Rako verspricht mit seinem sechsten Soloalbum „Biomechanisch“ Hirntot-typischen Psychokore. Unterstützt wird er hierbei ausschließlich von seinen Labelkollegen Blokkmonsta, Schwartz, Uzi und Perverz. Für die Produktionen zeichnen sich Blokkmonsta, Barret Beatz, FRK Beats, Dribz, Ricco Beatz, Rinox Beatz, Mr. Sche und Twone verantwortlich.
Gleich der erste Track soll zeigen, dass Rako tatsächlich mehr als nur Straßen- und Battlerap beherrscht, allerdings kommt dabei nicht die Stimmung auf, die man sich im Vorfeld aufgrund des Pressetextes erhofft hat. Dies wird dann aber bei „Viva La Muerte“ und „Splatterhouse“ wieder gutgemacht, bei denen Rako, getragen von sehr düsteren Beats, eine Atmosphäre schafft, die alte Hirntot Fans sehr zu schätzen wissen werden. Vor allem „Splatterhouse“ ist hier hervorzuheben, das durch sehr detailreiche Beschreibung einen regelrechten Horrorfilm vor dem inneren Auge ablaufen lässt.
Natürlich beschränkt sich Rako nicht nur darauf, den Zweiflern zu beweisen, dass er sehr wohl zu Hirntot passt, sondern zeigt auch seine Ursprünge, die nun mal im Battlerap liegen. So überzeugen Tracks wie „Rapper taugen nichts“, „Touchdown“ oder „Strassenkrieg“ mal mehr, mal weniger. „Bin der Beste im flowen, schlage Gegner K.O./Ich bin Rapper-Terminator, du nur C3PO“. Punchline-Fanatiker werden hier wohl eher nicht auf ihre Kosten kommen.
Drama fehlt natürlich auch nicht. So beschreibt Rako in „Wo das Licht bleibt“ die Geschichte eines kleinen Jungen, der unter schlimmsten familiären Problemen aufwächst und seine daraus resultierenden Handlungen. „Ein Teil von mir“ handelt von der vergeblichen Liebe zu einer Frau und den damit verbundenen Emotionen. Solche Themen wollen aber nicht so recht zu Rako passen, auch wenn es natürlich löblich ist, zu versuchen, die allgemeine Erwartungshaltung nicht zu erfüllen.
Labelkollege Uzi ist in letzter Zeit für seine gesellschaftskritischen Texte bekannt und auch der Track „Eiszeit“, auf dem er als Feature auftritt, geht in diese Richtung. „Schutzwesten an“ ist durch einen extrem basslastigen Beat wie geschaffen für ein Blokkmonsta-Feature, der in gewohnter Manier zu überzeugen weiß – da erwartet man doch schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung von „Wir bringen das Drama“. Doch auch die anderen beiden Hirntot-Kollegen liefern solide Parts mit ihren eigenen Besonderheiten ab. So bringt Schwartz auf „Yeah Hoe“ in gewohnter Rapweise Zeilen über eine fiktive Groupiehoe und ein paar Seitenhiebe in Richtung des Selfmade Lagers, bei denen man sich schon mit einem Schmunzeln im Gesicht erwischt. „Unzerfickbar“ liefert einen inhaltlich ungewohnten, jedoch sehr guten Part von Perverz, der klanglich an ältere Parts wie zum Beispiel auf „Friss oder Stirb“ erinnert.
Insgesamt fügt sich „Biomechanisch“ recht gut in den Kanon der übrigen Hirntot-Werke ein, ohne jetzt in irgendeiner Form den Rahmen zu sprengen. Sprich: Sensationelle Überraschungen sucht man vergeblich, dafür gibt es gute Hausmannskost.