Das erste richtige Album, „Kenneth allein zu Haus“ ging locker auf Platz 7 der deutschen Albumcharts, und „Prince Of Belvedair„, dass es bis auf Platz 4 geschafft hat, korrigert die Messlatte sogar nochmal ein Stück nach oben. In Sachen Absurdität und Selbstironie hat man auf jeden Fall nochmal eine Schippe draufgelegt. Im Intro wird Kay einfach mal ganz überraschend in Ermangelung eines Thronfolgers zum Nachkommen des Königs von Belvedair ernannt. Das Ganze wird dann aus Gründen der Coolness noch verenglischt und der Prince Of Belvedair ist geboren. Ganz nach dem Vorbild anderer adoptierte Blaublüter wie dem früheren Metzger Marcus aus Anhalt, übt sich Kay One weniger in adliger Zurückhaltung und Etikette, sondern schmeißt das Geld aus allen Öffnungen des neu errungenen Schlosses hinaus. Oder um es mit Kays Worten zu sagen: „Lambos und Maybach, Schampus und Weiber“.
Unser Kenneth hat es also endlich geschafft, er ist von den 99% zu den 1% aufgestiegen, und während sich unsereiner durch ein Studium in eine unsichere berufliche Zukunft quält, muss man auch noch um seine liebgewonnene Freundin fürchten. Auf „Besser im Bett“ bringt er die gute Nachricht unters Damenvolk „Du musst nie wieder masturbieren, weil dein Freund keine Zeit hat/ der Spast studiert/ glaub mir ich komm spät in der Nacht zu dir/ und hab mich eben erst nass rasiert“. Was wir aber bereits alle ahnten: Der gute Kay hat die wahre Liebe schon kennen gelernt, aber die Grausame hat sein Herz gebrochen und deshalb flüchtet er sich jetzt in diesen bacheloresken Lifestyle, „Jeden Tag nur Parties, Frauen die dein Geld wollen, Models die bei Koks den Fünfhunderter so schnell rollen“, („Herz aus Stein“). Klar, das ist keine ganz neue Geschichte, aber Kay ist durchaus der Richtige, um sie mit Leben zu füllen.
Und auch dies ist nicht neu: Mo money, mo problems. In diesem Fall vor allem Egoprobleme durch den plötzlichen gesellschaftlichen Aufstieg: Selbst die einst so innige Beziehung zu Bushido bröckelt, und so bügelt er seinen ehemaligen Homie in einem der unterhaltsamen Skits am Telefon einfach mit den Worten „Sie hören sich schon an wie so ein bemalter Bauer mit Tätowierungen“ ab. Adel verpflichtet eben doch. Nichtsdestotrotz ist der Ersguterjunge-Boss zweimal auf dem Album vertreten und pöbelt gewohnt souverän durch die Gegend. „Bushido, das bin ich/ zu deiner Fresse passt die Melodie von Akte X“. Auch der Label-Neuling Shindy gibt sich ein Stelldichein auf der Platte – gelangweilt-arroganter Flow, unterhaltsame Punchlines: „Das ist der Gucci–Dior–Karl–Lagerfeld-Flow/ zur Hilfe hast du deinen reichen Vater geholt“.
Damit es nicht zu einseitig wird, wechselt Kay One gelegentlich auch mal das Thema oder variiert es zumindest. So vernascht er auf „Renate“ ausnahmsweise kein Topmodel, sondern eine Frau reiferen Alters, bis schließlich der Mann das bunte Treiben unterbricht, passend unterlegt mit einem Cafe-Keese-Tango-Beat. Auf „Das Spiel“ geht es um eine junge Frau, die von ihrem Partner nicht entsprechend wertgeschätzt wird, und das macht den Kay sogar nachdenklich: „Ich hoffe, du lernst was daraus/ denn die meisten Typen erkennen einfach nicht den Wert einer Frau“. Naja, der Kay nimmt es diesbezüglich ja auch nicht immer so genau, aber gerade das macht den Track interessant. Vor allem der Song „An Tagen wie diesen“ schafft es aber, dem Album ein Plus an Tiefe zu verleihen. Darauf begibt sich Kay auf Sinnsuche und plagt sich mit suizidalen Gedanken – durchaus größeres Kino wie der junge Mann das Thema umzusetzen versteht.
Den Großteil des musikalischen Gesamtbildes prägt selbstredend der verschwenderische Lifestyle, und ja, die Beats klingen dann eben auch mal wie David Guetta, und ja, man wird das Album vermutlich unfreiwillig deutschlandweit in den öffentlichen Verkehrsmitteln via Handybeschallung zu Hören bekommen. Kay One trägt dein Gehalt am Ohr statt am Handgelenk und was Bushido einst für Cordon Sport war, ist Kay jetzt für Moncler – sagt er jedenfalls. Und so, wie er es sagt, ist man durchaus geneigt, es ihm zu glauben. Rappen kann er nämlich nach wie vor sehr gut und zusammen mit dem richtigen Schuss Humor reicht das durchaus für eine kurzweilige CD, auch wenn die Beats etwas weniger nach Rummelplatz klingen dürften.
Das Outro, das die wahren Hintergründe von Kays (vermeintlichem) plötzlichem Adel aufdeckt, rundet die Platte schlussendlich hervorragend ab. Es ist genau diese Fähigkeit zur Selbstironie, die Kays Größenwahn erträglich macht. Und ein inoffizielles Spongebob-Feature gibt es auch noch. Mehr kann man fast nicht verlangen.