Metrickz, der Mann mit durchtrainiertem Body, hat in den letzten Monaten einen regelrechten Hype um seine Person ausgelöst. Vor drei Jahren konnte der Osnabrücker erstmals mit „I Love Fame“ auf sich aufmerksam machen. Der Track mit B-Tight wurde bis heute schon über 1,5 Millionen Mal angeklickt – Nicht schlecht für einen Song ohne Video von einem Mann, der bis heute weder bei einem Label unter Vertrag steht, noch ein Managment im Rücken hat. Am 10. Oktober ist mit „Ultraviolett“ nun das erste offizielle Solo-Album von Metrickz erschienen, welches sich auf Amazon und iTunes jeweils in den obersten Rängen platzieren konnte.
Irgendwas muss also dran sein an diesem bis dahin noch ziemlich unbeschriebenen Blatt Metrickz. Wobei eines gleich mal vorneweg klargestellt werden sollte: Der Autor dieses Artikels versteht auch nach intensiver Beschäftigung mit „Ultraviolett“ nicht so recht, was. Ein ambitionierter Künstler ist Metrickz, das ist keine Frage. Sein Album wirkt jedoch verwirrend vielstimmig, beinahe schon konzeptlos. Hart trifft auf weich – und überhaupt prallen hier jede Menge Gegensätze aufeinander. Es scheint fast, als ob Metrickz seinen Stil sich noch nicht ganz gefunden habe.
Da ist beispielsweise der Track „Valentina“ – ein Track über eine gescheiterte Liebesbeziehung. Schon im Vorfeld des Releases ist dieser Song als Video erschienen. Der Track ist auf jeden Fall gelungen, erinnert dabei vor allem bei der Hook durchaus an Cro. „Ich will mich ein letztes Mal in deinen Augen verlieren, bevor du gehst und wir beide uns aus den Augen verlieren/ ich wusste nie, dass es dich gibt, wusste nie, dass du mich liebst, doch ich schreib dir noch ein Lied Baby und dann nie mehr, nie mehr, nie mehr und dann nie mehr, nie mehr.“ Vor allem stimmlich gleicht das sehr dem erfolgreichen Maskenmann.
Nun ist es bekanntlich normal, dass man sich von anderen Künstern inspirieren lässt. Was aber definitiv stört, sind diese unangekündigten Sprünge zwischen Metrickz in der Edition hart und Metrickz in der Edition weich.„Ich rap was, leg paar Frauen flach und bin weg bevor die Bitch aufwacht/ kein Ding, es blinkt und ich kauf das/ du bist auch noch fett, wenn du kein Kind im Bauch hast.“ So ist Metrickz auf dem Track „Ich bin (Rapper)“ zu hören. Hier gibt sich Metrickz plötzlich arrogant und überheblich und feiert sich selbst als Rapstar mit übertriebenen Aussagen, wobei eine etwaige Ironie entweder nicht vorhanden ist oder bei mir nicht ankommt. Bei Metrickz kommen diese übertriebenen und harten Aussagen neben den sanfteren Songs ziemlich gewollt und eher gezwungen rüber.
Unter Metrickz‘ Featuregästen finden sich mit Silla, Joka und Swiss drei klingende Namen – für ein Solo-Debüt sicherlich bemerkenswert und ein Beweis, dass dieser Mann und sein Style durchaus auf eine gewisse Gegenliebe stoßen. Alle drei Songs gehen vollkommen klar und auch die Featuregäste werden ihren Erwartungen gerecht. Allerdings ist auch hier ein ständiger Wechsel zwischen harten Lines und softer Poesie auszumachen,. Die Hook auf „Puls explodiert“ mit Silla „ich pump mich breit bis mein Puls explodiert / dein Mädchen wird gefickt aber nur noch von mir / yeah/ nur noch von mir / es sind Meti, Silla, Maskulin die Zukunft sind wir“ steht beispielsweise in einem krassen Kontrast zur Hook auf „500 Grad“ mit Joka. „Denn unsere Träume werden ständig durch die Wüste gejagt/ bis sie verberennen so wie Sterne sie haben 500 Grad/ wir gehen verloren wie eine Scherbe oder Blüte im Sand/ es geht von hier über die Berge über die Wüste zum Strand.“ Man könnte meinen, die beiden Hooks stammen von zwei verschiedenen Künstlern.
In Sachen Rapskills hat Metrickz keine Schwächen, allerdings auch keine explizite Stärke. Er bringt jetzt keinen besonderen Flow oder Technik an den Start, sein Rap ist aber über die ganze Albumlänge souverän und angenehm anzuhören. Was auffällt sind die gefühlten 100 Wie-Vergleiche, die fast ausnahmslos einfach gehalten und jeweils ziemlich gesucht sind. „Bevor wir explodieren wie Sterne“, „Lass mich nicht verbiegen wie Laternen“, „Du drehst dich nicht im Kreis wie ein Planet“, um nur einige Beispiele aus dem Titeltrack „Ultraviolett“ zu nennen.
Zweifelsohne hat Metrickz Potential, das hat er mit „Ultraviolett“ bewiesen. Jeder Track ist als einzelnes Produkt gelungen, was fehlt, ist eine klare Linie, eine Richtung, in die es gehen soll. Ist Metrickz nun der harte Banger, der Weiber und Gegner reihenweise umlegt, oder der sensible Träumer, der sehnsüchtig zu den Sternen schaut? Ist es zu eindimensional gedacht, dass beides zu sein irgendwie – naja – unglaubwürdig ist? Vielleicht ist es auch genau das, was das Phänomen Metrickz ausmacht: Immerhin fällt es schwer, ihn in eine Schublade zu stecken.