Mosh36 aus Berlin Kreuzberg, will die Hauptstadt wieder auf die Karte bringen, wie er selbst sagt. Kein leichtes Unterfangen, haben in letzter Zeit doch Städte wie Frankfurt, Hamburg sowie das Ruhrgebiet mächtig aufgeholt – wobei Herkunft im Deutschrap zunehmend weniger eine Rolle spielt. Nicht wenige erfolgreiche Rapper kommen aus Kleinstädten ohne besonderen Ruf – viele davon leben dann zwar in Berlin, was der Stadt aber auch nicht wirklich viel bringt. Kein geringerer als KoolSavas allerdings hat verlauten lassen, dass Mosh die Zukunft Berlins sei und ihm daher vorgeschlagen, sein Mixtape (das kein Mixtape ist) „Berlins Zukunft“ (hier bestellen) zu nennen. Verständlich, dass Mosh da nicht groß gezögert hat, dem Wunsch des Kings Folge zu leisten.
Passend dazu eröffnet die deutsche Synchronstimme von u.a. BruceWillis das Mixtape mit folgenden Worten: „Du Mosh sag mal, ich hab da eine Idee. Bring doch mal was über Berlins Zukunft, ich glaube das würde die jungen Leute interessieren – und nicht immer diesen Kack.“ Auf den nachfolgenden 36 Bars, so auch der Trackname, stellt Mosh erstmal ausgiebig seine Rapskills unter Beweis und ballert mit harten Lines und passgenauen Rhymes um sich .
Dass Mosh auch anders kann, dürfte spätestens seit der Videoauskoppelung zu „Danke“ allgemein bekannt sein. Auf diesem Song ist ein nachdenklicher Mosh zu hören, der dem Hörer ein paar Denkanstöße geben will, Stichwort: Zu schätzen wissen, was man hat. „Ich bin glücklich jeden Morgen wenn ich aufwach’/ denn im Grab Bruder, glaub mir bist du ganz allein/ hab Respekt vor dir selbst, zeig ein wenig Dankbarkeit“ Dieser Wechsel zwischen hartem Straßen/Battlerap und nachdenklicheren Songs zieht sich durch das gesamte Mixtape und sorgt für die nötige Abwechslung.
Technisch war Mosh schon immer talentiert, wer ihn noch aus der Zeit mit der 187 Straßenbande kennt, wird festgestellt haben, dass er schon damals sauber auf den Beat flowen konnte. Was bei Mosh aber bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er sich trotzdem weiter steigern konnte – das zeugt vom Hunger des Berliners. Doch nicht nur was das Rappen angeht, ist der Kreuzberger anscheinend noch lange nicht satt, denn auch die Gesangshooks nimmt Mosh desöfteren persönlich (und absolut unpeinlich) in die Hand.
Auch musikalisch überzeugt „BZ“ – und das liegt nicht nur an den sauberen und abwechslungsreichen Beats von Sonus, sondern auch den Gesangspart von Mo, der nicht nur namentlich gut zu Mosh passt. Sei es bei „Schicksal“ – einer düsteren Liebesgeschichte, bei der Mosh ungeahnte Storyteller-Qualitäten auspackt – so hat man ihn bisher noch nicht gehört. Oder bei „Fahrstuhl“, der lyrisch noch mal einen draufsetzt. “Mit dem Fahrstuhl nach oben, oder die Treppe nehmen und auf Nummer sicher gehen?“ Mosh benutzt das Bild des Fahrstuhls sinnbildlich für seine Rapkarriere. Während es mit dem Fahrstuhl gemütlicher und schneller geht, nimmt Mosh den Weg lieber Schritt für Schritt über die Treppe auf seinen eigenen Beinen.
Als bekennender Kiffer konnte es Mosh nicht lassen, einen Kiffersong auf das Mixtape zu packen. „Ulf ist Kult“ ist quasi die Fortsetzung des „Ulf Kiffersongs“ – diesmal mit Milonair und Papaz jedoch in weit kleinerer Besetzung. Einen Possetrack gibt es aber auch, und zwar die Straßenremixxx-Version von „Ich Lebe“, auf dem unter anderem Herzog, AzerO, Milonair und Olexesh am Start sind, den man aber nur als Special Bonus beim Amazon-Download (hier bestellen) erhält.
Man merkt „BZ“ an, dass da mit viel Liebe zur Musik gearbeitet wurde. Aus dem einstigen Straßenrapper ist ein facettenreicher Rapper geworden, der leichtfüßig zwischen verschiedenen Styles switchen kann. Mosh macht mit „BZ“ einen großen Schritt nach vorne, ohne sich dabei zu verkaufen. Während er in den harten Tracks immer noch eine starke Authentizität ausstrahlt, kann er auch in den softeren Songs mit klugen Ansagen überzeugen, die mit viel Herz daherkommen. Und die Technik stimmt bei ihm sowieso. Mosh hat den Nachweis erbracht, dass er tatsächlich Berlins Zukunft werden könnte.
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