Jay-Z – The Black Album

The Bounce is back! New York, New York! shoutet der Meister euphorisch im Intro der neptunes-produzierten ersten Maxi Change Clothes auf dem für ewig letzten Jay-Z-Album. Den Longplayer selbst nennt er im Hinblick auf die traurigen Tage, die nach seinem Abgang unweigerlich anstehen, The Black Album. Die Maxi ist hammer, kein Ding. Hab ich sofort gekauft (kein Witz, auch wenn mein Tonfall vielleicht nicht danach klingt  bei Dig A Little Deeper in der Torstraße, Berlin-Mitte, sehr sehr fetter Plattenladen!). Auch Naomi Campell im zugehörigen Video sieht man gerne. Bobby De Niro, Flavio Briatore und alle, die sonst schon über ihr waren, haben eben einen guten Geschmack. Das gilt natürlich auch für young Hova, dessen privates Interesse offiziell bekanntlich aber Bounce Knowles gilt. Champagner-Styles halt.

Was gibt es sonst über diese Scheibe zu sagen? Sie ist als Produkt noch typischer amerikanisch, als viele anderen amerikanischen Konsumartikel. From Marcy to Madison Square bringt den amerikanischen Traum auf den Punkt: Aus den Projects ins Stadion, vom Ghetto-Hustler zum Millionär. Jay-Z, the man, the myth. Einer der alles erreicht hat, und einer, der sich nur noch verabschieden muss. Aber wie macht man das? Natürlich mit allen A-Klasse-Buddies, die man im Laufe der Zeit so angesammelt hat. Da Jigga gerne noch eine zweite Meinung hört, hat er ?uestlove von den Roots gebeten, ihm bei der Auswahl der Beats behilflich zu sein. Lange, lange werden die beiden gebrütet haben, um auf Produzenten wie Just Blaze, Kanye West, die Neptunes, Timbaland und Eminem zu kommen.

Doch Spaß beiseite und auf den Punkt: Dieses Album ist soundmäßig so fett und tight produziert, wie wenig sonst. Wer den bislang besten Kanye West-Beat aller Zeiten hören will (da kann man Davide Bortot nur Recht geben), muss sich Encore reinziehen. Wer ein paar mehr als gefällig arrangierte Just Blaze-Streicher vernehmen möchte, muss December 4th anwählen. Auch das von Aqua und Joe 3H Weinberger produzierte My 1St Song wartet mit einem Instrumental auf, für das viele Produzenten alles geben würden. Gleichzeitig ist dieser Song meiner Meinung nach gerade auch in negativer Hinsicht äußerst aussagekräftig. Nach der Hälfte des Tracks fällt Jigga nichts mehr ein, was andere aufgeschrieben hätten, und so enden die letzten Minuten in Shout Outs. Leider hat das Black Album eben kaum noch was mit Reasonnable Doubt zu tun. Auch das, was man vorher hören kann, klingt streckenweise oft eher nach Gimmick und Promotool. Natürlich steckt da viel Familienverbundenheit drin, wenn Mama Carter in December 4th erzählen darf, dass es bei der Geburt ihres vierten Kindes nicht mehr weh tat. Aber wer will das wirklich hören?

Um es noch mal klarzustellen: Ich finde die Platte nicht schlecht, einzelne Stücke sogar äußerst dick. Trotzdem ist vieles schon eher jenseits von Gut und Böse. Als Metallica ihr Black Album rausbrachten, spielten sie sich damit in ihren Zenit. Das schwarze Album von Akhenaton (I Am), sein vorläufig letztes Solo-Album (erschienen 2003), ist gesellschaftskritischer denn je. Jay-Z ist leider nur der Geilste.