rap.de: Um dich musikalisch vorzustellen, hast Du uns den Song "Worldwide" von Dir und Mickey Factz zur Verfügung gestellt, den man sich bei uns runterladen kann, aber stell Dich doch mal kurz in eigenen Worten vor!
Stalley: Mein Name ist Stalley, ich komme aus einem kleinen Ort in Ohio, lebe in Crown Heights/Brooklyn. Ich bin der Musik gefolgt. Mein Traum ein erfolgreicher Rapper zu werden, hat mich nach New York gebracht. So wie manche nach L.A. gehen, um Schauspieler zu werden, bin ich hierhin gekommen, um zu rappen. Ich habe früher Basketball gespielt in der Highschool und auf dem College. Ich habe schon immer gerappt, aber seit zwei Jahren nehme ich auch auf.
rap.de: Was hat dich dazu gebracht ins Studio zu gehen?
Stalley: Ich hatte einen Kumpel, der auf der 34th und Madison Square Garden ein Studio aufgemacht hat, und der hat mich gebeten mal vorbeizuschauen. Als ich dann irgendwann mal hingegangen bin, hat er mich angefleht, in die Booth zu gehen (lacht). Eigentlich habe ich nur Reime geschrieben wie andere Tagebuch und wollte nie aufnehmen, aber als er mich überredete, habe ich auf den "Kick, Push" – Beat von Lupe Fiasco gefreestylt und die Resonanz war unglaublich. Ich habe eindeutig Blut geleckt und wollte mehr. Das war Anfang 2006.
rap.de: Anfang 2007 kam dann aber auch schon dein erstes Mixtape.
Stalley: Ja, erst habe ich mit dem gleichen Kumpel zusammen eine EP aufgenommen mit sechs Tracks drauf. Als die fertig war, habe ich sie direkt zu einem Laden in Soho gebracht, damit sie die Musik dort spielen. Das Verrückte war, als sie meine Musik im Laden spielten, kam Mos Def rein. Er stand auf den Sound und fragte nach, wer das sei. Sie sagten ihm "Das ist Stalley, ein Kumpel von uns“. Kurz darauf rief Mos mich an und nahm mich anschließend mit auf Tour. Kannst du dir vorstellen, dass jemand wie Mos Def so was über deine Musik sagt? Ich muss sagen, ich habe mich da ein wenig selbst gefeiert (lacht). Es ist wirklich verrückt, wie sich die Dinge bisher entwickelt haben! Alles hat mir gesagt, ich soll weitermachen. Das habe ich dann auch gemacht und ein Jahr später wurde das Mixtape "GoinApe" released. Jetzt arbeite ich an dem zweiten, das "MadStalley" heißen wird.
rap.de: Wie erfolgreich war "GoinApe"?
Stalley: Ich weiß es nicht mehr so genau, aber für jemanden wie mich, der nur regional bekannt ist und sein allererstes Ding raushaut, war es vollkommen zufrieden stellend mit 5000 Downloads in der ersten Woche. Viele werden jetzt vielleicht meinen, das wäre nichts, aber wie gesagt ich bin sehr dankbar für diese Zahlen. Den Link zum Download gab es nur auf meiner Myspace-Seite, auf der ich gerade mal 2000 Leute geadded hatte. Ich habe die ganze Labelarbeit ganz alleine gemacht. Für das nächste Mixtape habe ich die Unterstützung von GFC–New York, also werden hoffentlich mehr Leute meine Musik hören.
rap.de: Was ist das oberste Ziel?
Stalley: Platin zu gehen, um mit Bitches und Hoes zu chillen..
(Gelächter)
Nein, Spaß, das ist wirklich weit weg vom Ziel. Wie gesagt bin ich in einer kleinen Stadt groß geworden, in die Menschen gezogen sind, die Arbeit in der Nähe gefunden haben, aber alles hat dicht gemacht und nach der Arbeitslosigkeit kamen die Drogen. Es ist ein schrecklicher Anblick. Entweder man ist abgehauen oder man ist ein Crackhead. Aber ich will Musik machen, die Perspektive gibt und Menschen hilft, indem sie ihnen eine Stimme verleiht. Das oberste Ziel ist anerkannt zu werden, als einer, der versucht, die Welt zu verbessern durch seine Musik. Ich will eine Art Malcolm X der Musikindustrie sein.
rap.de: Wer sind, deiner Meinung nach, deine Zuhörer momentan?
