Ein Filmplakat. Drei Namen prangen über dem Titel: Dr. Dre, Eazy-E, Ice Cube.
Ein Trailer. Drei Namen flackern über den Bildschirm: Dr. Dre, Eazy-E, Ice Cube.
Die Niggaz Wit‘ Attitudes waren aber kein Trio. Nachdem Mitgründer Arabian Prince das Kollektiv 1988 verlässt, stellt sich „Straight Outta Compton“ für die verbliebenen Fünf als Coup ihres Lebens heraus. Fünf, nicht drei: DJ Yella und MC Ren, der 1988 zur Gruppe stößt, tragen einen wesentlichen Teil zum Erfolg von N.W.A. bei, werden im Film aber eher unter den Teppich gekehrt. Seit Donnerstag läuft das Biopic über die Crew aus Compton in den deutschen Kinos. Der dritte und finale Teil von Die Vergessenen präsentiert: DJ Yella.
Genau wie MC Ren beteiligte sich auch DJ Yella als Berater am Set von „Straight Outta Compton„. Dass er darin als hauptsächlich auf die Jagd nach Frauen konzentrierter Spaßvogel dargestellt wird, scheint ihn nicht großartig zu stören: „There was music and women, and that added a little extra flavor to the movie„, so Antoine Carraby im Interview mit The Daily Beast. Von der Leistung des ihn verkörpernden Neil Brown Jr. zeigt er sich beeindruckt: „It was weird seeing him, ‚cause he’d studied me so much that he does everything I did […] It’s like somebody was stalking me or something.“
Antoine erblickt am 11. Dezember 1967 in Compton das Licht der Welt und beschreibt seine Kindheit trotz der rauen Umstände in Los Angeles‘ Vorort als glücklich. Während des zwölfjährigen Besuchs der örtlichen Highschool kann er sich fürs Lernen nie wirklich begeistern; Die Arbeit in der Fast Food-Kette Taco Bell lässt ihn schnell erkennen, dass ein klassicher Nine to Five-Job ebenfalls nicht das Richtige ist, sodass er sich fortan gänzlich der Musik verschreibt. Yellas Künstlername leitet sich vom Song „Mr. Yellow“ der Synthpopband Tom Tom Club ab.
Nachdem er Dre bei einem DJ-Auftritt kennen lernt, werden die beiden von Alonzo Williams für dessen World Class Wreckin‘ Cru angeheuert und machen mit ihrem Mix aus Electro und Funk die Nachtclubs rund um LA unsicher. Auf dem Album „Rapped In Romance“ beteiligt sich Yella auch stimmlich, belässt es aber bei dieser frühen Ausnahme. Imponiert von der minimalistischen Ausstattung und dabei großartigen Performance von Run-DMC, deren ersten Auftritt in Kalifornien Antoine und André besuchen, vertiefen sie sich immer mehr in eigene Projekte. 1984 entsteht in Zusammenarbeit mit Arabian Prince der aus heutiger Sicht eher trashig anmutende Track „Surgery„.
Etwas später als Dre stößt Yella schließlich zu der Gruppe, die sich schon bald N.W.A. nennen und mit ihren provokanten Texten Geschichte schreiben sollte. Den ersten größeren Gehaltsscheck investiert er in eine schneeweiße Corvette im Wert von 28.000 Dollar. Laut einer Anekdote von Manager Jerry Heller verstehen Dre und er sich bei der Produktion nahezu blind und kreieren qualitativ hochwertige Beats, ohne dabei mehr als ein paar Worte zu wechseln. Doch die scheinbar kongeniale Verbindung findet schon bald ein Ende.
Als die Gruppe Anfang der 90er endgültig zerbricht, bleibt Antoine seinem Label und vor allem Eazy treu, mit dem ihn ein enges persönliches Verhältnis verbindet. Nachdem er in der Vergangenheit bereits für J.J. Fad, The D.O.C. und Michel’le produziert hatte, kümmert er sich musikalisch auch um die späteren Ruthless-Künstler, darunter Bone Thughs-n-Harmony. Zum letzten Mal sieht er seinen Freund E im Januar 1995, als die beiden eine Porno-Messe in LA besuchen. Als er diesen wenig später im Krankenhaus besucht, hat man ihn bereits in ein künstliches Koma versetzt.
Yella wird Pate von Erics zweitem Sohn Derrek, den Ehefrau Tomica nach dem Tod ihres Ehemanns zur Welt bringt. Als einziges ehemaliges Mitglied der N.W.A. besucht er die Beisetzung des langjährigen Freundes im kalifornischen Whittier. Obwohl er 1996 sein Solo-Album „One Mo Nigga To Go“ auf den Markt bringt, das E gewidmet ist und viele Features aus dem Ruthless-Umfeld enthält, kommerziell aber floppt, hängt Carraby die Musik für lange Zeit an den Nagel und widmet sich einem anderen Geschäftszweig in der Unterhaltungsbranche.
Mit dem selbsterklärten Ziel, der größte afroamerikanische Porno-Produzent zu werden, realisiert er mehr als 300 „Adult-Movies“. Für diese kreiert er nicht nur den Soundtrack, sondern beteiligt sich auch an Schnitt und Kameraarbeit. Wer gründlich sucht, stößt in den Weiten des Internets auf eine an N.W.A. angelehnte Porno-Parodie namens „Ho’s With Attitude„. Als einziger unter den ehemaligen Kollegen heiratet Antoine nie und setzt trotz zahlreicher sexueller Abenteuer keine Nachkommen in die Welt.
Selbst die spannendste Tätigkeit befriedigt einen nicht für immer, sodass 2011 die Rückkehr zur ersten großen Liebe, der Musik, stattfindet. Unter seinem alten Künstlernamen arbeitet er als DJ in Europa, Australien und Kanada und feiert mit Ice Cube und Ren auf der BET Experience in LA immerhin eine halbe Bühnen-Reunion der N.W.A.. Die in die Jahre gekommenen Rapper performen unter anderem „Fuck tha Police“ und „Gangsta Gangsta„. Wie eh und je bevorzugt Yella dabei die Arbeit im Hintergrund: „You know, I wasn’t a rapper, never wanted to be a rapper. That wasn’t my style. I like being quiet and just having fun.“