Innenminister klagt Franz-Rapper an

Erinnert man sich an die heftigen Ausschreitungen 2005 innerhalb Frankreichs, ist es vielleicht nachvollziehbar, weshalb die Gespräche Europas größten Hip Hop Landes seit gestern von nur einem Thema dominiert werden:

Laut TF1: News erhebt der französische Innenminister Brice Hortefeux Anklage gegen einen bis dato unbekannten Rapper, der mit seinem Video "Tirez Sur Les Keufs“ ("Schießt auf die Bullen") scheinbar auf sich aufmerksam machen wollte. Ein Schuss ins eigene Fleisch wenn man so will, denn nachdem es in den letzten zwei Jahren immer wieder zu Polizistenmorden in den Banlieues um Paris und Marseille kam, ist ein solches Lied für die Behörden mehr als nur eine künstlerische Überspitzung.

In seinem Clip posiert der 19-jährige Rapper Abdu X mit Waffen und maskierten Freunden, während er Zeilen wie "Tirez sur les keufs et sur le comico. Gros big up à nos reufs qui sont en GAV, qui sont au carpla à cause de tous ces tardba“ (in etwa: "Schießt auf die Bullen und das Kommissariat, Gruß an unsere Kollegen die wegen diesen ganzen Bastarden einsitzen“) vorträgt.

Das Video verbreitete sich ab Mittwoch hauptsächlich in den sozialschwachen Vororten rund um Hauts-de-Seine vor Paris, bis ein Polizist es entdeckte. Wütend postete er es in der Polizei eigenen Facebook-Gruppe "Le blog de police“, woraufhin der ehemalige Polizist und Gründer der Gruppe Marc Louboutin im Namen der Polizei ein Reaktion des Innenministers forderte.
Seiner Meinung nach seien Polizisten die einzigen, die man in irgendeiner Weise zum töten auffordern dürfte, wenn man schon in so übertriebenen Szenarien denke. Auf jeden Fall müsse es verboten werden, dieses Video hochzuladen, beziehungsweise es weiterzuverbreiten.
"Je constate que les policiers sont la seule catégorie de personnes dont on peut appeler au meurtre, de manière relativement récurrente, sans que cela ne pose de problème, ni de modération de la part des hébergeurs de ce genre de vidéo, ni de surveillance de ces espaces normalement dédiés à l’échange et aux débats.

Dass der Protagonist des Titels die allgemeine Stimmung seines Umfeldes und explizit die Meinung  zur Polizei vieler Bewohner der "schwierigen Viertel“ repräsentieren würde, sei egal. Ein Mordaufruf könne nicht so hingenommen werden.

Diesem Aufruf kam Innenminister Hortefeux auch prompt nach und hielt gestern im Rahmen eines Lyoner Revierbesuchs eine Pressekonferenz ab, in der er verkündete, bereits systematisch Anklage erhoben zu haben. Dies sei gar keine Frage des Einzelfalles, in solchen Angelegenheiten sei es selbstverständlich, dass nicht eine einzige destabilisierende Drohung in Richtung der Freunde und Helfer ungesühnt bleibe.

Während die Originalfassung des Clips unlängst wieder aus dem Internet entfernt wurde, äußerte sich die Mutter des Jugendlichen in einem kurzen Bericht (bitte hier Klicken) mit France 3 zu seinem Versuch, bekannt zu werden. Weinend erklärte sie, ihr Sohn habe sich niemals vorstellen können, dass die Sache so groß werden würde. Alles sei nur ein Versuch gewesen Aufmerksamkeit zu erregen, allerdings innerhalb seines Viertels und der Hip Hop Szene, keinstenfalls jedoch auf politischer Ebene. Nun sei ihm alles entglitten, er habe es nicht mehr in der Hand und sie habe Angst um sein Wohl.

Auch wenn das komplette Video sorgsam unter Verschluss gehalten wird, reichen diese 30 Sekunden, um sich ein Bild zu machen.