Der Berliner Crystal F hat sich für sein neues Album „X“ mal eine etwas andere Promoaktion ausgedacht. Neben den normalen Videos, spielte er das Album namhaften Künstlern wie Schwartz von Hirntot Records oder Basti von Trailerpark vor und veröffentlichte die Eindrücke, die diese beim ersten Hören hatten. Nun liegt auch allen Käufern das gute Stück vor. Und allen Kritikern und Rezensenten.
Und so beginnt „X“ direkt mit dem vorher als Video veröffentlichten Track „Kopfschmerzen„. Auf einem abgefahrenen Beat, der irgendwo zwischen Krach, Electro und Dubstep umherschwirrt, durchlebt der Protagonist, wie er aufgrund von Kopfschmerzen durchdreht und seinen eigenen kleinen Snufffilm durchlebt. Gute Einleitung in ein düsteres Album, welches hier, soviel sei vorweggenommen, zweifelsohne vorliegt.
Auf den weiteren Tracks werden dann auch so erfreuliche Dinge wie Drogenmissbrauch, Mord, Vergewaltigung und Folter behandelt. Einige Anspielstationen stechen besonders heraus. „Deutschland“ ist Crystal Fs Version eines sozialkritischen Tracks. Dabei stellt Crystal die Frage, warum Musiker wie er und seine Kollegen wegen ihrer Texte ins Fadenkreuz von Staat und Justiz geraten, während es viel gravierendere Probleme in unserem Land gebe, wie Kindesmisshandlungen, prominente Damen, die trotz HIV-Infektion ungeschützt durch die Gegend vögeln oder dem Schönheitswahn, der einem überall in den Medien vorgelebt wird. Man muss dieser Argumentation nicht folgen, aber sie hat einen Punkt.
Schließlich hat alles seine Ursachen: Getragen von einem Sample aus „Die Moritat von Mackie Messer“ berichtet Crystal F in „Haifisch“ wie mobbende Rowdies ihn zu einem hasserfüllten, missverstandenen Jungen gemacht haben, der seine Probleme von da an nur noch durch Gewalt lösen konnte. „2000“ zeigt dann wundervoll überspitzt, was das Verhalten von jungen Damen im Internet für Auswirkungen haben kann. So führt ein harmloser Flirt mit der falschen Person dazu, dass der Mann zum Stalker wird, der bei dem Objekt seiner Begierde daheim einsteigt und sie schließlich im Kampf tötet. Leider etwas zu kurz, das Ganze hätte man sicher noch komplexer ausbauen können.
„X“ endet mit dem sehr persönlichen Track „Blutlinie“ und bildet so einen schönen Abschluss, der allen Hörern sowie auch nochmal allen Jugendschützern deutlich machen sollte, dass hinter dem Namen ein normaler Mensch steckt und alle zuvor beschriebenen Szenarien reine Fiktion sind. Kunst eben. Punkt.
„X“ hat sehr gute Produktionen von Produzenten wie Cristal, Schieber & Teig, Chazer One und einigen weiteren zu bieten. Auch die Features sind mit Leuten wie Timi Hendrix und Arne aka Beatmasta von Trailerpark, VBT-Kandidat Duzoe oder auch Ex-D12-Mitglied Bizarre sehr gut gewählt.
Insgesamt bildet „X“ ein gutes Gesamtwerk bei dem eigentlich nur ein bis zwei Tracks und die kurze Laufzeit zu bemängeln wären. Aber: Lieber ein kurzes knackiges Ding als eines mit Überlänge und voller Lückenbüßer.