Da soll noch mal Einer sagen Hip Hop wäre tot, oder so. Am vergangenen Samstag (18.8.2007) wurde auf der gesamten Fläche des Yaam in der Nähe des Berliner Ostbahnhofs das eindeutige Gegenteil bewiesen.
Mit nicht weniger als 40 (!!!) Live- Acts, End of The Weak Freestyle Challenge, Two-on-Two Breakdance Battle, Graffiti-Contest und Basketballwettbewerb waren an diesem Tag tatsächlich alle Sparten abgedeckt, die traditionell mit Hip Hop in Verbindung stehen. Was für eine Hip Hop Veranstaltung, und vor allem für eine in Berlin, nicht unbedingt selbstverständlich ist, herrschte eine äußerst entspannte und friedliche Stimmung. Sieht man mal von den verschiedenen Battles ab, bei denen ein gewisser sportlicher Ehrgeiz und Aggression doch dazu gehören, oder?
Für eine Outdoor-Veranstaltung in diesem Sommer in Berlin war außerdem das beständig gute Wetter ungewöhnlich. Manchem wurde es zum Teil vielleicht sogar etwas zu heiß, was durchaus ein Grund dafür sein könnte, dass sich mittags nur wenige Leute vor der ungeschützten Hauptbühne direkt der Sonne aussetzten. Es war zwar permanent gut besucht aber die Meisten zogen nach ein paar Minuten weiter, um erst mal den Rest des großen Areals zu erkunden, es gab ja auch noch genug zu entdecken. Das von der Hauptbühne aus Naheliegendste war der große Strand des Yaam, wo man es sich erst mal in einem Liegestuhl bequem machen und einem der zahlreichen Sprüher bei der Arbeit zusehen konnte.
Wenn man sich dann aufgerappelt und wieder Bock auf Musik bekommen hatte, konnte man einfach am Strand lang schlendern und traf dort am äußeren Rand des Yaam-Geländes auf die zweite Outdoor-Bühne. Hier fand mittags die End Of The Weak Freestyle Challenge statt. Nach dem Ende der Challenge wurde es dann auch Zeit den ersten Rundgang über das Gelände zu beenden und sich an der Halfpipe und dem daneben liegenden Basketballcourt einzufinden. Hier startete die Vorrunde des Breakdance-Battles. Man wird bemerken, dass es möglich war, sich den ganzen Tag im Kreis über das Yaam-Gelände zu bewegen, ohne das es langweilig wurde. Spätestens nach dem Ende der Breakdance Battles spürte auch der härteste Rap-Head mal seinen Magen knurren, aber auch dafür war im Yaam besten gesorgt. Von traditionellem wie Grill-Steaks und -Wurst bis hin zu afrikanischer und jamaikanischer Küche war für jeden Hunger was dabei. Nach dem Essen wieder zur Hauptbühne und es wurde langsam voller. Ich will hier keinen der Acts einzeln bewerten, weil ich damit immer allen anderen, die ich nicht erwähne unrecht tue und um alle 40 Künstler hier aufzuführen reicht der Platz nicht. Trotzdem muss meiner Meinung nach die Leistung der beiden Hosts Liquid und Mc Devo hochgehalten werden. Besonders Devo rettete den Tag mit spontanen Einlagen zwischen den einzelnen Sets vor so manchem Stimmungstief.
Setzen wir eine letzte Runde über das Gelände an, bevor dann auch bald die Hauptacts auf der großen Außenbühne stehen und ab 22.00 Uhr das Ganze in den Club verlegt wird. An den Graffiti Wänden war inzwischen Ruhe eingekehrt, genauso wie auf der Strandbühne, nur die B-Boys waren mit voller Macht zurück. Es ging um die Entscheidung im 2 gegen 2. Am Ende trug den Sieg die Crew Funk Fellaz, bestehend aus Kooné und Louízzz, mit nach Hause. Gegen 21.30 stand mit Colos der Headliner auf der Hauptbühne hinterm Mic und wurde von den meisten begeistert empfangen, besonders natürlich von den Fans aus seinem Kreuzberger Heimatbezirk, die ihn mit lauten „36,36,36“ Rufen unterstützten.
Was einige Besucher und natürlich such die Künstler selbst verwunderlich oder störend fanden, war der straffe Zeitplan des Tages. Jeder Act egal wie bekannt hatte für seinen Auftritt 15 bis maximal 20 Minuten, und das auch nur in Ausnahmefällen. Leider war das aber wohl die nötige Maßnahme, um so eine Masse an Künstlern an nur einem Tag auftreten lassen zu können.
Auch wenn dann im Club des Yaam für einige vielleicht die Highlights des ganzen Tages warteten, änderte sich an diesem Konzept nichts. Großer Vorteil: so bekamen die eher kleinen unbekannten Acts die gleiche Spielzeit wie die schon berühmteren Kollegen. Für alle, die an diesem Tag schon genug Rap auf die Ohren bekommen hatten, wurde in einem anderen Raum Reggae gespielt. Gegen 02.00 Uhr fand die diesjährige Graffiti Box schließlich mit dem heiß erwarteten gemeinsamen Auftritt von DeineLtan und 41 Beatfanatika ihren würdigen Höhepunkt. In gewohnter deutsch-Crunk-Manier übernahm die Combo die Bühne und den Club nach allen Regeln der Kunst auseinander. So ging die Graffiti Box 2007 ohne nennenswerte Vorfälle zu Ende.
Freuen wir uns auf 2008!
Wer wissen möchten, wie der Event in real ausgesehen hat kann sich in unserer Gallerie von einigen Bildern überzeugen lassen. Alle, die da waren sind natürlich herzlich eingeladen nochmal in Erinerungen zu schwelgen.