Ercandize – Uppercut

Zwar herrschte in den letzten Jahren nicht gänzlich musikalische Funkstille rund um den „Optik-Leutnant“ und ABS-Mitbegründer Ercandize, jedoch liegt dessen letzte Soloplatte bereits einige Jährchen zurück. Mit einem auf 1000 Exemplare limitierten Sonderedition eines so genannten Streetalbums, das auf den Kampfsportterminus „Uppercut“ hört, meldet er sich jetzt zurück.

Wie der Titel schon androht, stänkert der selbsternannte Daywalker munter drauf los und verteilt durchgehend und überaus selbstbewusst verbale Rundumschläge in Richtung der gesamten Deutschrap-Landschaft.
Dieser Erco bringt Uppercutz, stell dich hinten an, wenn du meinst du kannst was gegen sie tun […] ich geb euch sehr zu verstehen, was es bedeutet diesen Leuten auf die Nerven zu gehen“ – tönt er in der gesungenen Hook des Titeltracks. Na prima, da kommen jetzt wohl noch weitere zehn Anspielstationen, in denen er die gleiche ‚ihr seid alle wack‚-Message liefert? Ein Verdacht, der sich beim Weiterhören bestätigen soll – auf die Nerven geht Ercandize leider also nicht nur den namentlich nicht genannten Adressaten.

Inhaltlich wie musikalisch schlagen sich alle elf Anspielstationen mit unfassbar ermüdenter Ähnlichkeit. Ercandize verbreitet sein insgesamt einstündig andauerndes Grollgewitter gegen alle erdenklichen Rapper mittels permantenter Punchline-Raps auf mehrheitlich sehr synthielastigen Beats. Der Daywalker sieht es also als seine unvermeidliche Mission an, blind umher zu dissen und verbale „Uppercuts“ zu verteilen.

Was will der eigentlich und vor allem wohin? Abgesehen davon, dass Ercandize keinen „Major-Deal“ möchte, dafür aber „bei Sony in die Chefetage“ („Ok, Ok„), kristalisiert sich nicht wirklich heraus, welche Intention der Rapper mit „Uppercut“ verfolgt. Erc hinterlässt dafür fette Fragezeichen in den Ohren der Hörer – so richtig plausibel wird einem dieses musikalische Projekt, das vor übertrieben selbstbewussten Ansagen gegen deutsche Rapper nur so strotzt, aber inhaltlich rein gar nichts weiter anzubieten hat, nicht.

Außer der leisen Erkenntnis, dass hier offensichtlich wohl jemand in Stil und Inhalt gehörig hängen geblieben ist und vielleicht den Schuss noch nicht gehört hat, dass der Kalender jetzt tatsächlich 2012 (und nicht 2005) anzeigt, gibt der Langspieler nicht wirklich viel Aufschluss. Da kann auch Ex-Optik-Vorstandsvorsitzender Kool Savas, mit dem als Featuregast im Track „Bring It on“ aufgewartet wird, keine wirkliche Qualitätsaufwertung der Platte liefern.

Das nervtötende Sahnehäubchen bescheren dem gelangweilten Hörer wohl nur noch diese unsäglichen Gesangs-Hooks, wie beispielsweise im Opener „Uppercut“ oder in „Die Zeit„. Letztlich Hooks, die gern aus einer immergleichen, permanent wiederholten Line bestehen. Wir haben’s begriffen – Ercandize hat halt „keine Zeit die Zeit zu verlieren“ und kokettiert im selben Track zu allem Übel auch noch mit Autotune-Effekten.

Alle deine Bars sind nicht mal ’ne zwei, nicht mal ’ne drei nicht mal ’ne vier“ – wenn sich da mal einer nicht ausversehen selbst getroffen hat in dieser beim besten Willen nicht nachvollziehbaren Raserei unkontrollierten Herumpunchens in Albumlänge…