Roy Ayers – Virgin Ubiquity Unreleased recordings 1976 – 1981

Der HipHop-Welt ist das Label BBE bisher in erster Linie durch die Beat Generation-Serie aufgefallen, in der Altmeister des Sampleschleifens wie Marley Marl (Re Entry) oder Pete Rock (Petestrumentals) neben jüngeren Kollegen wie DJ Spinna (From Here To There) oder Jay Dee (Welcome 2 Detroit) geniale Produzentenalben in genialem Cover-Artwork ablieferten. Nachdem sich Labelchef Peter Adarkwah dazu entschieden hat, der Beat Generation-Reihe mit dem Best-Off-Sampler V.A.  The Beat Generation ein Ende zu bereiten, sollte unter den Fans der Firma jedoch keine Depression aufkommen. BBE hat den nächsten Coup schon unter Dach und Fach, denn in der kurz Lost & Found genannten neuen Reihe wird auf Barely Breakin´ Even in Zukunft bisher unveröffentlichtes Material veröffentlicht. Eingeleitet wurde die Serie bereits vor ein paar Monaten durch die beiden Mitt-90er-Killer-Alben von Pete Rock, die bei uns konkurrenzfrei zum Muss der Woche wurden.

Ein kaum zu toppendes Highlight bildet nun aber der dritte Beitrag in Lost & Found: Labelchef Peter Adarkwah gelang es, Roy Ayers davon zu überzeugen, zu hause im Keller doch noch mal genau nachzusehen. Als Roy wieder hoch kam, hatte er einen Stapel Mastertapes unterm Arm. Nachdem das Material gesichtet war, einigte man sich, der Weltöffentlichkeit 13 der gefundenen Songs zugänglich zu machen, und so stand schließlich das neue BBE-Album: Roy Ayers Virgin Ubiquity / 1976  1981 Unreleased recordings.

Nur für den Fall, dass einige (vielleicht jüngere Leser) Roy Ayers noch nicht kennen: Roy Ayers is the man. Genau genommen gibt es eigentlich keinen ernstzunehmenden HipHop-Produzenten, der Roy Ayers noch nicht gesamplet hätte. Allein die Zahl der HipHop-Tracks, bei denen es schon bekannt ist, dass Ayers-Samples benutzt wurden, liegt bei 107. Dieser Typ kann alleine von den Schecks leben, die ihm deswegen ins Haus trudeln, und das zu recht. Roy Ayers hat sound- und mentalitätsmäßig in den 70ern schon viel von dem vorweggenommen, was erst in den 90ern offiziell HipHop wurde.

Was einen auf Virgin Ubiquity erwartet: Warmer analoger, perfekt klingender Roy Ayers in Reinform. Sophisticated Disco, Funk und Soul sind die Schlagworte. Das Spektrum der Tempi und Besetzungen ist breit. Da wäre zum Beispiel die pumpende four-to-the-floor Disco-Nummer What ´s the T oder das zwar etwas langsamere, aber ebenfalls tanzflächentaugliche I did it in Seattle. Natürlich gibt es auch die langsameren schmoovy-groovy Nummern wie I Really Love You, auf welchem es zu einem Duett zwischen Merry Clayton und Roy selbst kommt. Großartig auch das Instrumental Green & Gold, auf dem man sich ohne weiteres einen MC wie Common Sense, Talib Kweli oder TY vorstellen könnte. Die Vibes, die Roy hier zum Besten gibt, klingen fast so, als hätte sich Jan-Heie Erchinger für den Auftakt des Jazzkantine-Klassikers Einfach mit Jazz ein wenig davon inspirieren lassen. What more can I say? Thanks to Roy Ayers and Peter Adarkwah.