Es bricht mir fast das Herz, aber ganz, ganz ehrlich: „Strip Tease“, das lang erwartete, brandneue Lady Saw-Album killt mich nicht wirklich. Und das, obwohl die Frau mir noch vor vier, fünf Jahren als die Reinkarnation des Begriffs `killen´ erschien. Alter Schwede, was da auf „Strip Tease“ zu hören ist, bringt in keinster Weise auch nur annähernd rüber, was die Lady eigentlich kann.
Vielleicht ist es aber auch so, dass die (ehemalige) Queen of Dancehall-Reggae-Music ihren Königinnen-Thron nun tatsächlich ihren zumeist jüngeren Kolleginnen überlassen sollte. Hab ich schon erwähnt, dass es mir das Herz bricht?
Kommen wir zum Album. Als der erste Tune „I´ve Got Your Man“ verklungen ist, steht einwandfrei fest: Slackness (durch die Bank, in allen Titeln!) gehört immer noch unumstößlich zu Lady Saw wie JohnJohn – Producer aus dem Jammys-Stall und langjähriger On/Off-Lebenspartner ihrer selbst. Nur wo ist denn jetzt eigentlich die Freshness gelieben, für die Madame immer stand? Wo ist nur das tighte Toasting, welches in den vergangenen Jahren, Männlein und Weiblein die Latschen ausgezogen? Also echt…
Nächster Tune, weil ein Titel macht ja noch keine Platte – und Gott sei dies gedankt! Ah, ein Dave Kelly Riddim – „Fiesta“ – da kann ja eigentlich nüscht schief gehen. Oder eben doch. „Man Is The Least“ geht so, aber gewinnt auch nicht wirklich einen Pokal – Big Thing ist was anderes!
Weiter im Text. Ich skip und skip und skip, vorbei am „Scoobay“, vorbei am „Trifecta“. Lasse Titel wie „Petty Pussy“, „Coming Over“ oder „Best Pum Pum“ Revue passieren, aber so richtig will der Aha-Effekt nicht eintreten. Immer denk ich: Man, jetzt muss doch mal eine fitte Deejay-Strecke kommen. Was soll ich sagen: Kommt selten bis gar nicht.
Das mit dem gebrochenen Herz hatte ich bereits thematisiert?
Final: Man kann sich das Album schon irgendwie schön hören. Und man kann sich auch vor Augen führen, dass noch härtere Enttäuschungen im aktuellen Musik-Business gibt. Ich weiß auch, dass der „Strip Tease“-Release ewig und drei Tage verschoben wurde, und Lady Saw, ganz Profi, mit jedem neuen VÖ-Termin auch direkt neue Tunes recordet hat (Würde mich mal interessieren, wie die ganzen verworfenen Tracks geklungen haben). Man kann auch weiterhin Fan bleiben, so wie ich das standhaft handhaben werde, denn Lady Saw ist ja nun auch nicht irgendwer!
Ich bin sicher, ja – ich glaube fest daran: Lady Saw befindet sich, wenn auch über massive Umwege, weiterhin auf dem Weg zu neuen, großen Taten. Ihr eigenes Label „Hall Productions“ kickt Riddims, verpflichtet die A-Riege des jamaikanischen Entertainments, hat gute Leute an den Reglern. Da kommt noch was!