Der Boulevard war begeistert: ein Gangster-Rapper, ein Drogen-Verherrlicher, ein fleischgewordener Skandal soll über die musikalische Zukunft hoffnungsfroher Jugendlicher entscheiden? Sido als neuer Juror in der "Popstars"-Jury? Zwischen dem angestrengt motivierten Krawall-Tänzer D mit Ausrufezeichen und der längst vergessenen Sängerin Loona? Geht es in all diesen Castingshows nicht sowieso mehr um die markigen Sprüche egozentrischer Musik-Rentner, denn um die Gesangstalente von Monika und Kevin aus Bottrop?
Mit wohligem Frösteln sprach Spiegel Online vom "Skandalrapper, der für seine rüpelhaften und obszönen Texte bekannt" sei, die WELT ging weiter und stellte die waghalsige Vermutung auf, dass Sido sich womöglich "noch gemeiner als Dieter Bohlen" gegenüber den Kandidatinnen äußern könnte. Mit dieser Befürchtung scheinen sie nicht allein zu sein, denn nun meldete sich der deutsche Kinderschutzbund zu Wort. Alexandra Klauck vom Landesverband Bayern, und wir wissen, gerade im Süden des Landes ist man tendenziell immer um die Seelen unserer Jugend besorgt, möchte ein Auftreten des Berliners in der ProSieben-Show unbedingt verhindern. "Sidos Songtexte beinhalten gewalt- und drogenverherrlichende Äußerungen, sind auch frauenfeindlich. Damit ist er kein positives Vorbild für Kinder und Jugendliche." Da aber gerade diese die Hauptzielgruppe von "Popstars" bilden, könne man die "Aktion der Sendung nicht verantwortlichen."
Ob der kontroverse Aggro Berliner ab August tatsächlich in der Casting-Jury sitzt, bleibt also abzuwarten. Die ProSieben-Sprecherin hält aber nach wie vor zu Sido, schließlich stehe dieser aktuell an der Spitze der Musikindustrie und sei daher sehr kompetent. Eventuell kann sich der 27-Jährige auch von seiner Freundin Doreen beraten lassen, schließlich begann die ihre musikalische Karriere bei der "Popstars"-Band Nu Pagadi.