Das Debüt des jüngsten 385ideal-Signings Nimo ist eines der meisterwarteten Releases des noch jungen Jahres. Mit mehreren Videoauskopplungen konnte der Stuttgarter im Vorfeld einen Hype entfachen und Erwartungen schüren. Diese sollen auf „Habeebeee“ nun mit insgesamt 23 Tracks erfüllt werden.
„Habeebeee“ ist rein von der Struktur her ein typisches Mixtape. Auf den Instrumentalen von u.a. Sott, Jimmy Torrio und Lucry gibt es weder thematische noch soundtechnische Eingrenzungen. Von gradlinigem Trap bis Boombap angehauchten Instrumentalen und von knallharten Representern bis zu tiefgründigeren Tracks ist alles vertreten. Die 23 Songs zeigen, was dieser gerade einmal 20jährige Stuttgarter alles drauf hat und bieten Nimo ausreichend Möglichkeiten sein komplettes Können zu präsentieren. Was man nach wenigen Songs bereits festhalten kann: Dieser Nimo ist schon jetzt ein sehr, sehr guter MC. Die Aussprache, das Spielen mit der Stimmlage und die Betonungen sind sehr gut gesetzt und machen den Style des Ideal-Artist zu einem Unikat.
Klar, die Frankreich-Einflüsse sind nicht von der Hand zu weisen, aber trotzdem: Man kann so viel französischen Rap hören wie man möchte, so gut rappen wie Nimo kann man dann noch lange nicht. Denn hier wird Musik gemacht, die von Vorbildern inspiriert ist, ohne diese zu kopieren. Ein schmaler Grat. Positiv fällt außerdem auf, dass Technik und Inhalt konsequent miteinander verbunden werden und kein Attribut unter dem anderen leiden muss. Egal ob Nimo über die Ungerechtigkeiten von Vater Staat („Flouz kommt, Flouz geht„), dem Bereuen des jugendlichen Drogenkonsums („Nie wieder„) oder vom Ejakulieren auf Botox-Lippen („Leck Sibbi„) rappt, die Inhalte werden stets auf einem technisch anspruchsvollen Niveau vorgetragen.
Einen sehr guten Eindruck hinterlassen auch die Songs, auf denen Nimo bildhafte Geschichten erzählt. Auf „Black Domina Day“ zeichnet der Stuttgarter ein detailliertes Bild des täglichen Hustles und nimmt den Zuhörer quasi mit nach Feuerbach. Automat spielen, Joints rauchen, Packets verteilen – eigentlich nichts neues, aber auf diesem Track trotzdem spannend verpackt. Angenehm unkitschig kommen auch die deepen Songs daher. Tracks wie „Türen schließen sich„, „Wo du bist“ oder „Alupacks ernähren mich“ wirken tiefgründig und reflektiert, ohne auf „Kopf hoch, Bruder“-Phrasengedresche zurückzugreifen. Es wird nicht versucht, groß herum zu philosophieren, viel mehr konzentriert sich der Artist auf seine eigenen Stärken und nennt Missstände, Zweifel und Gedanken in seiner eigenen Sprache und Ausdrucksweise klar beim Namen.
Viel zu meckern gibt es bei diesem Mixtape nicht, was sich allein daran zeigt, dass der Hauptkritikpunkt die Spielzeit ist: 23 Songs und 77 Minuten Musik sind ein bisschen viel. Der Abwechselungsreichtum der einzelnen Tracks lässt das Tape zwar nicht wirklich langweilig werden, dennoch schwindet gegen Ende die Aufmerksamkeit beim Hören. Dementsprechend ist dieses Mixtape auch keine runde Platte, die einem roten Faden folgt und die man ohne Probleme mehrere Male am Stück durchhören kann. Vielmehr ist „Habeebeee“ ein Portfolio von Nimos Skills und ein großes Versprechen für die Zukunft.