Mit „Am Wochenende Rapper“ veröffentlicht der Ex-VBT-Star Weekend sein Debüt über das Stuttgarter Label Chimperator und beweist, dass er auch abseits von Video-Battles weiß, wie man treffende Punchlines setzt und den Gegner auseinander nimmt. Auch wenn oder besser gerade weil der Gegner diesmal er selbst ist.
Bereits im Opener „Zurück dahin“ wird deutlich, dass der Junge sich keineswegs auf seinem VBT-Hype ausruht. In der dreieinhalbminütigen Rückblende auf seinen bisheringen Werdegang macht Weekend seinen Zweiflern und Hatern klar, dass er nicht nur ein One-Hit Wonder ist, sondern sich den Erfolg hart erkämpfen musste. Sei es durch Auftritte vor zehn Leuten oder eben durch diverse Battles. Mit „FCKWKND“ geht der Gelsenkirchener dann noch einen Schritt weiter und nimmt sich und seinen Hype, den der schmale Kerl mit der Sonnenbrille offenbar sowieso nicht nachvollziehen kann, einfach gleich selbst auf die Schippe. „Ich hab nicht gedacht, dass ich mal jemanden erreich‘/ Doch inzwischen schreiben Medien und reden von ‘nem Hype/ Sie behaupten, die Karriere gehe steil/ Wovon redet Ihr da bloß? Ich versteh‘ nicht, was ihr meint„. Mit einem druckvollen „Schreit meinen Namen“ fordert der König der Selbstironie dann auch noch seine Fans auf ihm mit „Fuck Weekend“ lautgröhlend zuzustimmen. Das hat gesessen.
Doch es geht auch etwas ruhiger. Auf „Life is a Bitch“ wird es etwas gemächlicher und der blubbernde Dubstep-Beat gegen sanftere Glockengeklänge ausgetauscht. Thematisch wird es auch ein wenig abwechslungsreicher. Hier geht es nicht um den plötzlichen Erfolg, sondern um die Antriebslosigkeit, mit der sich der Rapper Tag für Tag rumplagen muss. Ist ja auch hart, sich jeden Tag aufzuraffen um zu rappen. Da bleibt man doch lieber auf der Couch liegen und ist nur „am Wochenende Rapper“. Zumindest wenn man den programmatischen Namen Weekend trägt.
Ab und zu klappt das mit dem Aufnehmen aber doch ganz gut. Zum Beispiel wenn der Münchener Kollege Edgar Wasser vorbeikommt und mit Weekend den Track „z.B.“ mit feinsten schwarzen Humor und verschachtelten Wortwitz veredelt. Leider kommt der Sozialarbeiter nicht ganz mit Edgars Flow mit, der sich wunderbar an den treibenden, basslastigen Beat anpasst und auch textlich an Weekend vorbeizieht.
Auch die anderen Gäste auf „Am Wochenende Rapper“ sollen nicht vergessen werden. Mit „Einer für Alle“ dürfen dann Weekends Homies Emkay und Dobbo auch nochmal ihre persönlichen Eindrücke über ihren erfolgreichen Kollegen teilen. Herrlich, wie sich die drei Feinde Freunde gegenseitig unter Beschuss nehmen und am jeweiligen Gegenüber kein gutes Haar lassen. Alles doch nur Spaß, Boy, und zwar am meisten für den Zuhörer.
Mit Mach One und Lakmann hat sich Weekend dann noch zwei persönliche Wunsch-Features auf die Platte geholt. Mit „Applaus„, bei dem der Kreuzberger Meister und Weekend abwechselnd Props für ihre Taten einfordern, wird der rote Faden Selbstironie konsequent weitergesponnen und auch auf die Gäste übertragen. Das Mach das Thema sowieso im Schlaf beherrscht, kennt man ja schon von „Suff“ oder „Schweinegrippe“ aus Machs Meisterstücken 1 und 2. Lakmann hingegen macht das, was er am besten kann. In alten Zeiten schwelgen und die eigene Realness in den Vodergrund rücken. Das passt jedoch erstaunlich gut auf die Platte und sorgt für weitere Abwechslung. Auch Weekend passt sich super an und rutscht zusammen mit dem Creutzfeld und Jakob-Mitglied flott über den aggressiven Beat von Rooq.
Mit „Sommer des Lebens“ wird es zum Ende hin dann auch mal etwas melancholisch. Weekend reflektiert in sachlicher Manier die letzten Tage und Monate seiner bisherigen Karriere. Von den zähen Anfänge im VBT bis hin zum aktuellen Signing und dem Release der Debüt-CD bei Chimperator wird Weekends ganz persönliche beste Zeit des Lebens erneut durchgekaut. Ganz ohne Ironie und dem ansonsten allgegenwärtigen Quatschfaktor dankt der Rapper allen, die an der Erfolgsgeschichte Wochenende teil haben und zeigt sich von einer ganz persönlichen Seite. Damit deutet er durchaus an, was noch in ihm steckt. Vielleicht kommt diese ernsthaftere Seiten ja auf kommenden Alben mehr zum Tragen.
Mit „Am Wochenende Rapper“ ist Weekend das gelungen, was vielen seiner Kollegen aus dem VBT bisher verwehrt blieb. Der Rapper liefert eine qualitativ hochwertiges Album ab, das sowohl alte Fans als auch Wochenend-Neulinge anspricht und beweist, dass man den Hype, der ein Battleturnier mit sich bringt, nicht nur temporär, sondern auch als Grundlage einer ernsthaften Karriere nutzen kann. Ein wirklich gelungenes Debüt des symphatischen Gelsenkircheners, der weder Gangster noch großer Star sein will, kein unbesiegbarer Superheld, sondern nur der schlaksige, nette Junge von Nebenan, der eben nicht nur am Wochenende ein richtig guter Rapper ist.