Was war das Geschrei groß. Schon im Vorfeld wussten viele Bescheid: „#hangster“ – das kann nix sein. Geht ja gar nicht. Der Tour-DJ von Cro holt sich per unverdient erworbenem Fame paar große Namen, würfelt die Kombinationen aus und verdient sich dumm und dämlich. So oder so ähnlich stellten sich das viele vor. Nicht nur Klein-Kevin in Deutschraphausen, sondern auch bekanntere Kollegen von Psaiko.Dino, die möglicherweise einfach neidisch auf die Möglichkeiten sind, die dem Stuttgarter offenstehen. Nur: Er hat vielleicht Glück gehabt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort etc.. Alles gut und schön. Aber warum verdammt nochmal sollte er dieses Momentum nicht auch nutzen? Zumal er es – und soviel sei an dieser Stelle gleich vorweggenommen, zu einem wirklich schönen Projekt nutzt.
„#hangster„ ist die eigentlich längst überfällige Brücke zwischen vermeintlichem Hipster- und tatsächlichem Gangsta-Rap (von rap.de übrigens bereits im April 2012 in einer Aprilscherz-News angedacht). Hier werden Grenzen in den Köpfen eingerissen, hier wird über alle Tellerränder hinausgeschaut und -gegessen, hier wird der alte, echte HipHop-Gedanke noch mit Leben gefüllt. Ja, genau der. Es geht nicht darum, wo der herkommst, wo du aufgewachsen bist, was deine Eltern auf ihrem Kontoauszug für eine Zahl stehen hatten. Es geht einzig und allein darum, dass du fresh bist.
Und fresh, das sind sie, die Gäste, die der Junge mit dem harmlosen Aussehen und der netten Art da auf seinem Debüt versammelt hat. Haftbefehl, Cro, Celo & Abdi, SAM, Frauenarzt, Manny Marc, Muso, Bass Sultan Hengzt, Olson, Rockstah, Teesy, DaJuan, Patrice, Megaloh, Olli Banjo, Kaas, Julian Williams, Schwesta Ewa, Eko Fresh, DCVDNS, sido, Weekend – okay, Palina Rojinski ist bisher nicht als Rapperin aufgefallen und wird dies vermutlich auch fürderhin nicht mehr, aber muss sie das? Sie muss nicht. Auf „#hangster„ geht es nicht nur um die krasseste Line, den perfektesten Flow, das um acht Ecken gedachte Wortspiel – es geht darum, dass alle zusammen Spaß haben. Wie auf einer guten Party. Und wie auf einer guten Party stehen die Hater am Rand. Alleine.
Und auf dieser Party ist Psaiko.Dino der perfekte Gastgeber. Schon im „Intro“ nimmt er allen Hatern gleich mal den Wind aus den Segeln, indem er sich von sido ausgiebig verarschen lässt. Selbstironie ist eben immer noch die beste Waffe, wenn man nicht der Breiteste und Härteste ist.
„Die Klamotten, nicht sein Ernst, das ist echt zu hart
Fehlt nur noch ’ne Brille mit ’nem Sticker auf dem rechten Glas
Vielleicht bin ich zu alt oder er zu jung
Aber die Hosen sind doch viel zu eng, das ist nicht mehr gesund„
Die herrlich tiefergelegte Cruisinghymne „8 km/h“ mit Haft und Cro sollte inzwischen bekannt sein. Den absoluten Vogel schießt aber Manny Marc von den Atzen ab, der in seinem Part ein weiteres Mal beweist, dass Atzenstyle vor allem bedeutet, nicht den geringsten Fick zu geben.
„Mittelfinger, Stinkefinger
Hop Hop Hurra, bla bla bla bla
Ist doch albern, guck mal da
Der Typ hat doch ’ne Macke, aber alles klar“
Alles klar, in der Tat. Die angemessene Reaktion darauf ist es übrigens, sich prustend vor Lachen auf dem Fußboden herumzuwälzen. Klar, wer ein notorischer Sucher nach Haaren in Suppen ist, sieht solche Zeilen als Verrat an Rap oder weiß der Teufel was nicht alles. Macht sicher auch Spaß.
Es ist aber keineswegs alles Klamauk auf „#hangster„. „Werdegang“ mit Schwesta Ewa und Kaas verbindet zwei sehr unterschiedliche Lebensläufe, Der Titeltrack mit Eko Fresh und DCVDNS ist Gangsta-Rap, der sich selbst nicht zu ernst nehmen muss und „Klischees“ mit SAM und Celo & Abdi fasst die Idee von „#hangster„ noch mal treffend zusammen.
„Guck, grade packt ihr mich in eine Schublade
Wie Achis mit Rucksack auf dem Weg zur Nummer
Osama, Bombenleger, Azzlackz, Chimperator
Groove Attack, Indie-Labels, Vorbild für die Majors“
Und auch abseits von den ganz spektakulären Aufeinandertreffen gibt es einiges zu entdecken. Was Capo und Lary etwa auf „Sei groß!“ anstellen, ist nicht von schlechten Eltern.
Dieses Album hat eine Message. Oder mehrere. Hab Spaß. Sei locker. Sei offen. United we stand, divided we fall. Genug gesagt.
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