Wer Bayern musiktechnisch nur mit Blech-Bläserensembles und Stimmungsmacher-Hits auf dem Oktoberfest in Verbindung bringt, hat wahrscheinlich noch nichts von Sepalot gehört. Der gebürtige Sebastian Weiss ist besser bekannt als DJ der Hip Hop-Band Blumentopf und eingeschworener Jazz-, Funk- und Soulfan. Mit seinem 7-Track starken Album „Chasing Beats“ bringt er nun eine Weiterführung seiner vorhergehenden Veröffentlichung „Chasing Clouds“ an den Start.
„Gäste wie Chill Moody, Verso und Johnny Popcorn liehen dem Meister ihre Stimmen und beleuchteten die Songs aus „Chasing Clouds“ noch einmal ganz neu. Recycling in Noten.“ heißt es im Pressetext, was soviel bedeutet, wie dass nicht alle Beats brandneu sind, sondern einige auch von der vorhergehenden Platte übernommen wurden. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass die Songs quasi on the fly auf Sepalots Tour aufgenommen wurden, irgendwo zwischen Bahn fahren, fliegen und touren, wie man auch bildlich gut auf der beiliegenden Dokumentation sehen kann. Aber genug der netten Vorrede kommen wir zu den harten Fakten.
Sieben Tracks, keine Skits, kein Intro, kein Outro, mit nur etwas über 20 Minuten, ganz schön kurz für ein Album, aber gut, vielleicht geht ja Sepalot nach der Devise „All Killer, No Filler“ vor. Natürlich hört man auch Sepalots musikalische Sozialisation sofort raus, sprich, wer an 808-Bassdrums und Trap-Synthies Gefallen findet wird hier wohl arg enttäuscht. Bereits der erste Track „Welcome to the Feelgood“ mit Verso am Mikro zeigt uns wo die Reise hingeht. Ein solider MC spuckt Raps auf einen mit Jazz-Samples und Synthesizer garnierten Beat, klingt bisschen wie ein futuristischer Nujabes. „Don’t Love Me“ feat. Johnny Popcorn, Song zwei und zugleich auch der Höhepunkt der Platte, ist ein extrem relaxtes Soul-Lied, wer so organisch Samples, Synthesizer, Drums und Gesang zusammen fließen lässt, hat Applaus verdient. Außerdem liefert der relativ unbekannte Johnny mit seinem Gesang eine so souveräne Vorstellung ab, dass einem beim Hören fast der Unterkiefer runterklappt.
„Give Up / Return and Return“ ist ein Brett von einem Beat und geht gut nach vorne. Nackenbrecher-Alarm. Chill Moody rappt auf „I Can’t Give Up“ eine Durchhalte-Hymne und man merkt wieder Sepalots enormes Talent an der Drummachine. Der Beat morpht nur so hin und her. Drei Minuten gleicher Loop? Nicht bei Sepalot. Andauernd kommen neue Elemente rein und andere verlassen wieder die Szenerie, ohne das es irgendwann überladen wirkt. Der Abschluss-Track „Rossijskij Dwor“ ist dann ein komplett russischsprachiger Track, was der Freude aber natürlich keinen Abbruch tut, denn Musik ist bekanntlich Weltsprache, wie Max Herre mal verlauten ließ.
Alles in allem haben wir hier ein extrem gut produziertes Album. Der perfekte Soundtrack zum gemütlichen Chillen oder um morgens die Sonne nach einer durchfeierten Nacht aufgehen zu sehen. Die ausgewählten Vokalisten, sind trotz ihrer Unbekanntheit alle bewandert am Mic und keiner fällt aus dem Rahmen. Das einzige was mir ein wenig sauer aufstößt ist, dass das Album Beats aus der vorhergehenden Veröffentlichung benutzt und doch ziemlich kurz ist. Böse Zungen könnten behaupten, dass hier einfach die Kuh zweimal gemolken wurde. Abschließend bleibt zu sagen das Sepalot einfach ein guter Produzent ist, der sich nahtlos in die Riege der großen Beatmaker einreiht.