Von Zeit zu Zeit ist es „in“, HipHop mit politischen Statements zu verbinden – ist die Welle vorbei, so sinkt das Niveau bei vielen wieder auf die üblichen Battle-Routinen und ausgelatschten Klischees ab. Nur für wenige sind politische Inhalte selbstverständlicher Teil ihrer Musik – Lea-Won aus München gehört definitiv dazu. Der umtriebige Rapper und Produzent ist aktiver von HipHop Partisan, einem Netzwerk linkspolitischer HipHop-KünstlerInnen.
Mit Trotzdem und gerade deshalb liefert er sein erstes „professionell“ aufgenommenes Album, das sich sehen lassen kann: Auf 14 Tracks – umrahmt von diversen Interludes – verbindet Lea-Won Raps auf technisch hohem Niveau mit der klaren Kritik an den herrschenden Verhältnissen. Mit „Money Kills Music“ setzt Lea-Won ein klares Statement gegen die Musikindustrie und deren Raupkopierer-Hetze. Aber auch die HipHop Subkultur bleibt nicht von Kritik verschont: Auf „Angriffsläche“ rappt Lea-Won in doubletime über einen wunderbar relaxten Beat gegen mackerhafte Battle-Logiken an. Ein inhaltlicher Höhepunkt ist sicher „Gegeneinander“ – selten wurde die düstere, gesellschaftliche Realität von Anonymität und Konkurrenz mit so schönen Metaphern gepaart („In dieser Matrix wo uns die Einen regiern / anstatt das sich die Nullen verbünden bleiben sie allein und friern“). Lea-Won erscheint dabei keineswegs als harter Polit-Rapper: Auch persönliche Seiten und seine eigene Geschichte bleiben nicht außen vor, z.B. auf dem musikalisch überragenden „Lernfähig“. Und in manchem Skit tauchen alte Aufnahmen aus seinen Kinderzeiten auf.
Wo wir bei der Musik wären: Die Beats – größtenteils von Lea-Won selbst produziert – sind insgesamt sehr solide und fett abgemischt worden. Große Experimente wurden hier nicht gewagt, auch nicht bei den von JK Indeed, Tomas Emeral, Damez und Kaos beigesteuerten Instrumentals. Auf Trotzdem und gerade deshalb stehen die Lyrics im Vordergrund und zeigen deutlich, dass politischer Rap in deutscher Sprache durchaus mit gekonnter Reimtechnik verbunden werden kann.
Positiv fällt auf, dass das Booklet der CD nicht nur technische Infos, sondern auch kurze Erklärungen zu den einzelnen Tracks liefert und das Produkt dadurch noch persönlicher macht. Fazit: Mit Trotzdem und gerade deshalb ist Lea-Won ein sehr rundes Album gelungen, bei dem sich das Antesten auf jeden Fall lohnt.