Stalley: Momentan, sind es nerdy Kids, Backpacker und, obwohl ich nicht unbedingt in diese Sparte will, bin ich ein Conscious Rapper für viele. Es sind viele unterschiedliche Menschen, Studenten, Bohemians. Viele Leute schreiben mir bei Myspace, dass sie normalerweise keinen Backpacker-Rap hören, aber meine Musik ihnen gefällt. Aber in dieser Sparte sehe ich mich auch nicht. Ich finde, ich mache einfach Musik, die sich bewusst auf gewisse Themen konzentriert. Irgendwie mögen besonders Frauen meine Musik, aber ich weiß nicht genau was für ein Genre das ist. Ich bin im Mid-West aufgewachsen, also bin ich sowohl vom Eastcoast-, als auch vom Westcoast- und Südstaaten-Rap geprägt und auch wieder nicht. Es ist einfach Musik, ich kann dir nicht genau sagen, was für Musik es ist. Ich bin kein Musik-Nazi.
rap.de: Aber warum strebt ihr dann so einen Blue-Note-Records-Sound an?
Stalley: Ja, das mag ich. Diese Bezeichnung mag ich. Es ist wie Renaissance-Musik. Wenn ich es nicht schaffen sollte, der Malcolm X des Rap zu werden, dann will ich der Marvin Gaye des Rap sein. Er hat alle berührt und das will ich auch erreichen. Oder der Coltrane des Rap. Diese Schiene schlagen wir auf jeden Fall mit Absicht ein. Früher habe ich viel souligere Musik gemacht, heute fluche ich sogar in manchen Tracks. Viele Leute, die mich aus meiner Anfangszeit kennen, sind echt geschockt deswegen. Manchmal muss man aber fluchen, um seinen Standpunkt klar zu machen. (lacht)
rap.de: Wie heißt du mit bürgerlichen Namen?
Stalley: Kyle
rap.de: Einfach nur Kyle?
Stalley: Nein. Ich heiße Yossouf. (lächelt verschämt)
rap.de: Warum wirst du so schüchtern? Denkst du, dein Name schüchtert die Menschen ein?
Stalley: Ja. Um ehrlich zu sein schon. Amerikaner schüchtert so was ein. Ich mein, ich habe schon den langen Bart, man sieht, dass ich Moslem bin, und wenn dann noch der Name kommt, assoziieren die meisten es mit etwas Militantem. Für andere heißt es, dass ich alles richtig mache, aber ich bin nicht perfekt.
rap.de: Den Zusammenhang verstehe ich nicht.
Stalley: Es hängt viel von der Art ab, wie man sich präsentiert. Ich kann immer nur ich sein, was nicht heißt, dass ich immer gleich sein werde. Für viele heißt es auch, dass ich in meinen Texten nicht fluchen sollte, weil ich durch den Bart wie ein radikaler Moslem aussehe und die Leute meinen, ich bin absolut rein und folge zu 100% dem Qur’an. Das ist nicht immer möglich. Verstehst du, was ich meine?
rap.de: Ich verstehe was du sagst, aber ich weiß nicht, ob ich dir komplett zustimmen kann. Inwieweit bindest du deine Religion mit in deine Musik ein? Welche Rolle spielt der Islam in deiner Musik?
Stalley: Ich glaube, gar keine. Ich binde sie nicht in meine Musik ein, ich bin einfach zufällig Moslem und mache zufällig Rap. Ich erwähne die Religion nicht in meinen Texten, wie manche anderen, die glauben der Islam ist ein Modetrend und es sei cool, Moslem zu sein. Die hängen es an die große Glocke. Das habe ich nicht nötig. Das Feedback, das ich von Muslimen weltweit bekomme, ist zwiespätlig. Eine Seite liebt meine Musik und ermutigt mich, weiter zu machen, die andere findet es ist Haram, also Sünde. Es beeinträchtigt die Texte natürlich und die Reaktionen, so wie auf diesem zweiten Mixtape jetzt, auf dem ich ab und zu mal fluche. Viele finden eben, ich sollte als Moslem in meinen Texten nicht fluchen. Aber es ist doch menschlich ab und zu mal zu fluchen. Am Ende des Tages, will ich aber schon alles richtig machen in den Augen von Allah.
rap.de: Hast du Angst davor, dass deine Religion kommerziellen Erfolg erschweren könnte?
