Mit dem Maskulin „Maskulin Mixtape Vol.3“ erscheint bereits das vierte Werk mit Flers Beteiligung innerhalb eines Jahres. Doch Fler ist dieses Mal nicht alleine, sondern hat seine Labelkollegen Jihad, Animus und Silla mit an Bord. Und eins gleich vorweg: Mit dem Mixtape bekommen Fans des Berliner Labels genau das, was sie wohl erwarten. Nämlich Prollige Raps und sauber tiefgelegte Beats von u.a. den Hijackers, Jumpa und Joshimixu, die ordentlich Druck ausüben.
Im Vordergrund darf sich dieses Mal Animus austoben. Schließlich ist er neu im Kreise Maskulin. Gleich der erste Track „Maskulin Motivation“ ist ein Solosong des Heidelbergers. Er nutzt die Gelegenheit und erklärt den Hörern seine Motivation zum Berliner Label zu wechseln. Es geht um den Lifestyle, um die Liebe zum M und den neuen Trend, den die Jungs mit ihrem Sound einläuten wollen. Das ist alles ziemlich überzeugend umgesetzt. Der Heidelberger kann ja rappen, das war ohnehin bekannt, doch so richtig will der Funke des Richlifestyles trotzdem noch nicht überspringen.
Das geht besser – zum Beispiel mit dem Track „Hardcore„, auf dem Fler, Animus und Silla im Dreigestirn die ignorante Prollschiene befahren und einen astreinen Club-Banger abliefern, der in Zukunft auch auf jeder zweiten Black-Hits Party laufen kann. Besonders der Beat von X-plosive ist ein wahres Brett. Textlich legen die drei die Messlatte nicht allzu hoch, das müssen sie aber auch gar nicht. Wer hört bei einem Clubtrack schon groß auf den Text und dass die Message über Geld machen, Frauen abschleppen und Champagner ordern nicht hinausgeht ist kein Makel, sondern einfach nur logisch.
Auch das bereits veröffentliche „High Heels“ widmet sich im Grunde dem selben Thema. Am meisten überzeugt hier Jihad, dem sein Hunger nach der langen Release-Dürre anzuhören ist. Sein Hunger auf Sex sowieso: „Nicht zu dir, nicht zu mir/ jetzt und hier“. Der CEO selbst geht es hingegen extrem gemütlich an und stolpert eher über den Beat als dass er ihn killt. Ignoranz gerne, aber das hier ist ein bisschen lieblos. „Champagner – Überfluss/ Hier kommt meine Gang/ alles Psychos/ Topmodels – High Heels/ Man sagt ich schwimme jetzt in Geld – Freistil„. (Fler – High Heels)
Auf einen weiteren Solotrack von Animus, der kurz und bündig darlegt, dass ab jetzt „Keine Rücksicht“ mehr auf Lauchs und Hater genommen wird, folgt ein Highlight des Mixtapes. Mit „Dope“ gibt es klassischen Gangsta-Rap, ganz ohne Rechtfertigungen und Clubstimmung. Einfach nur feinstes Rumgeprolle mit dem ein oder anderen Diss gegen bekannte Kollegen – ja, die üblichen Verdächtigen.
Was den Genuss des „Maskulin Mixtape Vol.3“ etwas schmälert sind die supereinfach gestrickten Texten, die zwar teilweise funktionieren, teilweise aber zu stumpf wirken, der etwas zu penetrante Einsatz des Hashtagflows sowie die Hooks, die sich kaum voneinander unterscheiden und meist aus nicht sonderlich motiviert wirkenden Wortfetzen bestehen, die gefühlte tausend Mal wiederholt werden. Dann doch lieber: „Scheiß auf die Hook„.
Mit „Ich bin da für dich“ gibt es dann eine Weltpremiere auf einem „Maskulin Mixtape„. Animus liefert tatsächlich einen astreinen Liebestrack für die Angebtete ab. Zwischen all dem Geprotze und Geprolle sticht das natürlich auffallend heraus. Aber dass auch unter Bergen aus Muskeln ein Herz schlägt, sollte nicht allzusehr überraschen. Der Track an sich ist gut gerappt und der Beat von Cubeatz hochwertig produziert und ein kleiner Ohrenwurm.
Mit „Absolut Silla“ darf auch Silla Solo ran. Der Berliner rechnet erneut offen und ehrlich mit seiner Sucht zum hochprozentigen Geist aus der Flasche ab, was wie immer überzeugt. Jihad dagegen nutzt seinen Solotrack „Undercover Kanack“ leider nicht, um seine Stärken voll auszuspielen, die er in seinen sonstigen Parts immer wieder andeutet. Nicht zu Unrecht gilt Jihad eigentlich als der lyrisch talentierteste des Maskulin-Camps, hier jedoch scheint er es vorzuziehen, eine möglichst originalgetreue Übersetzung von French Montana abzuliefern. Wie man den Ami-Style besser umsetzt, zeigt dann der Chef am Ende selber. Mit „Deutscher Badboy 2013“ gibt es ein Revival des kontrovers diskutierten Hits aus „Fremd im eigenen Land„, dieses Mal aber weitgehend ohne Kontroverse.
Das „Maskulin Mixtape Vol.3“ hat also durchaus seine Stärken, aber auch einige Schwächen. Das Zusammenspiel zwischen den vier Hauptakteuren wirkt nicht immer ganz rund und die größte Stärke der beiden Vorgänger-Mixtapes, das herablassende Geprotze, wurde weitgehend zugunsten von Clubtracks geopfert – ein Terrain, auf dem man sich nicht immer trittsicher bewegt. Die wichtigsten Erkenntnisse sind, dass Animus nach wie vor nachdenklich und tiefgründig rappen kann, wenn er will, aber auch sauber auf die Kacken hauen und dass Jihad einiges an Potential hat, das er hier allerdingsoffenbar noch nicht voll abruft. Warten wir also auf die kommenden Solo-Releases der Maskulin-Gang.