Leicht. Unbeschwert. Und ehrlich. Das sind die Worte, die einem als erstes einfallen, nachdem man das das Album von SAM gehört hat. “Two True Brothers“ steht für zwei Bruder, die ihre Liebe zur Musik teilen und leben. Schon als kleine Rap-Fans filmten sich die beiden, wie sie ihre Lieblingsongs performten, wie sie gleich im „Intro (Einfach so)“ verraten. Einfach so. Nun, aus den unbeschwert herumalbernden Kindern sind inzwischen große Jungs mit einem Deal bei einem großen Indielabel geworden. 2012 gab es ihr Mixtape „ZWEInullZWÖLF“ zum kostenlosen Download im Netz. Mit „TTB“ legen sie nun ihr Debütalbum vor.
Nun ist ein Chimperator-Deal knapp zwei Jahre nach „Raop“ Segen und Fluch. Segen, weil die Infrastruktur des Stuttgarter Indies ihresgleichen sucht. Fluch, weil stets und immer und überhaupt der Vergleich zu Cros Sound zwischen Rap und Pop gezogen wird. Nun liegt er gerade im Falle von SAM auch durchaus nahe. Tatsächlich gehen die beiden es ähnlich fröhlich und entspannt an wie der junge Mann mit der Pandamaske. Aber kann man ihnen das vorwerfen? Da unten im dreckigen Süden ist eben vieles gut, oder zumindest viel besser als in anderen Regionen Deutschlands. All good in the hood, im großen und ganzen. Und die Sonne scheint auch öfter. Banale Begründung, okay, aber ist es angesichts dieser Umstände denn verwunderlich, dass die beiden Brüder genau den Vibe rüberbringen, den man mit Attributen wie zuversichtlich, unbekümmert oder aufgeschlossen recht treffend umschreiben kann?
“Es geht so einfach: Stop, Neustart, Stop, Neustart, Stop“ – diese Zeile beschreibt die Einstellung von SAM perfekt. Trial and error. Einfach mal machen. Alles kann im Leben passieren und wenn es nicht klappt, dann versucht man es eben nochmal. Alles halb so wild. Eine Attitüde, die man den beiden gut gelaunten Schwaben sofort abnimmt, weil sie nicht angestrengt oder aufgesetzt wirkt, sondern wie erfahrbares bzw. erfahrenes Wissen. Kalkuliert wirkt „TTB“ zu keinem Zeitpunkt. Die Hinwendung zu den schönen Seiten des Lebens findet auch in der musikalischen Umsetzung ihre Entsprechung. Locker und melodisch kommt „TTB“ daher.
Alles nur eitel Sonnenschein also? Gute Laune ohne Ecken und Kanten? Nun, weitgehend schon. Doch hier und da blitzen auch tiefgründigere Ansätze auf. So erzählt der Song “C’est la vie“ davon, wie ein Mädchen “ alles versucht und alles gegeben hat“ um ihren Traum von der Musik zu leben, dann aber verarscht und ihres Songs beraubt wird. Auch Selbstzweifel und Ängste sind den Jungs nicht ganz fremd. In „Allein“ wird die Schulzeit eines Jungen beschrieben, der nicht richtig dazu gehört, weil er eben irgendwie anders ist.
Auch die Entscheidungsschwäche, die man ihrer Generation nachsagt, ist an manchen Stellen zu spüren. „Irgendwer der mir sagt wohin es geht für mich, ist von dort oben die Route zu sehen? „, rappt Sam in „Hallo!?„. Die Sehnsucht nach einem letztlich alles auflösenden, übergreifenden Plan ist eben groß. Und das gute alte Thema unerfüllte Liebe wird nicht ausgespart.“Du schenkst mir keinen Blick, denkst „Verpiss dich, ich kenn dich nicht!““ („Kein Blick„). Soviel Wermutstropfen muss dann doch sein.
Ein bisschen Trouble gibt es also auch im Paradise, aber ansonsten: So ziemlich alles super. Wer Rap gerne schwer, düster und hart mag, sollte um „TTB“ besser einen Bogen machen. Wer aber angesichts des vorfrühlingshaften Wetters jetzt schon wieder Bock auf See, Sonne und Seele baumeln lassen hat, der findet hier den perfekten Soundtrack für den Ausflug zum Baggersee. Ist doch schön, dass es auch für die unbeschwerten Momente im Leben mittlerweile Rapmusik aus deutschen Landen gibt.
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