Stalley: Ich glaube, dass Muslime sehr falsch dargestellt werden. Die Vorurteile der Nicht-Muslime bestimmen das Leben eines Moslems.
rap.de: Würdest du nicht gerne die Rolle des "Aufklärers“ übernehmen, oder deinen Erfolg als Chance sehen, Veränderungen herbeizuführen?
Stalley: Ich will anders sein, also ja. Ich würde diese Rolle annehmen, wenn sie mir angeboten würde. Wenn es sich so entwickelt, dann wird es so sein und wenn nicht, dann war es nie meine Bestimmung. Aber ich glaube auf der Business-Seite könnte ich Schwierigkeiten bekommen. Welches Major Label ist so mutig, jemanden zu signen, der für was Neues stehen könnte? Veränderung bedeutet Risiko für die Firmen. Meine Musik klingt Old School, weil ich an den Werten der Musik festhalte. Ich will kein komischer Hipster Dude sein, der über Klamotten und Turnschuhe rappt. Ich mag es, mich gut anzuziehen, aber es gibt soviel mehr, über das geredet werden muss.
rap.de: Glaubst du die ganzen Hipster-Newcomer sind nur eine Phase?
Stalley: Die machen Noise und es gibt eine Szene für diese Hipster, aber alles hat ein Verfallsdatum. Vor vier, fünf Jahren hat sich noch kein Mensch so angezogen und die Szene wird bestimmt bestehen bleiben, aber es wird nicht immer so erfolgreich sein, wie es jetzt gerade ist.
rap.de: Wie findest du die Themen für deine Musik? Was bewegt dich tagtäglich?
Stalley: Mein Alltag. Klingt nach Klischee aber ich gehe jeden Tag durch den gleichen Scheiß. Ich arbeite die ganze Zeit, habe aber nie genug Geld, ich kenne nicht alle meine Rechte und lasse mich manchmal abfertigen. Ich habe das Gefühl, ich kenne diese Welt, aber ich kann sie nicht durchschauen. Ich weiß nicht mal, wie dieses Land geführt wird. Ich bin ein schwarzer Mann, ich weiß nicht, was mir zusteht. Meine Mutter ist immer noch in Ohio, Cousins auch, die Angst haben aus ihrem kleinen Dorf heraus zu kommen. Ich will ihnen zeigen, dass es auch andere Orte gibt, schönere Plätze, an denen man was erreichen kann und 6 Dollar die Stunde nicht einen prima Job ausmachen. Ich bin nicht alt, und ich habe Freunde, deren Leben von Crack bestimmt wird. Ich gehe so selten zurück nach Ohio, weil es mir weh tut, sie zu sehen. Das sind alles Dinge, die mich tagtäglich zum Schreiben bewegen. Ich will Leuten zeigen, dass man was ändern muss und dafür musst du mutig sein.
rap.de: Und du hast den ersten Schritt schon gemacht. Du bist in New York. Du arbeitest aber auch mit Leuten aus Deutschland zusammen. Thoughts For Food hat den Großteil deines ersten Mixtapes "GoinApe" produziert. Wie hast du ihn kennengelernt?
Stalley: Über Scheiß-Myspace! (lacht) Ich bin so froh, dass ich Steve-O habe und den Rest der GFC-Truppe! Ich muss mich langsam von Myspace distanzieren und Kontakte professioneller aufbauen, dazu unterstützen die Jungs mich. Ich habe Thoughts über BeatApplier, auch ein Produzent, kennengelernt. Er hat meine Musik gut gefunden und mir Beats geschickt, die ich ganz heftig fand. Die erfolgreichsten Singles gehen wirklich auf seine Kappe. "Put Some Good In“, “Hip Hop Over Money” und mehr, aber ich habe ihn noch nie getroffen. Ich weiß nur, dass er aus Hanau ist oder Hamburg.
rap.de: Wie wichtig ist der europäische Markt für dich?
