Staiger fordert Kollegah zur Podiumsdiskussion auf

Was Kurzes zum Frühstück – Lieber Kollegah!
zuerst möchte ich mich für Deine Antwort bedanken. Wir sind beide vielbeschäftigte Menschen und deshalb weiß ich es wirklich sehr zu schätzen, dass Du Dir die Mühe machst, auf meine Kritikpunkte einzugehen.

Auch wenn wir inhaltlich in einer Frage wie Patriotismus vorerst unterschiedlicher Meinung bleiben werden und auch bei der Ursachensuche, ob nun Zins-Geld das Grundübel ist oder die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, verschiedene Auffassungen haben – eine Sache ist mir dabei aufgefallen.

Ich denke dass sich so viele Menschen für diese Debatte interessieren, weil sie sich

erstens unwohl fühlen in dieser Welt wie sie ist,

zweitens nach einer Erklärung dafür suchen, warum das hier alles nicht mehr richtig läuft

und drittens auch nach Lösungsvorschlägen und Alternativen suchen.

Weil das in einer Internetdiskussion immer schwierig ist und voller Missverständnisse, schlage ich vor, dass wir uns beim Out4Fame Festival zu einer gemeinsamen Podiumsdiskussion treffen, um die Sachen live und direkt zu besprechen. Ich habe diese Idee am Sonntag schon mal mit Dako von Out4Fame andiskutiert und er wäre generell dazu bereit, das durchzuziehen.

Auch wenn wir vielleicht auf all diese Fragen nicht die ultimative Antwort haben, Hip Hop kann nach wie vor etwas, was keine andere (Jugend-)Kultur kann. Hip Hop bringt Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten dazu, sich miteinander zu beschäftigen. Schon allein aufgrund der Masse an Texten, müssen wir uns miteinander auseinander setzen und das kann keine andere Musik- oder Kunstrichtung. In einer Zeit, in der die Gesellschaft immer weiter auseinander driftet sollten wir das ausnutzen, ansonsten ist das alles, was wir jetzt gerade produzieren nur popkulturelles Gelaber und Show.

In diesem Sinne wollte ich dann noch auf zwei, drei Sachen eingehen, die Du in Deiner letzten Antwort angesprochen hast.

Ich habe nicht den Eindruck, dass über das Schicksal der Palästinenser und die israelische Politik in den deutschen Medien nicht berichtet würde. Das wird es. Womit du allerdings Rechts hast, ist, dass es ein krasses politisch korrektes Tabu ist und man nach wie vor nicht unbefangen darüber sprechen kann. Ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass dieses Thema unweigerlich die alten antijüdischen Reflexe hervorruft und ganz schnell auch der echte Antisemitismus am Start ist.
Mir ist nach wie vor nicht ganz klar, wie sich ein gesunder Patriotismus positiv auf die Psyche eines Menschen auswirken kann. Wie gesagt, ich kann nachvollziehen, dass man sich als Deutscher auch nicht schlechter fühlen will, als die anderen und wie ich schon sagte, man braucht sich dafür ja auch nicht zu schämen. Aber ein korrekter Mensch ist ein korrekter Mensch, egal wo er herkommt, oder? Wozu brauche ich eine Nationalflagge im Rücken?
Was ergibt sich aus der scheinbaren Erkenntnis, dass nur eine winzig kleine Gruppe von Menschen, die Welt regiert? Theoretisch müsste man diese doch relativ einfach benennen können. Mit Namen und Adressen. Was ist, wenn es nicht die richtigen sind? Sind da eigentlich auch Russen, Chinesen, Japaner und Deutsche dabei? Und selbst wenn. Was ändert sich, wenn man diese Leute beseitigt und am System unseres Wirtschaftens nichts verändert? Dann sitzen nach zwei Jahren doch wieder die gleichen Typen am Tisch der Macht nur eben andere.
Das war‘s jetzt auf die Schnelle. Beste Grüße aus – zur Zeit – Frankfurt am Main, die Stadt unter der Illuminaten Pyramide, wo trotzdem oder gerade deswegen alle durchdrehen.

Bis bald

Staiger