Ein neuer Trend geht um im Deutschrap: Scheiß auf die gute, alte Promophase. Hatte kürzlich Weekend den bislang deutlichsten Verzicht auf das wochen-, Quatsch, monatelange Anpreisen des neuen Tonträgers geleistet, so setzt Sierra Kidd dem Ganzen nun die Krone auf. Sein neues Album/Mixtape/was auch immer „FSOD“ ist heute Nacht um 0 Uhr erschienen. Es gab zwar hier und da ein paar kryptische Andeutungen, mysteriöse Zeichen, aber keine offizielle Ankündigung.
Deutschrap traut sich also endlich – der Schritt von Sierra Kidd ist in der Tat mutig, weil hier, anders als beim in der Überschrift erwähnten Drake, kein längst etablierter Artist mal testet, was passiert, wenn er seine Fans nicht permanent bis penetrant daraufhinweist, dass es neue Musik von ihm zu kaufen gibt. Trotz seines durchaus erfolgreichen Debütalbums ist der junge Ostfriese noch ein zartes Pflänzchen im Rapgeschäft und hat dementsprechend auch noch was zu verlieren.
Umso mehr Respekt verdient die Entscheidung, „FSOD“ einfach so rauszuhauen. Ganz persönlich finde ich das sowieso sehr sympathisch – und konsequent. Seit Kollegah anlässlich seines letzten Albums „King“ Promophase auf allen Kanälen durchgespielt hat, wirkt eh alles nur noch wie ein müder Abklatsch.
Sind die Zeiten der ausgedehnten, groß angelegten Kampagnen in naher Zukunft vorbei? Das sicher nicht. Natürlich wird es weiter auch klassische Promphasen inklusive Videoblogs und QVC-Flavor geben – aber der Gegentrend ist da und er gewinnt immer mehr an Fahrt. Vor Weekend gab es nämlich auch schon ASD, die ihre Promophase auf das nötigste reduzierten. Die 187 Strassenbande unterläuft die branchenüblichen verkaufsfördernden Rituale ebenfalls gekonnt und auch Liquit Walker hat für seine „Mowgli“ -EP nicht 24/7 die Werbetrommel gerührt. Das sind schon einige Lichtblicke. So kann es gerne weitergehen.