Stalley: Sehr wichtig. Ich glaube in Europa haben die Leute noch viel mehr Respekt vor den Künstlern. Hier scheinen die Leute uns manchmal fast satt zu haben. Wenn meine Musik es nach Europa schafft, dann wäre ich mehr als dankbar. Ich denke, meine Musik passt gut nach Europa. Als ich mit Mos Def auf Tour war, waren wir auch im Londoner Cargo und in Paris. Die Reaktionen waren wirklich positiv, gute Resonanz. Ich denke, Leute gehen durch den gleichen Struggle, deswegen klappte es auch so gut. Die Leute haben dir einfach zugehört. In New York musst du schon einen Namen haben, damit die Leute kommen und sich deine Show reinziehen. Du musst also bereits jemand sein, damit du ein noch größerer Jemand werden kannst. Die wollen, dass du raus kommst und ihnen was beweist, wobei ich mich immer frage, was ich eigentlich beweisen soll, denn die Musik ist doch schon da, sie wird nur nicht gehört, weil sie noch nicht an einem dieser Plätze ist, an denen die Massen sich wohl fühlen, zum Beipiel im Radio.
rap.de: Du meinst also ein Lyricist wird nicht mehr geschätzt. Glaubst du, dass man mit steigendem Berühmtheitsgrad einer werden kann, selbst wenn man eigentlich keiner ist? So wie bei Lil Wayne zum Beispiel? (lacht)
Stalley: Er ist kein guter Lyricist, aber er macht verdammt gute Tracks. Ich will nicht schlecht über ihn reden. Er ist was Amerika will. Der Hype macht ihn zu allem, was er genannt wird. Er ist überall, auf jedem Song. Seine Videos laufen überall. Also reden die Leute und wenn die einen reden, dann wollen alle anderen mitreden und so kommt der Hype. In Soho ist das so mit meinen Sachen, in New York siehst du auch überall meine Poster und so reden die Leute immer mehr und mehr. Ich blogge auch sehr fleißig. Meine Chancen liegen 50/50, entweder sie werden mich mögen oder eben nicht.
rap.de: Was bringt dich dann dazu weiterzumachen?
Stalley: Ich habe mir eine Art Deadline gesetzt. Wenn ich 29 bin und ich habe es noch nicht geschafft, dann war es das.
rap.de: Und dann was?
Stalley: Ich geh zurück zur Uni. (Gelächter) Ich habe mir zwar diese Deadline gesetzt aber das muss nicht zwingend heißen, das ich sie einhalten werde. Man kann nie wissen, was sich bis dahin, wie verändern wird. Ich liebe Hip Hop so sehr. Ich will einfach touren und Musik machen. Das ist mein Leben.
rap.de: Wie zufrieden bist du mit dem, was du bisher geschafft hast?
Stalley: Bisher bin ich ein wenig enttäuscht von mir selbst. Ich glaube, ich selbst bin der Grund dafür, dass ich nicht noch weiter gekommen bin. An manchen Tagen will man eben doch aufgeben und dafür gebe ich mir selber die Schuld. Manchmal frage ich mich, ob sie mich hören, ob meine Message rüberkommt, ob es überhaupt wen gibt, der meine Arbeit zu schätzen weiß. Deshalb fluche ich auch auf manchen Tracks, da hatte ich mich nicht mehr so richtig unter Kontrolle. Ich will, dass sie mich verdutzt anstarren und sich fragen "Moment mal, hat er etwa eben geflucht?“ (lacht) Hört mir zu verdammt! Lauryn Hill sagte es am besten: "I add a motherfucker so you ignorant niggas hear me.” Manchmal muss man die John Mayer-Theorie anwenden. Er musste am Anfang auch Pop-Songs machen, um dem Label und den Leuten die Augen zu öffnen und als er die Aufmerksamkeit hatte, hat er sein Ding durchgezogen.
rap.de: Wie weit könntest du deinen Style ändern für ein Major Label?
