„Blokkhaus“ soll des Blokkmonstas komplettestes Album sein. Noch nie hat der Berliner soviel Zeit, Energie und Geld in die Produktion eines Albums gesteckt. Ein Jahr war Blokk unterwegs und suchte nicht nur in Deutschland, sondern auch in Übersee, Inspiration und Möglichkeiten, sein neues Werk so kompakt wie möglich aufzustellen. Die Feature-Auswahl soll „Blokkhaus“ durch lagerübergreifende Beiträge vielseitiger machen. Altbekannte Gesichter bekräftigen jedoch zugleich, dass das Monsta seinem Block immer treu bleiben wird. Und sich auch für den Versuch, durch ein so aufwendig gestaltetes Produkt in den Charts zu platzieren, für niemand verbiegt. Blokk bleibt Blokk.
Für den Hörer bedeutet dies, Lyrics, die das altbekannte Bild von der Straße und dem harten Leben auf morbide Art und Weise widerspiegeln. Es wird Kritik am System geübt, es wird auch wieder Menschen weh getan. Verpackt wird das Ganze auf einem sehr breit produzierten Soundteppich, der den immensen Aufwand der Schaffensphase verdeutlicht. Im Kern sehr modern und elektrisch gehalten, jedoch nie langweilig, sondern abwechslungsreich. Im Interview mit rap.de erklärte Blokkmonsta, dieses Album könne auf jeder Anlage gehört werden, ohne an Klangqualität einzubüßen. Und der Hörer stellt wirklich sehr schnell fest, das hier jeder ausgegebene Cent richtig investiert wurde. Viele verspielte Elemente, die solo nicht unbedingt beim ersten Hören auffallen, jedoch in der Gesamtheit ein eindrucksvolles Produkt ergeben. Das wird nicht jeder beim ersten Durchlauf „Blokkhaus“ bemerken. Es bleibt jedoch auch nach mehrmaligem Abspielen einiges zu entdecken auf dieser Platte. Selbstverständlich dominiert der Psychokore-Einfluss einen Großteil von „Blokkhaus„, was den bereits im Vorfeld geneigten Konsumenten sicherlich befriedigen dürfte, ein neues Zielpublikum eventuell aber abschreckt. Das Feature mit 4.9.0 Friedhof Chiller, „Deus Ex„, ist zum Beispiel einer dieser Tracks, der so genre-typisch ist, dass er wahrscheinlich vornehmlich ältere Zielgruppen des Monstas befriedigen wird.
Ob man den Stil Blokkmonstas feiert oder nicht, ihm muss zugute gehalten werden, dass seine Musik durchaus dazu dienen kann, Aggressionen während des Hören abzubauen. Also genau das Gegenteil von dem, was Blokk seitens einiger Medien und nicht zuletzt von der BPjM zeitweise unterstellt wird. Die Art, wie er seine Rhymes in das Mikrophon presst, mag vielleicht manchem zwecks der Lautstärke als permanentes Störgeräusch dienen, jedoch werden sich Hörer mit dieser Wahrnehmung wohl ohnehin kein ganzes Album des Monstas zu Gemüte führen. Beim Rest der Rezipienten, genauer den Menschen, welche Blokk sowieso feiern, führt dies jedoch wohl mitnichten zu einer „Gefährdungsneigung im Bezug auf gewalttätiges Verhalten„. Viel eher kanalisiert er seine Wut, und auch die mancher Hörer, um den eigenen Unfrieden in musikalischer Werkarbeit zu begraben.
Thementechnisch bewegt sich „Blokkhaus“ selbstverständlich in einem Bereich, welcher stark von der gewalttätigen Vergangenheit von Blokk gefärbt ist. Und ja, vielleicht auch noch durch eine gelegentlich gewalttätige Gegenwart. Doch ist jedem Track deutlich anzuhören, dass hier die persönliche Realität als Mittel zur Gestaltung von Themen dient, nicht als Aufruf diese zu adaptieren. Gesellschafts-und Sozialkritik sowie Konflikte mit der eigenen Wahrnehmung finden durchaus auch ihren Ausdruck auf der neuen Platte. Real Talk, wie man so schön sagt.
„Staatsfeind Nr 2“ etwa befasst sich mit dem gesellschaftlichen Umgang – beziehungsweise dem des Systems – mit der eigenen Person. Unterstützt wird Blokkmonsta hier von Toni der Assi, der auf seine Art ähnliche Geschichten zu erzählen hat. Es gibt jedoch auch Tracks, die mit ihrem Inhalt eine Tiefe erzeugen, wie man es sonst so vom Schreihals nicht gewohnt ist. Blokk hat im Laufe der Jahre einiges an Reife dazugewonnen. Manchmal ist es wirkungsvoller, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, als ihnen diesen über den Kopf zu ziehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Song „Von Blokk zu Blokk„, welcher natürlich auch durch den Feature-Part von Kool Savas lyrisch auf ein hohes Niveau gehoben wird.
Das Monumental-Werk „Blokkhaus Allstar“ sorgte bereits vor der Veröffentlichung von „Blokkhaus“ für Aufsehen. Hier zeigt sich die Vielseitigkeit und Akzeptanz, welche Blokkmonsta mittlerweile in Deutschland genießt. Oder die Angst der Rapper vor ihm, ein Motiv, mit dem er selbst immer wieder gern kokettiert. Zudem aber auch, wie offen der Blokkchef mittlerweile ist, verglichen mit seinen Anfangstagen. 40 Rapper aus den verschiedensten Lagern auf einem Track zu vereinen – das hat ja nicht mal sido geschafft. Und auch hier wird stiltechnisch durchaus variiert. Spaßigere Parts stellen sich in eine Reihe mit roughen Lines und bieten genau dieses Maß an Abwechslung, welches ein Track dieser Größenordnung braucht, um nicht langweilig zu werden.
Alles in allem merkt man „Blokkhaus“ deutlich an, wie viel Mühe in dieses Werk gesteckt wurde. Es entwickelt eine eigene Charakteristik und überzeugt durch stabile Wortketten, die selbst an den harten Raps von Blokkmonsta nicht zerschellen. Nicht zuletzt übrigens, weil die Produzenten ZH Beats, Barret, Hitnapperz, Attila Knight, 7 Inch, One Million Berlin und Samurai Sounds ihr Handwerk bestens verstehen.
Natürlich findet hier alles unter einem düsteren Deckmantel statt, wir sind hier aber auch nicht auf einer Platte der Orsons. Im Block erblühen halt keine Blumen, sie verwelken dort. Und die Luft im Block reicht eben nur für die eigenen Lungen.