Various Artists – DefJux Presents III

Wenn DefJux expandiert, bedeutet das, dass man von der einen Seite des Flurs in der Greenwich Street auf die andere wechselt und ein 16-Quadtratmeter-Büro zugunsten eines 24-Quadratmeter-Büros aufgibt. Andere Plattenfirmen einschließlich zahlloser Indies würden das DefJux-Headquarter sicher als nicht sonderlich repräsentativ empfinden. Bei DefJux selbst hat man sich für solche Äußerlichkeiten nie besonders interessiert  im Gegensatz zu anderen Plattenfirmen existiert DefJux auch noch, und ganz offenbar bewegt man sich wirtschaftlich oberhalb des Existenzminimums. 2004 stellt für die Firma aus Downtown Manhattan mittlerweile das 5. Geschäftsjahr dar. Seit den ersten Veröffentlichungen (man denke an die legendäre Doppel-/Split-12-Inch von Company Flow und Cannibal Ox im Jahr 2000) ist viel Wasser den Hudson runtergeflossen, und in wenigen Wochen wird das zweite Murs-Album mit dem Titel 3:16  The 9th Edition und der Katalog-Nummer DJX80 erscheinen. Der Output des Labels unter quantitativen und qualitativen Gesichtspunkten war und ist enorm. Dennoch hat DefJux in den vergangenen 12 Monaten ein wenig seiner ursprüngliche Magie verloren, erste Zeichen einer Midlife-Crisis zeichneten sich ab. Weder das C Rayz Walz- noch das Fun Party Committee- Album vermochten wirklich zu überzeugen, und einige Veröffentlichungen wirkten ein wenig, als ob man nur drohenden Leerlauf verhindern wollte.

Nun schreiben wir jedoch 2004, und schon jetzt kann ich verraten, dass das anstehende Murs-Album ein Oberbrenner und ein Meilenstein des Labels wird. Auch Produzentengott RJD2 ist den Jukies erhalten geblieben und veröffentlicht nur unwesentlich später als MURS ebenfalls sein zweites Album auf Definitive Jux. Beiden Platten schickt das Label nun jedoch noch die dritte Label-Compilation DefJux Presents III voraus, und auch dieser Sampler hat es mehr als in sich. Auf Vinyl kommt er auf stolzen drei Scheiben daher, die CD-Ausgabe enthält eine Zusatz-DVD, die sieben DefJux-Videos featuret. Extrem fett darunter vor allem Mr. Lifs Live From The Plantation (selten ein lustigeres Video gesehen) und das Aesop Rock-Video No Jumper Cables (Rmx), letzteres eine geniale Collage aus neu aufgenommenen Szenen und Bildschnipseln des Sprüher-Films Stylewars.

Doch zur Musik: Den ersten definitiven Hit liefert Rob Sonic mit Dyslexia  schon die hypnotische Snythie-Linie im Intro ist an sich Ansage genug, trotzdem gut, dass ihr auch der nicht minder bemerkenstwerte Synthiebass folgt. Anschließend zwei absolute Ohrwurm-Beats von El-P im Beatslope-Remix für Hangar 18 und im Track WMR, in dem er an der Seite Camu Taos rappt. Lange hat man nichts vergleichbar Eingängiges von El gehört, für WMR ließ er sich sogar zu einer klassischen Bläsersatz-Hook hinreißen. Großartig. Wenn El dann noch Gulliani  that ´s Mussolini  believe me Mu rappt, weiß man: Die Meinungsfreiheit ist auch in Big Brothers Lieblingsstaat nicht totzukriegen. Nach Homesickness, einem der wenigen für meinen Geschmack eher lückenfüllenden Tracks, kommt mit Devil In The Hole von S.A. Smash dann ein amtlicher HipHop-Blues, dessen Hook ihresgleichen sucht. Hammer unzweifelhaft auch der No Jumper Cables-Remix von DJ Pawl. Man könnte so weitermachen, würde aber irgendwann müde, sich in Superlativen zu ergehen. Nur eins noch: RJD2s Clean Living am Ende der Platte mit Wahwah-Gitarre, Funk-Bass und irgendwelchen Störungen im Höhenanteil ist die angemessene Offenbarung zum Abschluss des dritten Teils der Saga.

Fetter Scheiß ist das. DefJux: Back again on a higher stage!