Mit dem Track „Richtig geil“ aus dem Jahre 2006 betrat das – nach Eigenaussage aus Berlin stammende – Duo Icke & Er zum ersten Mal die Bildfläche des deutschen Rap. Rapper Icke und Producer Er veröffenlichten über Myspace ihren ersten Song: Der dreht sich um alle möglichen Lebenslagen und deren Alternativen, die durch die Bank einfach „Richtig geil“ sind.
„Muss ick morgen in‘ Krieg, is det richtig geil /
Kann ich noch ’n bischen Playstation spielen, richtig geil“
Im Video posen die beiden in Verkleidung vor einem Mercedes mit Hamburger Kennzeichen, Drehort scheint also Hamburg zu sein. Diese Tatsache ist einer der Gründe für die Gerüchte, dass die zwei in Wahrheit nicht aus Spandau stammen, wie sie auf ihrem Album „Mach et einfach“ wiederholt behaupten. Definitves gibt es zu dieser Debatte jedoch nicht zu berichten, und es ändert auch Nichts an Ickes hartem Berliner Akzent oder der Qualität ihrer Musik.
Der Track „Richtig geil“ wurde mehrere zehntausend Mal heruntergeladen und bescherte dem Duo Medienpräsenz en masse in Form von Fernsehbeiträgen und Presseartikeln. Schließlich erschien das Musikstück als Single über Four Musicund stieg sogar für eine Woche in die Charts ein, ganz knapp über der 100.
Im Juni 2007 erschien das Debütalbum „Mach et einfach“ ebenfalls über Four Music. Ob nun Berliner oder nicht, Enthusiasmus für die Haupstadt bringen die Beiden definitiv mit, was sie auf der zweiten, beinahe schon legendären Videoauskopplung der LP „Keen Hawaii“ beweisen. Auf dem Track legt Icke auf charmant ehrliche Weise zahlreiche Gründe dar, warum man statt nen teuren Urlaub zu machen, auch einfach Zuhause bleiben kann.
„Det kannste dir och alles zu Hause jebn, mit besseren Preisen und korrekteren Kollegn.“
Auch das zweite Video des Duos setzt auf den ironischen Kontrast vom abwechselnden Lungern vorm Plattenbau und auf dem Kinderspielplatz. Der Standpunkt wird gekonnt humorvoll vertreten und der Berliner Jargon tüchtig gepflegt: „In Spandau jebt et keene Skorpione und keene ukrainischen Taxifahr-Spione. Et jebt och übrigens keene Malaria. Herrengedeck ne Robra, dit is ja wohl mal klar.“
Neben den zwei Videos bietet das Debütalbum noch weitere Perlen, wie etwa „Berlin“ („Et riecht nach Kotze, und nach Urin, trotzdem werd ick hier nie wegziehen„) und „S.P.A.N.D.A.U.“ („S-P-A-N-D-A-U, ick komm aus Spandau, alter watt willst du?“), die in Videoform jedoch nicht im Internet zu finden sind. Bei Apple Music und anderen Streaming Diensten kann man sich „Mach et einfach“ und auch das zweite Album „L.I.B.E.“ anhören.
Ein Jahr nach der Veröffentlichung von „Mach et einfach“ kam über den Kanal von Icke & Er auf Youtube ein Track mit dem Namen „Exit Strategie„, in dem sie sich von der Musikszene verabschieden. Ein Resümee ihrer Karriere und ihrer Werte beinhaltet Zeilen wie „Aber Leute, ick sach ma nich‘ so streng sein, ’n Comeback muss schon drin sein“ und Referenzen à la „Tachchen tachchen, ich will mein Leben zurück„. Schließlich heißt es ganz trocken: „Wat kommt als nächstes? Nüscht„.
„Wir waren zu 1000 Parties einjeladen, sind zu keener jegangen, MTV und Raab wollten uns bei sisch haben, wir sind zuhause jeblieben. Ist doch nischt schlescht, für zwei Typen aus der Vorstadt, n Diabetiker und n gescheiterter Torwart.“
Im Mai 2010 erschien jedoch ein zweites Album mit dem Titel „L.I.B.E.„, ein Comback war knappe zwei Jahre später also schon drin. Die zweite LP unterschied sich nicht gravierend vom Vorgänger, auch auf „Mach et einfach“ thematisierte Icke mehrfach zwischenmenschliche Beziehungen, etwa auf „Tachchen tschüss„. Videos zu auf „L.I.B.E.“ enthaltenen Tracks gibt es nicht.
Die Produktionen des zweiten Albums waren jedoch abwechslungsreicher, merklich aufwendiger und qualitativ hochwertiger als auf der vorangegangenen LP. Ickes Flows und Texte haben sich nicht wesentlich verändert. Einer der Tracks auf dem zweiten Longplayer, auf dem Icke seine Aufopferung für seine Liebste äußert, ist „An dir„. Allerdings tritt das weltweite Phänomen der „Friendzone“ auf, mit dem sich jeder sentimentale Atze identifizieren kann.
„Und du sagst du freust dir so, dass wir die besten Freunde sind und dass wir uns jeden Tag sehen – na toll, Alter.“
Nach Release des zweiten Albums gab es vereinzelte Lebenszeichen der Gruppe, einen Song auf Siriusmos Produzenten-Album und eine „Finanzpolka„-EP, bestehend aus der 2012er Version des gleichnamigen Songs aus ihrem letzten Album, einem Remix von Siriusmo und einem Track namens „Mann oh mann„. Auf dem Titeltrack rappt Icke über das allseits bekannte Problem der finanziellen Schwierigkeiten. Man hofft, dass man durch den Monat kommt und das Finanzamt nicht klingelt, trotzdem fährt man im Video Boot und geht tanzen, nachdem man die Finanzen einfach umgehauen hat.
„Allet läuft so jut, bis auf die Finanzen, die Finanzen hauen wa um, Baby lass uns tanzen.“
Im Folgejahr erschien schließlich das letzte Musikstück von Icke & Er zusammen mit Siriusmo, „Wattislosmitmir„. Im dazugehörigen Video stolzieren die Drei ganz authentisch vom Studio zum Späti und treffen unterwegs den Köpenicker mit der blönden Mähne, Romano, an dessen Album „Jenseits von Köpenick“ Er als Produzent beteiligt war.
„Wattislosmitmir, is doch alles Quatsch mit Soße hier ick steh immernoch ohne Hose hier, watt kosten die Lose hier, Alter. Wattislosmitmir?“
Die zum Ende hin immer dünner werdende musikalische Karriere der mysteriösen Berliner lässt die Sehnsucht auf ein Comeback in feinstem Berliner Dialekt und mit mehr oder weniger weltbewegenden Themen von Jahr zu Jahr größer werden, vor allem wenn man im Video von „Selber machen lassen“ sieht, dass die zwei Nasen sich nicht zu schade sind, sich nochmal in Schale zu schmeißen und ein paar Zeilen ins Mikro zu berlinern. Ich möchte verlauten lassen, so ein Comback, dit wär richtig geil