Die Ulmer Jungs von Kinderzimmer Productions waren in der Rap-Szene nie besonders wohlgelitten. Zu strange, zu eigensinnig, zu wenig greifbar war das versponnene Zeug, das MC Textor und DJ Quasi Modo da zusammenschraubten. Seit 1994 am Start, bleiben ihre Veröffentlichungen stets zuverlässig unter dem Radar der meisten Rapfans. Vor vier Jahren verabschiedeten sich die beiden Sonderlinge dann endgültig aus dem Rapspiel, nicht ohne vorher noch eine saubere Abrechnung mit der Rapszene und der Musikindustrie unter dem Titel "Manifest eines Rappers" in der Tageszeitung taz zu lancieren.
Doch das bleibt nicht das allerletzte Wort der beiden. Gemeinsam mit dem Radio-Symphonieorchester des Österreichischen Rundfunks spielte man alte Songs live vor Publikum in einer Neuinterpretation. Einen Mitschnitt dieses Konzerts gibt es nun auf dem Album "Gegen den Strich" zu hören, das soeben erschienen ist und so etwas wie das endgültige leise Servus zum Abschied von Kinderzimmer Productions darstellt.
Der taz sagte Textor, seine Schwerpunkte hätten sich verschoben. "HipHop hat mich über 20 Jahre beschäftigt, die wird man nicht so einfach los. Ob das ein Fluch oder ein Segen ist, weiß ich noch nicht. Es gibt jedenfalls Dinge, die ich nicht ablegen sollte: Sprechen über Beats zum Beispiel." An der Frage, wie rum man die Caps zu tragen habe, sei er allerdings nicht mehr interessiert.