Der G.O.O.D. Music-Labelsampler „Cruel Summer„, welcher einige Yeezys hochgeschätzter Schäfchen wie beispielsweise Pusha T, John Legend oder Big Sean mit einer Reihe weiterer namhafter US-HipHop-Künstler vereinigt, hat es nun endlich mit erheblicher Verspätung auf den Markt geschafft. Gab es bereits einen Kurzfilm zum Projekt, der in Cannes über die Filmleinwände lief sowie beispielsweise mit „Mercy„, „Cold„, „New God Flow“ und „Clique“ außerdem eine knappe Handvoll vorab veröffentlichter Albumtracks – so hegte man im Vorfeld bereits hohe wie gespannte Erwartungen an das Projekt. Vorneweg Kanye West, virtuoser Produzent, ja generell begnadeter Künstler dieses Rap Spiels wird schon liefern, so der gängige kognitive (Fehl-)Schluss des geneigten HipHop Konsumenten.
Der das Projekt abschätzende Verdacht bestätigt sich im Opener „To The World“ – kanye-esker, unsagbar pathetischer Beat und dann, neben ‚Yes Bars, die stimmgewaltige Singeinlage der R&B-Ikone R. Kelly. Es folgt mit „Clique“ die stimmige Symbiose eines treibenden Beats aus der Hit Boy’schen Banger-Schmiede und drei gewitzten Strophen, die den ein oder anderen Schwank aus dem Leben der Rap-Koryphäen Yeezy, Jigga und Big Sean bereit halten.
„The One“ mit Kanye West, Big Sean, 2 Chainz und Sängerin Marsha Ambrosius bringt Selbsteinschätzung und Ansprüche der Label-Künstler auf den Punkt und stellt ein weiteres Highlight dar. „See I’m a motherfuckin‘ soldier / And I’mma be here till it’s done / And when they asking who I’m is, shit / You just tell them that I’m the one„.
Langsam aber schleicht sich Ernüchterung bezüglich dieses personell hochkarätigen Kollaboprojekts ein – lediglich zwölf Anspielstationen, die den Hörer, was Beats und lyrischen Content angeht, insgesamt wahrlich nicht vor Überwältigung aus den Latschen kippen lassen. Stupide Raps en masse, ein lyrisch und stilistisch zu Wiederholungen neigender Louis Vuitton Don sowie Parts von Pusha T, Big Sean und Co., die zwar ganz gut sind, aber keine überragende Stellung einnehmen. Trotz solider Gastbeiträge vom Chef oder Ghostface Killah – von der Platte hatte man wahrlich mehr erwartet.
Versöhnlich stimmt allerdings Kid Cudis starker Solotrack „Creepers„, leider verfliegt diese Einschätzung jedoch ziemlich schnell beim Folgenden: „Bliss„. Ein unverkennbarer Hudson Mohawke-Beat mit Gesangseinlagen von John Legend und Teyana Taylor – insgesamt unerträglich kitschig und lame. Da lauscht man doch lieber im letzten Albumtrack den ehrlich geradlinigen Bars des verkommenen, jugendlichen Gangsters Chief Keef, wie er mit durchwachsenen Rapskills seine Liebe zum Kiffen bekundet und dass er zwar an Frauen, aber nicht an romantischen Beziehungen zu ihnen interessiert sei… „Smoking on this dope, higher than a kite […] I don’t want relations, I just want one night / Bitch I’m Chief Keef, fuck who don’t like„.
„Cruel Summer“ ist insgesamt zwar eine solide Vorstellung des Kanye’schen Labels, doch wäre da durchaus noch mehr Spielraum auf der Exzellenz-Skala gewesen. Beispielsweise gelang es offensichtlich nicht einen Q-Tip zu integrieren, der sich ja mit G.O.O.D. Music vor einiger Zeit eine neue Labelheimat zugelegt hat. Trotz einer Handvoll Highlights, die im Prinzip fast alle schon vorab veröffentlicht wurden, platziert sich das G.O.O.D. Music / Def Jam-Kollaboprojekt „Cruel Summer“ ein gutes Stück unter seinen qualitativ ausschöpfbaren Möglichkeiten und verfehlt das eigene Ziel, sich mit diesem Album als Label durchweg exzellenter Künstler einen absoluten Sonderstatus zu sichern.