Wir schreiben das Jahr 2007, und während „kleiner“ Ereignisse wie dem G8-Gipfel segelt mir die neue Release von Wise Intelligent in meine bescheiden-sympathischen 13 qm. Der erste Blick verrät, es sind wenig Features auf den insgesamt 17 Tracks + sechs Skits vorhanden. Dafür haben neben den Havnotz (Masada & Wise Intelligent) auch Produzenten wie Oh No! mitgewirkt. Und wo wir schon bei den Beats sind, diese bewegen sich von Klassik über Reggae und Rock bis hin zu Soul. Die Handschrift der einzelnen Jungs an den Boards ist unschwer rauszuhören, dennoch passen alle Stücke sound-mäßig recht gut zusammen. Obwohl ich persönlich die Wechsel von harten Synthie-Brettern zu weichen Soul-Samples, etwa alle ein bis zwei Songs, ohne die Skits nicht aushalten würde. Die Problematik verschwindet aber in der zweiten Hälfte der Scheibe, und siehe, da gibt’s dann auch keine Skits mehr. Aber was geht auf Wise’s neuem Longplayer namens „The Talented Timothy Taylor“, auf den ich seit der „Blessed Be The Poor? The Unmixed Tape“ (http://www.rap.de/reviews/1045) gewartet habe, sonst noch? Als erstes stellt sich etwas Verwirrung ein, denn nach der bereits vor einiger Zeit releasten Single „A Genocide“ (http://www.rap.de/media/448) ging ich davon aus, es würde auch auf dem Album entsprechend massiv weiter nach vorne gehen, statt dessen steht mein Nacken bereits bei Song #1 auf einem Piano-Loop mit pop-mässigem Vocal-Sample kurzzeitig still. Spätestens nach dem Durchhören der Scheibe kommt einem besagter Track Nr. 1, “Another Chance @ Life“, musikalisch eindeutig fehlplaziert vor. Hört man allerdings auf die Lyrics, versteht man, warum gerade dieser Track den Anfang macht. Denn auf seinem nunmehr zweiten Solo-Album präsentiert sich Wise schließlich auch unter seinem bürgerlichen Namen, Timothy Taylor, und damit auch von seiner persönlichen Seite, was allein ja schon eine Veränderung ist, gelle?! Doch auch textlich grenzt sich “Another Chance @ Life“ von den anderen Songs ab. Wird hier doch viel mehr darüber gesprochen, was wäre wenn und was man anders bzw. besser machen könnte bzw. besser hätte machen können, während sich die anderen Stücke hauptsächlich mit dem, was war und ist, beschäftigen. Aus meiner Sicht nutzt der Trenton-Representative diese neue Chance im Leben auch sehr gut. Besonders bis zu Track 15 zeigt sich eine sehr persönliche Note. So beschreibt Wise seine Kindheit und Jugend, auf die er speziell in „Passing Tha Time“ eingeht.
Neben solch intimer Einblicke hat die CD aber auch gute Banger-Qualitäten! Schon der zweite Track „I`m Him“ zeigt die Linie, die dieser MC verfolgt: geradeaus und on point! Natürlich gibt es noch Message dazu – hey, der Mann ist Five Percenter und Aufzuklären ist seine Mission! In diese Kategorie reihen sich auch Lieder wie „Youth & Thugz“ und „A Genocide“: minimal, roh plus bust a hot style! Wie gewohnt, bindet Mr. Taylor seine Ragga-Einflüsse in die Songs mit ein. Bestes Beispiel dafür ist Track 4, „Sensi Party“, der Titel ist Programm. Allerdings fehlt mir, zumindest im Vergleich zu „Blessed Be The Poor?“, auf der Vocal-Seite die Vielfalt, wie z.B. Wise’s Spoken Word-Skills. Für Auflockerung und Stil- bzw. Themenwechsel sorgen, wie gesagt, insgesamt sechs Skits, welche meist auf die letzen bzw. folgenden Lieder Bezug nehmen.
Meiner Meinung nach liegt mit dieser CD ein Tonträger vor, der sowohl die musikalische Welt von Timothy T. als auch den Sound der Straßen von Trenton, New Jersey wieder spiegelt, Anspieltipp dazu ist „Summer In Da Jects“. So kann man zwar den einen oder anderen Sound getrost in die „das-ist-nicht-mein-Geschmack-Schublade“ werfen, aber der nächste holt das auch schon wieder raus!
Bleibt mir am Ende nur zu sagen: auschecken lohnt sich, besonders für den Sommer! Es ist für alle was dabei: für den Liebhaber klassischer Loops wie für den Synthie-Tastendrücker. Meine persönlichen Favoriten zu diesem Thema, erstens: „Ganja Smugglin“, die Loop kommt immer wieder gut (die es vielleicht bereits auf „Gold Chain Music“ von Planet Asia & Co“ schon mal zu hören gab??), zweitens: „Police Can Do“, da passt einfach alles (DJs spielt das Ding im Club, wenn ihr den Leuten was Vernünftiges geben wollt!) Über den Stil und die Skillz des Rappers brauchen wir nicht zu sprechen, der Mann versteht sein Handwerk mehr als gut! Also bildet euch eure Meinung… oder in den Worten von Timothy Taylor: “Get knowledge, get the wisdom, but in everything you getting / Hope you get the understanding, so you’ll see the picture clear“(“I`m Him”).