Wiley verschenkt 200 Songs

Der britische Grime-Rapper Wiley auch bekannt als der Godfather of Grime dürfte für die englische Plattenindustrie so etwas sein, wie Klaus Kinski für den deutschen Film. Unberechenbar, launisch, aggressiv – aber eben auch genial.

Nun hat Wiley britischen Presseberichten zufolge in einem Anfall von Wut mehrere Ordner mit Musik ins Netz gestellt. Zum freien Downlaod. Zur freien Verfügung.
Insgesamt sind das mehr als 200 Songs, was natürlich die Plattenfirma, die auf ein neues Album des Künstlers wartet, zutiefst schockierte und auf der anderen Seite die Fans zutiefst erfreute.
Wie der britische Guardian berichtet, geriet der 31 Jahre alte Richard Cowie, so der Rapper mit bürgerlichem Namen, während einer Twitter Session am letzten Donnerstag in Streit mit seinem Manager und Geschäftspartner, John Woolf.
Der Musiker twitterte sich anscheinend derart in Rage, dass er irgendwann damit begann, elf Ordner seiner Festplatte in .zip Files umzuwandeln und diese ins Netz zu stellen. Damit erstaunte er die britische Grime Community, die sich in Foren über die Ordner hermachte und ebenso sein Label Island, das sich seitdem in Schweigen hüllt.

Auf die Frage, ob es sich hierbei um einen Promotion-Stunt oder die wahnsinnige Aktion eines Genies gehandelt habe, sagte Wiley, dass er es nicht so genau wisse, es aber im Endeffekt für eine gute Idee halte: "It shouldn’t have come to this. I didn’t want to do it – but I think it might just have been a good idea."

Im weiteren Verlauf des Gesprächs allerdings betonte der Rapper, dass er mit der Veröffentlichungspolitik seines Labels und überhaupt mit der Veröffentlichungspolitik der Musikindustrie nicht unbedingt einverstanden sei. Dass ginge alles zu langsam und die Stücke, die auf seiner Festplatte festsäßen, würden ihn schlichtweg krank machen. Die Menschen in England hätten schließlich keine Möglichkeit, seine Musik zu hören, weil die Plattenfirmen mit seinem Tempo nicht mithalten könnten. Wiley habe beschlossen, all die Songs wegzugeben und reinen Tisch zu machen, um danach die beste Musik seines Lebens produzieren zu können, so der Grimer gegenüber dem Guardian: "I just need people in England to listen to me. I need people to embrace me, otherwise I’m just in my own little world going mad. And people who I want to hear me can’t hear me. I’ve got all this music sitting on hard drives, and in the end it started to make me feel sick. I thought, let me give it away, and then move on to make the greatest music I’ve ever made. I just had to get this out from under me, then start again from scratch. The Zip Files are just the foundation."

Währenddessen kursieren im grimeforum.com schon diverse Compilations von Fans, die sich ihren eigenen Wiley Longplayer zusammen gestellt haben und auch schon dabei sind, diverse Cover für die unterschiedlichen Kompilierungen zu erstellen.

Mit anderen Worten: Die Musik lebt. Die Industrie schweigt.