„Grüner Samt“-Releaseparty

Wer gestern Abend am Lido in Berlin-Kreuzberg vorbei kam, sah eigentlich nur Grün. Die Lichter waren grün, die Leute die dort hinmaschierten, waren in grün gekleidet und sogar die Hauswand erstrahlte dank einer Lichtprojektion in sattem Grün. Außerdem stand dort zu lesen "Freitag 13.1.12 und Marsi Fucking Moto".  Spätestens dann dürfte jedem klar gewesen sein, wer oder was in diesem Club gefeiert wurde: Die Record Relesepary für Marsimotos neues Album "Grüner Samt".
Die Show beginnt, leicht verspätet, um 22 Uhr mit der Ankündigung der Acts durch den Fotografen Paul Ripke. Den Anfang macht Dead Rabbit, der nicht nur ein Musikproduzent, sondern auch der Sprecher der Dildoking-Werbungen ist  – passenderweise beginnt er seinen Gig mit einem herzhaften "www.dildoking.de". Seine elektroiden Beats bringen die Menge zum Tanzen, unterstützt wird er von MC Tempos Raps. Abgelöst werden die beiden schließlich von Kid Simius, der nicht nur mit seiner Musik, sondern auch durch einige flotte Tanzeinlagen zu begeistern weiß.
 
Der Club ist brechend voll, überall tropft Schweiß von nassen Körpern, überall duftet es süßlich würzig – auch, wer nicht selbst zur Sportzigarette greift, kommt auf keinen Fall unbreit aus dem Laden raus. Um zehn vor 11 ist es dann endlich soweit: Berlin wird grün, Marsimoto betritt die Bühne, angetan in einem grünen Hoodie, grüner Jogginghose, grünen Sneakers und seiner grünen Maske. Standesgemäß begrüßt er das Publikum mit den Songs "Grüner Samt","Wellness" und "Green Granada"und vergisst auch nicht, die Leute, die sich das grüne Spektakel zuhause am Rechner oder auf dem Smartphone im Livestream anschauen. Dann verschwindet er kurz hinter der Bühne und kommt für den Song "Indianer" mit einem Indianermäßigen Federputz angetan zurück.
 
Am  DJ-Pult stehen Kid Simius und Nobodys Face, die den Zuschauern in drei kleinen Pausen
mit feinsten Beats einheizen und dazwischen rhetorische Fragen stellten wie "Do you like to smoke cigarettes?", worauf die Fans mit "Nein" antworten. "Do you like to smoke weed?" wird hingegen mit einem lautstarken "Ja" quittiert. Auch ein Remix von Queens "We are the Champions" kommt zum Einsatz, alle liegen sich in den Armen und schunkeln, als wäre dies nicht Green Berlin, sondern das Oktoberfest.
Doch dann erobert Marsi die Bühne zurück und spielt "Der Döner und das Gras" von der "Green Juice"-EP. Das Publikum rappt jede Zeile mit, auch bei älteren Songs "Bundesliga Pur" erweisen sie sich als ausgesprochen textsicher.
 
Die Atmosphäre im Lido ist in jeder Hinsicht atemberaubend – heiß und verraucht, aber euphorisch und ausgelassen. Trotz gut zwei Stunden vollen Programms zeigt niemand Ermüdungserscheinungen, auch keiner der zahlreich erschienen prominenten Gäste. Und was wäre eine Marsimoto-Show schon bitte ohne grünen Nebel? Und so qualmten mehr Joints als im Berliner Winter Schornsteine – in Green Berlin ist eben immer Heizsaison.
 
Auch der Star des Abends hat sichtlich eine gute Zeit. Mit einem breiten Grinsen unter den diversen Masken ruft er "Motherfuckers, lasst uns feiern!" und will natürlich immer wieder die Hände oben sehen, besonders bei "I Got 5". Zu guter Letzt performt Marsi "Eine kleine Bühne" und verabschiedet ein rundum zufriedenes Publikum mit der Parole "Lasst uns kiffen!" in den gar nicht mal so kalten Januarabend, das zu einem Großteil so seltsam glasige Augen hat…