Was noch vor wenigen Monaten jeder Otto-Normalverbraucher für eine neue Designer-Droge gehalten hätte, ist jetzt als der Musik-Trend schlechthin in aller Munde: Crunk! Kein Club, kein Abend, der ohne den obligatorischen „Get Low“-Megamix mit all seinen Features auskommt.
Damit jedem klar ist, wer auf diesem Feld das Sagen hat, hat Lil’ Jon seinen aktuellen Longplayer dann neulich auch gleich „Kings Of Crunk“ genannt. Zwei Jungs aus seinem Freundeskreis versuchen jetzt, es ihm gleich zu tun: die Ying Yang Twins. Kaine & D-Roc machen ihrem Namen als waschechte Zwillinge erstmal alle Ehre, und schon die Presseinfo lässt verlauten, dass sie zu den ganz fleißigen im Biz gehören, bisher aber immer im Schatten von Lil’ Jon standen. Doch das soll jetzt anders werden.
Inkonsequenterweise featuret die erste Single-Auskopplung „Salt Shaker“ dann aber gleich Lil’ Jon & seine East Side Boyz, was der Qualität des Songs allerdings keinen Abbruch tut, denn die Melodie ist eingängig und prädestiniert für die Tanzfläche deines Vertrauens. Nun wäre es jedoch schön gewesen, wenn man diese Review and diesem Punkt hätten beenden können. Leider ist dies aber eine Longplayer- und keine Maxi-CD-Rezension, was es erforderlich macht, sich noch mit weiteren Songs auseinander zu setzen.
Das macht es anstrengend, denn anschließend schreien sich die Brüder ohne neue Ideen durch ein nicht enden wollendes Innovationsloch und wirken dabei müde und ausgebrannt. Irgendwelche Abwechslung sucht man vergebens! Zur Krönung heißt ein Song dann auch noch „Get Low Sequel“, ein Name, der bedenkenlos auch für die restlichen Tracks, oder gar das ganze Album gut gewesen wäre.
Vielleicht sollte den beiden einer sagen, dass es beim Beat-Produzieren möglich ist, mehr als eine Melodie zu verwenden, und dass Variationen nicht nur durch Rumspielen an den Filtern entstehen.Wenn Crunk nicht mehr zu bieten hat, als den ewig gleichen Rhythmus und billige Reime, dann wird dieser Trend schneller wieder in den Untergrund verschwinden, als ihm lieb ist.