Schon das Erstlingswerk „Jung, brutal, gutaussehend“ hat für einiges Aufsehen gesorgt, bis es nach drei Jahren offenen Verkauf endgültig indiziert wurde. Für den zweiten Teil haben der Banger und der Boss genau das angekündigt, was man von den beiden erwartet, knallhartes Ficken der Szene und der ein oder anderen Mutter.
Und ja, auf „Jung, brutal, gutaussehend II“ wird wirklich wieder alles gebangt, alles gedisst und alles geboxt, was nicht Farid oder Kolle heißt. Es gibt kaum einen namenhaften Rapper, der auf „JBG II“ nicht gefickt, zerlegt, überfahren oder erschossen wird. Dabei wird alles ins Visier genommen, neu, alt, bekannt, weniger bekannt. Freundeskreis, Blumentopf, MC Rene, Das Bo, (warum man solche alten Hasen nochmal ausgräbt, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden) Marteria bzw Marsimoto, Sido, Ferris MC, Savas oder Fler – ein kleiner Auszug aus der Liste der Gedissten.
„Eine Glock – ein Schuss/ Hinter blauen Augen verbirgt sich ein Jochbeinbruch/ Ey, mach auf Gangster, mach ruhig auf Tupac/ Doch echte Gangster hängen nicht mit Jimi Blue ab“ (Stiernackenkommando)
Schon im Eröffnungstrack „Dynamit“ zeigen die beiden ihre unbestreitbaren Stärken auf. Kreative Vergleiche, auch wenn der ein oder andere Vergleich dem Rezensenten verdächtig bekannt vorkommt, und, gerade was Kollegah angeht, eine souveräne Raptechnik, die auch bei den oft eingesetzten Doubletime-Parts nie unsauber wird. Chapeau, Herr Blume. Weiteres großes Plus sind die Hooks, die immer wieder im Ohr hängen bleiben. Bestes Beispiel: „Adrenalin„.
„Jetzt wird deine Slut gebumst/ sie kriegt meinen Schwanz in Mund/ Und ihr Herz (pumpt, pumpt)/ Adrenalin, Bitch/ Du siehst die Kleine schnappt nach Luft/ wie ein geisteskranker Hund/ Und dein Herz (pumpt, pumpt)/ Adrenalin Bitch„.
Okay, inhaltlich nichts Außergewöhnliches, aber unterhaltsam und überzeugend. Adrenalin gib es auch im Track „Bossmodus„. Kollegah flext so schnell über den Beat, dass einem fast schwindelig wird. Auch Farids Doubletimepart kommt sauber daher und weiß zu überzeugen. Einzig sein Text reicht nicht ganz an die Kreativität und Vielfalt des Bosses ran. Den Fokus richten die beiden auch hier auf das leidenschaftliche Dissen ihrer Kollegen.
Der Track „Vier Elemente“ setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Mit der gewohnten Ignoranz werden die vier Elemente des HipHop einfach mal spontan umgedeutet. Realkeeper werden da natürlich entsetzt aufschreien.
„Eure vier Elemente, es sind Sprayen gehen, Turntables, Breakdance und Rapshit/ Unsere vier Elemente: Es sind Geld zählen, Girls klären, Gang Bangen und McFit„
Auf dem bereits vorab veröffentlichten Song „Dissen aus Prinzip“ wird schon im Titel klar, dass der ein oder andere Rapper und natürlich Laas Unltd. hier hart einstecken müssen. Die beiden haben einfach massig Spaß am rumdissen und das hört man dem gesamten Album auch an. Es gibt keinen ruhigen oder gar romantischen Song. Hier ist jede Produktion ein Brett und will nach vorne gehen. Rückzug? Ausgeschlossen. Dabei ist die Produktion der Tracks durchgehend hochwertig. Jeders Lied kommt mit sauberen Sound und druckvollem Bass aus der Box. Klar, Namen wie Shuko, Johnny Illstrument, M3, Brisk Fingaz, Abaz, Hookbeats & Cristal, Joshimixu, KD Beatz & Cubeatz, United Hustlers, Freedo, Chrizmatic und Juh Dee stehen halt für Qualität. Einzig die Beats auf „Dissen aus Prinzip“ und „Jung, brutal, gutaussehend 2013“ wirken durch ihren E-Gitarren-Einsatz unpassend und fangen schon nach zweimaligen Hören an, auf die Nerven zu gehen. „Steroidrap“ und „Ey Yo Pt. 2“ zeigen, wie es besser geht. Hier knallt der Beat besser als Kolumbianisches Yayo. Und der Text dazu verteilt mehr Testo als Stierhoden.
„Ey yo, mein Psychologe will mich in die Anstalt einweisen, denn ich schlag auf ihn mit einer Langhantel ein./ Ey, doch ich bin für die Klapse zu breit/ einmal anspannen reicht und die Zwangsjacke reißt/ Steroidrap! Oberkörper V-förmig/ Steroidrap! Ey yo, ich ficke dich du Hund/ Steroidrap! Bitzeps wie Wassermelonen!/ Um mich am Rücken zu kratzen ist mein Bizeps zu groß!/ Steroidrap„.
So geht es auch munter immer weiter auf dem Album. 66 Minuten protzen und pöbeln. Ein derartig konsequentes Battle-Album, das keine Kompromisse eingeht, hat man lange nicht mehr gehört. Natürlich kann man den beiden angesichts inhaltlicher Redudanz fehlende Innovation und Monotonie vorwerfen. Aber die Themen, sprich: Disses sind so unterhaltsam umgesetzt, dass sich trotzdem selten Langeweile einstellen will. Bleibt nur noch die Frage, wann die beiden endlich eine gemeinsame Comedyshow starten.