und viele andere könnten ohne diesen „Revolutionär“ auf ein deutlich weniger kurzweiliges Werk zurückzublicken. Und auch das ein oder andere Soundsystem wäre ohne ihn nichts wert, in der jamaikanischen Sound-History. „Who can make the dance ram? Who can make the duplate – night & day? Yellowman – Ripp it!”
Dieser Mann hat einen Ruf, den man nur schwer nachvollziehen kann, hört man jüngere Aufnahmen oder sieht man ihn heutzutage performen. Da Yellow schlimmer Weise an einer Krankheit leidet, die ihm bereits eine Gesichtshälfte gelähmt hat, ist er für Reggae-Neueinsteiger inzwischen nicht mehr als ein Clown. Für alle, die am Künstler Yellowman und dessen Tun interessiert sind, ist jetzt über Trojan eine History-CD – „Yellow Fever“ – erschienen, die dies bezüglich alle offenen Fragen klären dürfte. Ich möchte jetzt nichts über die einzelnen Titel sagen, denn ich bin der Meinung, dass der geneigte Hörer die Größe dieses Mannes auch ohne meine Anleitung zu begreifen vermag, welche sich vor allem in Yellow-Man Tunes der Achtziger und Neunziger Jahre manifestiert.
Wer also nach Songs wie „Blueberry Hill“, „Sometime A Lie“, „Divorced“ oder „Letter To Rosie“ mit Yellow immer noch nicht warm geworden ist, dem kann ich nur eine andere Lieblingsmusik empfehlen.
Allen anderen sei gesagt: Stand In Line And Salute The King!