Sierra Kidd traut sich was: Er hat ein Album releaset, ohne vorher über Monate hinweg Welle zu machen. Was fällt diesem kleinen Bastard eigentlich ein? Da hat Hadi ihm ja einen Floh ins Ohr gesetzt… Ja, hey, toll, ein neues Album. Wen kümmert das? Als ob es irgendwem wirklich um die Musik geht! Ich habe das schon Drake übel genommen, aber Ami-Promophasen taugen ja eh nichts. Ich wollte Sierra Kidd beim FIFA spielen zusehen und ihm beim Friseur über die Schulter schauen. Ich habe mich so auf einen Promobeef mit Fler gefreut – und ohne Video-Auskopplungen kann ich eh kein Album ernst nehmen. Außerdem muss ich mich mental mindestens drei Wochen auf ein Release vorbereiten. Man muss doch auch vorher wissen, ob man das mögen oder haten muss – wie soll ich mich denn jetzt entscheiden?
Ich fühle mich betrogen! Als potentieller Käufer habe ich das Recht auf eine anständige Promophase! Das wird der Verfassungsschutz sicher ähnlich sehen. Ich wurde wochenlanger Unterhaltung erster Güteklasse beraubt – nicht mal ein Unboxing-Video gab es. Was hat das Album bitte für einen Wert, wenn es nicht von Videoblogs, in denen Sierra Kidd und Puzzle sich gegenseitig lustige Streiche spielen, begleitet wird? Außerdem will ich doch nach und nach erfahren, welche Feature-Gäste es gibt. Wie soll ich das denn alles auf einmal verarbeiten? Außerdem ist das Album doch nur ein Nebenprodukt, ein Vorwand, ein Aufhänger für den ganzen Spaß drumherum. Was denkt dieser Knirps sich, all das einfach wegzulassen?
Sierra Kidd ist für mich gestorben. Das lasse ich mir nicht bieten. Zehn Videoblogs über das belanglose Privatleben des Künstlers, ein Unboxing-Video, fünf Videoauskopplungen, ein dreigeteiltes Snippet, die Tracklist in zwei Hälften, jeden Feature-Gast einzeln zu nennen, überall Banner und Amazon-Links und regelmäßige Erinnerungen, das Album vorzubestellen, weil es bald ausverkauft ist, sind ja wohl das Mindeste, was ich als Konsument erwarten kann. Nimm dir mal ein Beispiel an Kollegah, Junge! Dann chartest du vielleicht auch mal auf eins.