Diverse Filme hat er durch seine Präsenz als Nebendarsteller bereichert, seine eigene RealityShow “Fatherhood“ nicht zu vergessen. Er managt ein Football Team, designt Kleidung. Aus dem "kleinen“ Gangsterraper von damals ist eine menschgewordene Marke geworden, was immer er auch anfasst, es wird zu Gold. Viele die es wie Snoop machen wollen, haben im Laufe ihrer Karriere jedoch eine ganz ausschlaggebende Sache verloren, Authenzitität. Obwohl er heute Millionen auf dem Konto hat scheint er sich immer noch treu zu sein, was bestimmt kein irrelevanter Grund für seinen enormen Erfolg auf ganzer Linie zu sein scheint. Irgendwie wirkt auch alles wie immer. Es geht um Mädchen, Gras, den dopsten im Game und all diese Dinge, nur kommen sie erneut von Snoop, und dieser schafft es nun immer wieder seinen Style auf alle gängigen Trends oder Anti-Trends zu projizieren ohne sich selbst zu verkaufen. "Ego Trippin" der gehobenen Art eben.
Als ich “Sexual Eruption“ das erste Mal gesehen/gehört habe konnte ich es kaum fassen! Dieser Typ macht einfach immer das worauf er Lust hat, er hat Spaß am Game und mit den bereits erwähnten Milliönchen auf dem Konto muss er sich nicht wie viele um den kommerziellen Erfolg sorgen. Sicher ist ihm auch dieser wichtig, schon alleine für’s Ego. Mal abgesehen davon aber, stehen ihm Goldtöne und pimpische Schlaghosen ausgezeichnet.
Okay, “Ego Trippin“, gefreut habe ich mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten, 21 Tracks, sofort ab in den Player und los geht’s. Das Intro lässt Großes erahnen, wunderbarer Beat auf dem der Hund mit seiner gediegenen Stimme zum Zurücklehnen und Genießen aufruft. Kein Problem!
Wie gewohnt lässig schlendert Snoop von einem Beat über den nächsten. Das wunderbare daran ist, dass diese noch weitaus mehr überraschen als man denken könnte. Sicher sind einige Tracks nach dem guten alten Snoop Rezept zubereitet, Soul Samples, RnB –mäßig gesungene Hooks in denen heiße Hollywoodbarbies und ähnliches (“Deez Hollywood Nights“) besungen wird. Teddy Riley, der maßgeblich am Soundteppich der Platte beteiligt war weiß was er tut, “Gangster Like Me“, Snoop stellt wieder klar wie unwiderstehlich er ist, die Hook lasziv von einem Weibchen eingehaucht, nichts neues eigentlich, mein Hintern kann sich jedoch nicht gegen diese treibende Baseline verwehren und wackelt unverfroren mit. Auch hier auf “Neva Have 2 Worry“, Mr Riley am Werk, wunderbar cheesy von Uncle Chucc eingesungene Hook. “Sexual Eruption“, die 80er Flöten und die Talkbox plus sein Singsang machen diese Nummer perfekt, es wundert auch nicht, dass es Snoop war, der mit dem Retrostyle bis ans Äußerste geht, und das auch noch besonders stilvoll. “Life Of Da Party“ und “Ridin In My Chevy“…., für diese Crunkbewegung scheine ich wohl schon etwas zu alt, einmal versehentlich auf solch eine Party gelangt, 2 Monate Übelkeit und Verwirrung über die Jugend und ihre eigenartigen Tanzevolutionen waren die Folge. Die Synthies beißen scharf in mein Trommelfell, ich halte durch, feiere Too $hort, muss dann aber weiterskippen. Als harten Kontrast empfinde ich direkt danach “Waste Of Time“, mit dem wunderbaren Raphael Saadiq als Gesangpartner, obwohl ich Fan bin, kann dieses Stück mich nicht voll mitreißen.
“Cool“, 80er Synthiesounds vom Feinsten, du musst dich von A nach B per pedes bewegen, denn dieser Track treibt dich im Laufschritt voran, zu empfehlen für alle Trödler. The Neptunes dürfen natürlich auch nicht fehlen, “Sets Up“ erinnert an bereits existierendes Material, hindert mich jedoch nicht daran mitzuswingen und zu singen. “Staxxx In My Jeans“, ein weiterer Banger mit treibendem Bass und harschem Snoop.
“Been Around The World“ hat Snoop seiner Frau gewidmet, entschuldigt sich dafür, dass er so selten zu Hause ist, dass ohne sie jedoch alles nicht real scheint. Über den Wahrheitsgehalt könnte man sich wohl streiten, herzerweichend bleibt es jedoch. Mein persönlicher Höhepunkt ist aber “My Medicine“, ein Countrytrack auf dem Snoop vorbildlich countrymäßig singt und Everlast die Gitarrenssaiten zum Vibrieren bringt. Somit hat Snoop es sogar geschafft mich für Countrygesänge zu begeistern, ein großer Erfolg. Zum Schluß wieder ein Beat von Teddy Riley, dazu singt Charlie Wilson den Refrain von “Can’t Say Goodbye“, besonders geschmeidig auf dem orchestralen Beat. Irgendetwas daran erinnert mich an Tupac, soll aber nicht weiter stören.
Hätte Snoop D-O- Double G auf ein paar weniger gute Tracks für die Auswahl verzichtet, wäre “Ego Trippin“ ein rundum sauberes Paket geworden, das musikalisch und durch Snoop’ s gewohnt hohe Reimqualität die Skipkultur völlig von sich gehalten hätte. Snoop hat Eier, er macht das was er möchte, schert sich nicht um Kritiker sondern tobt sich aus, jeder der dies nicht an seiner Stelle tun würde, wäre ein Würstchen. Gut eben, dass Snoop der Hund ist und drauf scheißt.