Stalley: Bis hierhin. Bis ich fluche (lacht). Nein, im Ernst, weiter als jetzt würde ich schon nicht mehr gehen. Ich habe meinen Stil schon leicht angepasst. Auch wenn manche dir erzählen wollen, es ginge nicht anders und ich würde pleite sein, bis ich sterbe. Ich komme mir dumm vor, wenn ich was mache, was mir nicht gefällt.
rap.de: Aber glaubst du wirklich, dass du richtig leben kannst von Rap?
Stalley: Ja, wenn ich meine loyale Fanbase habe, kann ich Verkaufszahlen garantieren. Plus Tour.. Doch, davon kann man gut leben. Live Shows werden gut bezahlt und ich bin gut auf der Bühne.
rap.de: Was ist der kreative Input in New York? In Brooklyn? In Crown Heights?
Stalley: Ist schwer zu sagen. Ich glaube, ich weiß es nicht und deswegen bin ich auch noch nicht so berühmt, wie ich es gerne wäre. Ich weiß noch nicht, was mich treibt, woher die Ideen kommen und wie ich dahin zurück finde. Ich sehe alberne Kids jeden Tag, ich arbeite bei Alife. Diese Kids sind so anders als die Kinder, mit denen ich aufgewachsen bin. Heutzutage prügeln sich Kinder irgendwie auch nicht mehr. Ich sage nicht, dass sie das sollen, aber trotz der Rezession,scheinen sie alles zu haben, was sie wollen. Ihre Probleme sind Klamotten und solche Sachen. Sie laufen mit so einem gewissen Selbstbewusstsein herum, das arrogant wirkt und sie meinen, sie können sagen, was sie wollen und zu wem sie wollen, denn die anderen Leute interessiert es auch nicht mehr. Als ich aufwuchs, hat man für manche Sachen einfach auf die Fresse gekriegt und ich sage nicht, dass es richtig ist, aber manche Leute brauchen eine kleine Belehrung. Das motiviert mich. Wenn sie von ihren Müttern nicht auf den Hintern kriegen, dann zumindest von mir durch Musik. Ich glaube die Leute verpassen was, sie verpassen was das Golden Age hinterlassen hat.
rap.de: Wo ist dein Platz?
Stalley: An der Spitze. Ganz ehrlich. Ich denke, Rap wird schrittweise wieder zurück gehen zu den 90ern und das ist mein Style. Ich habe mich nie geändert. Ich meine, die Leute nennen Young Jeezy’s "My President Is Black“ Conscious Hip Hop. Das ist doch irre. "My President is black, my lambo is blue..” – conscious? Nein. Musik muss und wird zurückgehen zu seiner ursprünglichen Form, die Menschen werden bald merken, dass ihnen etwas fehlt und zwar Musik, zu der sie einen Bezug haben, mit der sie sich identifizieren können. Das ist der Grund, warum ich überhaupt Rap höre. Als ich klein war, hat meine Oma nur Country gehört, also hörte ich auch Country. Ich kannte keinen Michael Jackson oder so was. Für mich gab es Country. Oma machte Frühstück, ich saß am Tisch und hörte Country. Hip Hop und Country haben viel gemeinsam, in den Texten wird Herz und Seele therapiert. (Gelächter)
rap.de: Was verstehst du unter Hip Hop?
Stalley: Hip Hop kann alles sein. Du, Ich, Kleidung, Gesichter – Hip Hop ist in so vielen Musikrichtungen vertreten, weil es jeden von uns repräsentieren kann. Ich kenne auch niemanden, der Hip Hop nicht mag. Hip Hop ist alles.
rap.de: Musik stirbt vielleicht nicht, aber es gibt Zeiten, wo sie einfach niemanden erreicht und deshalb etwas Neues kommen muss. Glaubst du nicht, dass das gerade auch so ein bisschen mit Hip Hop passiert?
