Im Hause Manuva scheint es ja fast schon zur Tradition geworden zu sein, dass man nach dem offiziellen Album ein Remix – oder sonst ein Album, welches in direktem Bezug auf das zurückliegende Hauptwerk steht – veröffentlicht. So gab es nach „Run Come Save Me“ eben „Dub Come Save Me“ und auf „Awfully Deep“ folgt demnach “Alternately Deep”.
Was soll ich sagen, der Anspruch an den Mann aus dem UK ist groß. Kollege Jan Simon geht ja sogar soweit, die neue Roots Manuva-Scheibe, gleich in die Liga der Halbklassiker zu stecken. Sehe ich nicht ganz so, aber dazu später mehr. Zunächst sei erwähnt, dass das neue Roots Manuva Album aus unveröffentlichtem Material, das er als nicht passend für "Awfully Deep" befand, und B-Seiten Stuff besteht.
Bei vielen Künstlern würde man bei solchem Material schon sehr an Sell-Out denken, nicht so bei Mr. Manuva. Die neue Plate fängt dann auch schon mal sehr schön an. Zu „No Love“ könnte man sagen (Vorsicht: Standard Rezensorenspruch), dass der Mann mit der überaus markanten Stimme da anfängt, wo er bei seinem letzten Album augefhört hat. Elektronischer Beat, Roots Manuva in guter Verfassung, über die lyrische Stärke von einem meiner zwei Lieblings UK-Rapper ist ja schon in der Vergangenheit genug gesagt worden.
Auch „Seat Yourself“ kommt mit einem Brett von Beat und überzeugt mich voll und ganz. Bei „Double Drat“ fängt dann aber das an, was durch „Nobody’s Dancing“ nochmal sehr gekonnt aufgelockert wird: Mir wird das alles etwas zu uneingängig, die Harmonien sind mir zu weit weg und mir bieten die Produktionen etwas zu wenig Abwechslung. Um an dieser Stelle nicht falsch verstanden zu werden: Die Kritik an „Alternately Deep“ übe ich durchweg mit den beiden Klassikern „Run Come Save Me“ und „Brand New Second Hand“ im Hinterkopf. Für beide Alben darf auch gelten, dass sie sich so richtig erst nach mehrmaligem Hören erschlossen haben.
Klar wird „Alternately Deep“ ebenso nach häufigerem Hören besser, und ein Track wie „Grown Man“, der mich schon beim ersten Mal anhören umgehauen hat, verblasst keineswegs, aber die magischen Momente der Vorgängeralben –"Dub Come Save Me" hier mal mit eingeschlossen, bleiben für mich aus.
So ist „Alternately Deep“ ein Album über jedem Standard, aber für mich das bisher schwächste von Roots. Möge die versammelte Leserschaft an dieser Stelle ihre Meinung äußern und ihren Eindruck von der neuen Manuva–Platte zum Ausdruck bringen.