Ekos neues Album

Vergangenen Samstag fand in Köln etwas statt, was es eigentlich seit den goldenen Neunzigern nicht mehr gibt: Eine Listening Session. Journalisten, die eingeflogen oder herangekarrt werden, um bei Häppchen und Sekt in eine möglichst wohlwollende Stimmung versetzt zu werden und das neue Album des Künstlers zu hören.

Eingeladen hatte Eko Fresh, um sein neues Album "Ekrem" (Veröffentlichung: 2. September) vorzustellen. "Dieses Mal habe ich wirklich ein so gutes Gefühl, dass ich das Album einfach allen zeigen will", so der Wahlkölner. Und so fanden sich Vertreter so gut wie aller relevanter HipHop-Medien (16bars.de, hiphop.de, Mixery, mzee.com sowie unsere bescheidene kleine Webseite) im ersten Stock einer Sportbar mit Spielautomaten in Köln-Gremberg (der berühmt-berüchtigten Grembranx) ein, um bei Fingerfood vom "besten Dönerladen in Grembranx" Ekos neuem Album zu lauschen.

Und was wir da zu hören bekamen, war auf keinen Fall schlecht, teilweise sogar sehr gut. "Ekrem" könnte, dem ersten Höreindruck nach, tatsächlich der langersehnte Befreiungsschlag für Eko werden. Das Album beginnt mit einigen starken Tracks, die in der Tat an die furiosen Anfangszeiten des German Dreamers erinnern, und bleibt über die gesamte spielzeit ziemlich schlüssig und stringent.

Einige besonders bemerkenswerte Tracks haben wir hier für euch aufgelistet.

Ekrem (wieder wie früher)

So und nicht anders eröffnet man (nach dem Intro) ein Album. Ein Beat, der wieder an gute alte Royalbunker-Zeiten erinnert und auf unnötigen Schnickschnack verzichtet. Dazu ein Eko in lyrischer Bestform, der zwar nicht zum ersten Mal betont, wieder an alte Zeiten anknüpfen zu wollen, es aber dieses Mal einfach auch macht.

Ekrem vs. Eko Fresh

Gut, das Konzept hat Eko nicht erfunden, aber die Umsetzung ist definitiv gelungen. Eko lässt sein früheres Ich gegen sein heutiges antreten, verdeutlicht durch die Stimmlage (alt: hoch, aufreizend lässig, neu: tiefer, seriöser) und erklärt damit auch wie nebenbei so manchen Widerspruch in seiner wechselhaften Karriere, die ja immer zwischen Popstar-Träumen und ausgefeilten Rapskills oszillierte.

Köln Kalk Ehrenmord

Da hat sich Eko wahrlich kein leichtes Thema ausgesucht. Zu einem orientalisch angehauchten Beat von Kingsize erzählt er die tragische Geschichte eines deutschen Jungen, der ein türkisches Mädchen liebt und mit ihr Dinge anstellt, die deren Bruder gar nicht gefallen. Ganz bewusst enthält sich Eko hier einer expliziten Wertung und versucht vielmehr, die jeweilige Sichtweise aller Beteiligten zu verstehen. Eine Gratwanderung, die Eko aber gut meistert.

Grembranx

Eine so schmucklose wie bildhafte Schilderung der Straße vor Ekos Studio. Der Rapper nimmt den Zuhörer an der Hand und geht mit ihm einfach die Straße entlang. Vorbei geht es an Bäcker, Friseur, Restaurants – auch wenn man noch nie hier war, hat man gleich die Bilder im Kopf. Eine sehr gelungene Schilderung von alltäglichen Szenarien auf einem chilligen Beat.

B-Promi Status

Vielleicht der beste Song auf "Ekrem". Mit viel Selbstironie und einem breiten Grinsen macht Eko sich über seine eigene Rolle als B-Promi lustig, besingt Möbelhauseröffnungen und sieht sich in naher Zukunft im Dschungelcamp. Respekt vor so viel Bereitschaft, über sich selbst zu lachen. "Irgendwie muss man ja damit umgehen", erklärt Eko selbst dazu.

Jenseits von Eden featuring Nino de Angelo

Ein Track, der für geteilte Reaktionen sorgen dürfte. Wenn Schlagersänger Nino de Angelo völlig ironiefrei von Kindern, die nicht mehr wie Kinder lachen singt, dann ist das entweder unglaublich berührend oder unerträglich kitschig. Dazwischen gibt es nichts. Ekos Strophen wissen zu überzeugen, aber jedesmal wenn der Chorus kommt, ist man ein bisschen schockiert. Mal sehen, wie der Song nach mehrmaligem Hören klingen wird.