Nazar über die Landtagswahl in Wien

Schock am Sonntagabend in Wien. Mit ganzen 27% zieht die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs unter Führung ihres Vorsitzenden H.C. Strache in den Wiener Landtag ein und kann somit ihr Wahlergebnis gegenüber der Wahl von 2005 fast verdoppeln. Die Wiener Sozialdemokraten mussten Stimmenverluste in Höhe von 5% hinnehmen und verloren dadurch die absolute Mehrheit im Wiener Parlament.Ebenfalls entsetzt zeigte sich der Rapper Nazar, der in den vergangenen Wochen tatkräftige Wahlkamphilfe für die Sozialdemokraten geleistet hat. Dass der Wahlerfolg der FPÖ in dieser Höhe ausfiel, hat auch ihn schockiert. „Das hat keiner erwartet“, sagte er in einem Statement gegenüber rap.de.

Allerdings fügte der Österreicher mit Iranischen Wurzeln hinzu, brauche man sich auch nicht zu wundern, wenn die Menschen aus Protest zu den Freiheitlichen wechseln würden, schließlich habe sich die SPÖ in den vergangenen Jahren auch nicht sonderlich ausgeprägt um die Menschen aus den Arbeiterbezirken gekümmert. Das eigentliche Klientel sei von der eigenen Partei vergessen worden und man habe ganz einfach zu wenig auf die Sorgen und Nöte der Menschen gehört. „Die Menschen haben einfach Angst vor Überfremdung und die SPÖ hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, den Menschen diese Ängste zu nehmen. So etwas kann man dann auch nicht mit zwei Monaten Wahlkampf auffangen“, erklärte der Rapper.

Nazar selbst sieht die Ursachen für die aggressive Fremdenfeindlichkeit in Österreich und speziell in Wien zum einen in der Tatsache begründet, dass es offensichtlich eine europaweite Anti-Islam Bewegung gibt, die sich von Holland über Sarrazin bis hin zu der Schweizer Anti-Minarett Kampagne zieht.
Zum anderen erklärte der Musiker aber auch, dass es in Österreich relativ wenig Probleme gäbe. „Wenn man einigermaßen vernünftig ist, dann kann man in Wien sehr, sehr gut leben. Die Einwanderungsproblematik ist eines der wenigen Probleme und somit einer der wenigen Punkte wo eine Partei wie die FPÖ angreifen kann. Dadurch dass ein Politiker wie Strache öffentlich gegen den Islam und die Ausländer hetzen darf, fühlen sich viele kleinen Leute halt bestätigt und machen einfach mit“, ein Umstand gegen den Nazar auch in Zukunft angehen möchte, nicht unbedingt als Politiker, sondern vielmehr als Bürger seiner Stadt und seines Landes.

Die politische Welt nämlich, ist nach eigener Ansicht nämlich vollkommen ungeeignet für eine Person wie Nazar, dessen Texte in den letzten Wochen vom politischen Gegner systematisch ausgeschlachtet und gegen ihn verwendet wurden. „Ich bin Künstler und das was ich mache bleibt nun einmal Kunst. Ich muss der SPÖ hier an dieser Stelle einmal mein vollstes Lob aussprechen, dass sie es überhaupt gewagt haben, mit mir zusammen zu arbeiten. Eine meiner Grundbedingungen war nämlich, dass sie mir nicht den Mund verbieten durften und darauf haben sie sich eingelassen. Ich denke auch nicht, dass ich irgendwelche Vorurteile überwinden hätte können, wenn ich meine Sprache geändert hätte. Das bringt nichts. Ich bin und bleibe in erster Linie Musiker.

Zumindest in der Altersklasse der Jungwähler hat diese Strategie zumindest ansatzweise gefruchtet. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend lag hier das Wahlergebnis der SPÖ bei 46% der Stimmen und die FPÖ erreichte nur knapp 20%.

Das zumindest sollte ein kleiner Lichtblick sein und darauf hoffen lassen, dass sich das Problem irgendwann einmal biologisch von selbst auflöst, wobei auch 20% immer noch ganz schön viel sind.