Stalley: Die Leute, die sagen dass Hip Hop tot ist, mögen den aktuellen Stil einfach nicht. Ich mochte die Neunziger, ich mag aber auch Cash Money und Master P. Ich bin da mit allem down. Master P. war vielleicht kein großer Lyriker, aber er liebt Hip Hop und für seine Gegend war er eine Stimme. Das ist es auch, was ich gerne wäre. Deshalb rappe ich auch mit Slang, denn ich möchte dass die Welt weiß, wo ich herkomme. Common Sense oder Outkast haben nie groß gesagt, wo sie herkommen, aber ihre ersten Alben haben es dich spüren lassen. Wenn du "Resurrection“ hörst, hast du das Gefühl, schon einmal in Chicago gewesen zu sein. Dasselbe bei Outkast, du dachtest wirklich, du wärest gerade in Orlando.
rap.de: Glaubst du, dass die Heads von früher heute noch eine Chance haben?
Stalley: Nein. Das könnte einer der Gründe dafür sein, dass Hip Hop tot ist. Sie lassen ihn sich nicht neu erfinden. Sie sind selbstsüchtig. (lacht)
rap.de: Sind das Rap Nazis?
Stalley: Genau! Leute wie Nas oder Jay-Z wollen einfach immer die Besten sein und es auch bleiben, aber es wird immer eine Weiterentwicklung geben. Das lässt sich ein bisschen mit Michael Jordan vergleichen. Jeder weiß, dass er für alle Basketballfans der Größte ist, doch es wird Nachwuchsspieler geben, die vielleicht genau so gut oder sogar noch besser sind. Man sollte sagen "Ich ziehe jetzt meine Turnschuhe aus. Ich hatte meine Erfolge, ich habe Meisterschaften gewonnen und jetzt dürfen die Jungen ran.“. Michael Jordan kam ja wieder ein paar Mal zurück, aber er hat jetzt an Leute wie Kobe Bryant übergeben und genau das sollten auch Rapper machen. Ich beziehe das nicht nur auf Nas oder Jay-Z, das waren einfach Beispiele. Common hat jetzt versucht, so ein bisschen mehr in diese Elektro-Richtung zu gehen und es hört sich schrecklich an. Das ist überhaupt nicht sein Stil, er versucht einfach das zu übernehmen, was die jüngere Generation macht.
rap.de: Wer ist dein Lieblingskünstler?
Stalley: Ich.
rap.de: Ich wusste, dass du das sagen würdest! (lacht) Wer ist dein Lieblingskünstler außer dir selbst?
Stalley: Ich habe gar keinen mehr. Viele, zu denen ich früher aufgesehen habe, haben mich enttäuscht. Nas zum Beispiel. Er war für mich wie Michael Jordan, aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass er sich mit jedem weiteren Album ein bisschen mehr selbst tötet. Damit meine ich nicht, dass er schlechte Musik macht, aber er sollte einfach aufhören.
rap.de: Gibt es irgendeine Textzeile, die du am liebsten magst?
Stalley: Egal von wem? Hm, lass mich überlegen… Ach, verdammt, es gibt da so viele. (sehr lange Stille) Also, meine absolute Lieblingszeile ist wahrscheinlich von Nas. “The chair became a king’s throne, my destiny found me. / It’s clear why the struggle was so painful / Metamorphosis, this is what I was changed to / and God, I’m so thankful.”
rap.de: Aus welchem Song ist das?
Stalley: "You’re The Man“. Als ich das gehört habe, fand ich das richtig krass. Im Endeffekt beschreibt er, was er alles durchgemacht hat und schlussendlich sitzt er jetzt auf dem Thron und sein Schicksal hat ihn gefunden. Und versteht jetzt als König dann auch, warum er das alles erleben musste. Heftig.
rap.de: Lieblingszeile aus deinen Tracks?
Stalley: “It’s not what you cooking / it’s the ingredients you put in/ it’s not about waitin for the door/ it’s about putting your foot in/ the bad and the ugly/ if I’m sad you can hug me/ if I hate you you can love me/ cause I’m still tryin to put some good in/" Dieser Song repräsentiert mich. Im Endeffekt beantwortet dieser Track all die Fragen, warum ich Musik mache. Es sagt dir, dass ich nicht perfekt bin und du machen kannst, was du willst, auf mich reagieren kannst, wie es dir passt, aber am Ende des Tages will ich dir nur Gutes tun.
rap.de: Freuen wir uns also auf das Album. Micky Factz wird drauf sein, Blu, Jesse Boykins und MeLo X.
Stalley: Genau. Ich danke dir. "MadStalley“ – coming soon.