AzudemSK – Bis das Leben applaudiert [Review]

AzudemSK hat ein neues Album: „Bis das Leben applaudiert. Es ist das mittlerweile vierte Album des Münsteraners. Das Erste – „Titel, Thesen, Temperamente“ – kam 2006. Die Texte waren damals noch deutlich aggressiver und wütender, das Album wurde noch von AzudemSK höchstselbst an Schulhöfen im Pott verteilt. Jetzt, zehn Jahre später, geht er mit den Funkverteidigern auf Tour und ist seit seiner „Classic“ -EP von 2014 eine feste Größe im Untergrundrap. Natürlich wird „Bis das Leben applaudiert“ dementsprechend auch nicht mehr an Schulhöfen verteilt, sondern via HHV vertrieben. Es ist alles professioneller geworden. Auch die Texte der neuen Platte sind deutlich ruhiger – obgleich sie nichts von ihrer Ernsthaftigkeit verloren haben. Nur die jugendliche Wut ist eben nicht mehr da. Tatsächlich ist der Name des Albums in gewisser Weise auch dessen Programm: AzudemSK ist mittlerweile weit genug gekommen, als dass er zumindest den nötigen Lebensunterhalt mit seiner Musik verdienen kann. Das Leben applaudiert ihm also tatsächlich.

Musikalisch hat der Münsteraner MC keinesfalls abgebaut – im Gegenteil: Auf entspannten Instrumentals, produziert von alten Wegbegleitern wie Duuq, Adlib Swayze, Firstar, Dramadigs, Krey und Orange Field, flowt er mindestens genauso locker wie anno 2006. Dank der überaus breiten instrumentalischen Angebotspalette wird der Sound des Albums zu keinem Zeitpunkt langweilig, wenngleich sich alle Beats in ihrer ruhigen und entspannten Art ähneln. Auf das große, aus der Reihe tanzende Soundexperiment wird verzichtet, was sich in diesem Fall jedoch alles andere als negativ auswirkt. Stattdessen durchzieht das Album der so häufig beschworene rote Faden, der sowohl das aktiv-aufmerksame wie passiv-berieselnde Hören sehr angenehm macht.

Die beiden Tracks „Mad Flavor Pt.II“ sowie „Deine Liebe“ reflektieren exemplarisch die Entwicklung, die AzudemSK seit „Titel, Thesen, Temperamente“ durchgemacht hat. Waren die Äquivalente zu den Tracks damals noch extrem wütend eingerappt, klingen die Songs jetzt deutlich ausgeglichener. Trotzdem hat AzudemSK noch immer einen starken Flow und eine genaue Vorstellung davon, was er will – und das setzt er dann auch konsequent um. Mit „Ich bin bereit, dem ersten Albumtrack, wird das gleich klar: Kopfnickerbeats, entspannter Flow, reflektierte Lyrics. Der zweite Track „Lauf, der auch einen starken Featurepart von Slowy beinhaltet, knüpft nahtlos daran an. Die sorgfältig ausgewählten Featuregäste, allen voran Mase, dude26 und Pierre Sonality, überzeugen ebenfalls durch gewohnt starke Parts, die das Gesamtkonzept des Albums wunderbar ergänzen.

Bis das Leben applaudiert“ ist ein starkes Rapalbum. Wer sich mit der Diskografie von AzudemSK etwas auskennt, wird eine persönliche Weiterentwicklung ausmachen können, die sich jedoch – im Gegensatz zu vielen seiner Genrekollegen – vielmehr in seinen nunmehr ausgeglicheneren Texten reflektiert, als in eher verwirrenden denn innovativen musikalischen Experimenten. AzudemSK erfindet sein Soundbild nicht komplett neu – und klingt trotzdem voll nach 2016.