Rapper als Blogger: Platzt die Blase bald? [Kommentar]

Basti von Trailerpark ist sich sicher: Die „Rapblase“ platzt bald. Diese Meinung tut er auf Twitter kund. Als Aufhänger für seine steile These wählt er den immer mehr um sich greifenden Trend zum Bloggertum, dem aktuell so ziemlich jeder deutsche Rapper verfallen ist.

Damit greift er eine Entwicklung auf, die in der Tat nervig ist. Seitdem eine Blogreihe zum festen Bestandteil einer jeden anständigen Promophase gehört, hält jeder Rapper seine Fresse in die Kamera und nimmt den Zuschauer mit zum Einkaufen, zum Sport, zum Playstation spielen – kurzum, zu allen möglichen absolut belanglosen Tätigkeiten, die sich kein normaler Mensch anschauen würde, weil er sie selbst täglich verrichtet, wenn, ja wenn es nicht der Lieblingskünstler wäre, der da einkauft, sportelt oder am Seeufer chillt.

Während früher noch interessante Konzepte entworfen wurden, ist das YouTube-Zeitalter nun vollends im Rap angekommen. Vermeintliche Authentizität ist alles. Statt gut gedrehten Videos mit interessanter Idee gibt es zumeist nur noch das angeblich echte Leben (wobei auch das meist natürlich gestellt ist). Der gar nicht mal so spannende Alltag des jeweiligen Rappers soll ihn vermutlich sympathisch und vor allem greifbar machen. Der potentielle Käufer soll das Gefühl haben „Der ist ja genau wie ich.“ Schlimmstes Beispiel hierfür waren in letzter Zeit übrigens die „Silla Tag und Nacht„-Blogs.

Das ist ohnehin ein Trend, der weit über Rap hinausgeht. Frühere Staatsmänner legten Wert darauf, sich nicht mit dem Volk gemein zu machen, die besondere Ausnahme darzustellen. Heutige Politiker wollen dagegen lieber möglichst volksnah rüberkommen. Demokratie halt. Diese Entwicklung ist auch bei Musikern und Rappern zu beobachten: Immer wichtiger wird es, mit den Fans auf Augenhöhe zu agieren, ihnen das Gefühl zu geben, keine bloßen Konsumenten zu sein, sondern fast schon Kumpels.

Und diese Masche geht bestens auf, zumindest wenn man sie konsequent durchzieht, das zeigen diverse Charterfolge in letzter Zeit deutlich. Deshalb stimme ich Basti in seiner Einschätzung auch nur bedingt zu. Die Leute lieben Wiederholungen, weil sie lieben, was sie schon kennen, sie sind voyeuristisch und sie lassen sich immer wieder gerne verarschen. Das Gefühl, durch den Kauf eines Albums Teil einer Bewegung zu sein, ist offenbar genauso verlockend wie vermeintlich authentische Einblicke in das Privatleben von Rappern. Die Blase wird noch um einiges mehr anschwellen, bevor sie platzt – wenn überhaupt. Wir werden uns also noch eine Weile an Rappern beim Gassigang mit dem Hund, Rappern beim Gang zum Einwohnermeldeamt oder Rappern beim morgendlichen Brötchenkauf erfreuen dürfen. Zum Glück wird ja niemand gezwungen, hinzugucken.