Fundkiste #10: Lex250 – „Schlechter Rap in Deutschland, mich trifft keine Schuld“

Das Internet ist voller Schätze. Nicht selten stößt man auf einen wenig beachteten Rohdiamanten. Das Format „Fundkiste“ gibt eben jenen Juwelen die Möglichkeit, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. In unregelmäßigen Abständen werden handverlesene Künstler, Tapes oder Songs vorgestellt. Ob aktuell oder alt – Hauptsache dope.

Heute: Lex250.

Schlechter Rap in Deutschland, mich trifft keine Schuld“ („Keine Schuld„)

Word. Für schlechten Rap in Deutschland ist Lex250 ganz sicherlich nicht mitverantwortlich. Ganz im Gegenteil: Lex überzeugt mit Rap statt beispielsweise mit aufwendig gedrehten Videos, Interviews oder gar peinlichen Videoblogs. Wahrscheinlich sind das auch mitwirkende Gründe, warum ihn so wenige Leute auf dem Schirm haben.

Letzter dieser Art, erster dieser Nahrungskette/ Werde oft gefragt: „bist du Backpack- oder Straßenrapper?“/ Beides Bitch, Ich habe die Elemente vereint/ und bleibt mir treu, bis ans Ende der Zeit“ („Grenzenlos„)

Inhaltlich bewegt Lex sich in all möglichen Bereichen, auf die er Bock hat. Ein melancholischerer, nachdenklicherer und ehrlicherer Song über verlorene, menschliche Werte („Keine Zeit„) kann neben Songs stehen, die zum Beispiel über die Liebe zum häufigen Konsum von einem bestimmten Heilkräuter  („Nebelscheinwerfer„), den entspannten Lifestyle den man zuhause gemütlich in seinem Jogginganzug auslebt („Jogginganzug„), einen Battlerap’esken Track gegen Möchtegern-Internetrapper ohne Skills und Authentizität („Hollywoodacts„) oder die Zerstörung von Häusern bei Partys zusammen mit den Jungs („Project Lex„) handeln. Man hört einfach heraus, dass Lex sich nicht versucht, krampfhaft ein Image aufzubauen und deshalb auch kein Pseudonym braucht, um bestimmte Dinge zu thematisieren, sondern einfach mit Spaß und Leidenschaft bei der Sache ist.

Mit der Faust werden Probleme geregelt, statt zu reden und jedem die Chance sich zu wehren zu geben/Und tägliche Themen wie geben und nehmen, wie leben und leben lassen werden nicht ernst genommen“ („Keine Zeit„)

Das Schreiben ist eine der größten Stärken von Lex250. Selten verpackt er eine Line in einen einfachen ABAB-Reim. Stattdessen bestehen seine Texte meist aus Reimketten und beinhalten erfrischende Reimsetzungen. Besonders auf klassischen Beats kommt sein lässiger, arroganter Flow gut zur Geltung,  ohne dass er andauernd Lines bringen muss, wie krass er ist, wie viel Frauen er schon hatte oder welche Sportwagen er fährt.

Leider hat er bisher nur ein Tape und die „High/Life“ EP, wovon jedoch nur noch drei Songs online sind, veröffentlicht. Die leg ich aber jedem wärmstens ans Herz. Vor allem sein aktuelles „Keine Schuld„-Mixtape ist es wert, wenigstens mal reinzuhören. Schlechter Rap in Deutschland? Lex trifft keine Schuld. Freispruch erster Klasse.