Joshi Mizu – MDMA (Review)

Mit den kraftvollen Hieben seines Katanaschwertes und schnellen Kicks metzelt sich Samuraikrieger Yoshimitsu durch die Reihen von Gegnern das Blut – nein, okay falscher Ansatz, falscher Joshi Mizu. Geht es hier doch nicht um den schwertschwingenden Tekken-Charakter, sondern um den Indipendenza-Künstler aus Österreich , der diesen Freitag, den 19. September sein Debütalbum „MDMA“ auf die Plattenteller bringt.

MDMA“ klingt weit weniger psychedelisch, als es der Titel zunächst vermuten lässt – eher hört man fernöstliche Einflüsse aus den Produktionen heraus, die allesamt den Maschinen des Produzentenduos Stereoids entspringen. Die Berliner verstehen ihr Handwerk, dementsprechend klingt die Instrumentalisierung des Albums durchaus solide, herausstechende Beats, die wirklich bei mir hängen bleiben gibt es in der Summe aber keine zu finden. Betrachte ich das Ganze wohlwollend, könnte ich sagen: das Album klingt stimmig und wie aus einem Guss. Andererseits wirkt es auf mich aber folgendermaßen: die Beats plätschern unspektakulär vor sich hin, sind ein einziger Einheitsbrei ohne Höhepunkte oder Abwechslung, und der synthetische Sound nutzt sich schnell ab.

Wie man das Ganze nun betrachten mag, hängt stark von der Situation ab, in der ich mir das Album zu Gemüte führe. Nüchtern betrachtet bleibt in meinen Ohren schon weit vor Hälfte der Spieldauer der Reiz des, nach eigener Aussage experimentellen Sounds, auf der Strecke. Nichtsdestotrotz bewegen sich die Produktionen allesamt auf hohem Niveau und sind durchaus stilsicher auf Joshi Mizu zugeschnitten.

Leider kranken auch Joshi Mizus Lyrics an einem ähnlichen Phänomen – der Wiener ist ein überaus talentierter Rapper, ohne Frage – aber was will mir dieses Album sagen? „MDMA“ nimmt sich selbst sehr wichtig, der Haken dabei ist: es fehlt Substanz. Auf den ersten Blick mag man darüber hinweg sehen, aber blickt man einmal hinter die zahlreichen Worthülsen, so fällt einem auf, dass die Inhalte sich großteils zwischen abgedroschenen „Doch selbst, wenn diese Welt untergeht, hält diese Liebe für immer“ („Hassliebe„) und plakativen Aussagen wie „Frag mich wie spät, aber ich hab kein Plan, tja – Zeit zum Durchdreh’n“ („Tokio Drift„) bewegen.

Hinzu kommt leider, dass Joshi Mizu seine Lyrics ziemlich unpointiert hält. Man kann mir vorwerfen, ein abgestumpftes Ohr in dieser Hinsicht zu haben, aber mir fehlen hier einfach die zündenden Punchlines: „Nehm‘ höchstens mal ein Blatt vor den Mund / in Form einer Tüte, die gefüllt ist mit Tabak und Kush“. Auch themenlastigere Tracks, etwa „Zirkus“ oder „Nicht mein Problem“ mit Sierra Kidd, durch die sich eigentlich ein roter Faden ziehen will, plätschern weitgehend ereignislos dahin, dass es mir schwer fällt, ihnen zu folgen. Schade, denn die Ansätze, doch etwas mehr in die Tiefe zu gehen, sind definitv erkennbar.

Raptechnisch legt Joshi Mizu zweifellos eine flotte Sohle aufs Parkett. Gerade die geflexten Passagen klingen verspielt und lassen mich jedes Mal aufhorchen. Außerdem beweist der MC ein gutes Gespür für Hooks, diese sind stets eingängig, melodisch und das einzige, was nach mehrmaligem Hören wirklich bei mir haften bleibt. Die Delivery ist ebenfalls nicht zu kritisieren, gerade deswegen ist es so schade, dass sich weder inhaltliche Substanz noch ein Unterhaltungsfaktor in den Texten finden lässt – denn wäre eines von beidem vorhanden, wäre das Zuhören ein Hochgenuss. Joshi rappt einfach locker und unfassbar sympathisch – man möchte ihn gerne auf ein Bier einladen und plaudern, ja vielleicht sogar etwas mehr aus ihm herauskitzeln als „MDMA“ preis gibt.

Joshi Mizu ist ein talentierter MC, der jede Menge Potential mit sich bringt. Ein angenehmer Flow, die sympathische Art und eine wohlklingende Stimme sind ihm ebenfalls eigen. „MDMA“ allerdings ist ein Album, das weit mehr sein will, als es ist. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes – sondern sehr durchschnittlich, mit Tendenz zur Belanglosigkeit. Als Hintergrundmusik eignet sich der beruhigende Klangteppich durchaus, darüber hinaus kann mich „MDMA“ leider nicht überzeugen.

Autor: Skinny Smallz

MDMA
VÖ Datum: 2014-09-19
Verkaufsrang: 568
Jetzt bestellen ab EUR 30,99